1.1 Einleitung
Da man bei den Just-in-Time gelieferten Teilen im Werk nur über sehr geringe Sicherheitsbestände verfügt, muß der Zulieferer in den aufgezählten Fällen so bald wie möglich verständigt werden, um sicher zu gehen, daß der Materialbedarf gedeckt werden kann.
Wenn es darum geht zu entscheiden, welche Zulieferer welche Teile oder Baugruppen Just-in-Time liefern, wo wird man zuallererst überprüfen müssen, ob folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
a) die Teile müssen eine bestimmte Größe aufweisen und
b) der jeweilige Tagesbedarf muß groß sein.
Mit anderen Worten JIT zahlt sich nur bei sehr großen Firmen aus, mit enormen Tagesbedarf. Es wäre unwirtschaftlich, wenn nicht bei jeder Fahrt zumindest der Großteil der Ladekapazität des Lkws genutzt würde, wenngleich bei JIT-Lieferungen (aus relativ geringen Entfernungen) auch kleinere Lkws in Betracht gezogen werden können, die bei Langstreckentransporten aufgrund der höheren Kosten nicht in Frage kämen.
Gehen wir davon aus, das oben genannt Voraussetzungen erfüllt sind und die Ladekapazität der Lkws ausreichend genutzt sind, so folgen noch zwei Bedingungen:
c) es muß mindestens viermal pro Tag geliefert werden, und
d) der Zulieferer muß sich in einem Umkreis von maximal 25 Kilometern, nur so kann garantiert werden, daß der Zulieferer mit der ausreichenden Flexibilität reagieren kann, wie sie die JIT Lieferungen erfordern.
1.2 Die sequenzierten Lieferungen
Sequenzierte Lieferungen sind bei genauer Analyse nichts anderes als bis zum Exzess getriebene JIT-Lieferungen, und die genaue Angabe der Fertigungssequenz über elektonischen Datenaustausch könnte man als eine Art elektronisches Kanban betrachten. Sie signalisieren, daß Material effektiv verbraucht wird und daher Nachschub erforderlich ist. Jedesmal, wenn ein Behälter mit neuem geschickt wird, wird wieder ein entsprechendes Kanban beigelegt, das zurückgeschickt wird, sobald begonnen wird aus diesem Behälter Material zu entnehmen. Solange kein Material gebraucht wird, gehen auch keine Kanbans an den Zulieferer zurück, und es wird auch kein Material nachgeliefert (Pull-System).
1.3 Kombiniertes Push/Pull- System
Selbst bei Umsetzung des beschriebenen Kanban-Systems wird auch für JIT-Lieferungen der DCI nicht überflüssig. Ganz im Gegenteil: er muß weiterhin als unersetzbares Hilfsmittel zur Vorausplanung der täglichen Produktion beim Zulieferer beibehalten werden. Die endgültige Feinabstimmung der Lieferungen an Ford im Laufe des Tages erfolgt dann über das Kanban-System (Pull-System) wird auch als kombiniertes Push/Pull- System bezeichnet.
1.4 Die Zulieferer
Unter den Zulieferern bzw. den Zulieferfirmen werden jene Institute verstanden, welche Ford Just-in-Time mit Baugruppen, z.B.: komplette Hinterachse, Sitze, Fußbodenisolierung u.a., beliefern.
Aus den letzten zwei Angaben der Lieferzettel (siehe kommende Seite) kann man sich ein Bild vom täglichen (physischen) Liefervolumen machen, wenn man davon ausgeht, daß die LKW wie unter dem Kapitel 4.1, "JIT bei Ford Spain; Einleitung" gefordert- ganz oder zumindest zu einem Großteil genützt sind.
Sehen Sie auf der folgenden Seite drei Beispiele:
1.4.1 Zeitplan für die JIT -Lieferungen
1.4.1.1 Entladung
Die folgende Tabelle enthält die genauen für die Entladung der einzelnen Lieferungen vorgesehenen Zeiten, mit Angabe der genauen Entladestelle.
Die JIT-Lieferungen von Teilen für das Montagewerk werden in den beiden Entladestellen (Nord und Süd) des Gebäudes 66 genannten Lagerhalle entladen. Einzige Ausnahme sind zwei der täglichen Lieferungen mit Windschutzscheiben der Firma CESA, JIT 4, die direkt an der Entladerampe der Montagehalle entladen werden, von der aus es einen einfachen Zugang zu der Stelle gibt, wo das Material verwendet wird. Allgemein gilt, daß das Material, sobald es entladen wurde, direkt an die Linie geführt wird - ohne jegliche Zwischenlagerung.
1.4.1.2 Entladestellen
Für die Entladung der JIT 1-7 stehen zwei Entladestellen zur Verfügung.
1.4.1.2.1 Entladestelle Nord
Die Entladestelle Nord des Gebäudes 66 ist einerseits für die kurzzeitige Zwischenlagerung von Kleinteilen, andererseits für die Entladung von JIT Lieferungen vorgesehen. Für letztere stehen jedoch in Entladestelle Nord nur ein Stapler und ein Schlepper zur Verfügung. Der Platz reicht für zwei Lkws mit großen Trailer, wenngleich immer nur einer auf einmal entladen werden kann. Aus diesem Grund kann es hin und wieder zu Wartezeiten kommen, wenn der vorgegebene Entladevorgang dem vorgegebenen Zeitplan nicht konform ist.
1.4.1.2.2 Entladestelle Süd
Die Entladestelle Süd ist die größere der beiden Entladestellen. Hier kommt der größere Teil des Materials für die Montage an, der auch hier zwischengelagert wird, und auch die restlichen JIT-Lieferungen werden hier von drei Staplern und drei Schleppern entladen. Die JIT-Lieferungen haben jedoch Vorrang gegenüber den normalen Lieferungen, um auch hier Wartezeiten zu vermeiden.
1.5 Schwachpunkte und Verbesserungsansätze
Eines der grundlegenden Charakteristika eines Just-in-Time Systems ist es, daß es ein sogenanntes Pull-System ist, d.h. die Materiallieferungen werden jeweils von der aktuellen reellen Produktion nach sich gezogen. Neues Material soll also nur dann nachgeliefert werden, wenn das vorhandene auch tatsächlich verbraucht wurde, und nicht früher. Im Idealfall würde der Materialbedarf überhaupt erst zu dem Zeitpunkt durch eine Lieferung gedeckt werden, zu dem er wirklich Auftritt, wie im Fall der sequenzierten Lieferungen (siehe auch Kapitel 4.2) .
Dadurch unterscheidet sich Just-in-Time von der klassischen Materialbedarfsplanung, die nach dem Push-System funktioniert. Bei diesem erfolgen die Materialbestellungen in Abhängigkeit der Produktionsvorhersage (also im voraus), ohne Berücksichtigung des u.U. tatsächlichen abweichenden Standes der Produktion. Da also die Daten der Produktionsvorhersage in der Praxis nicht zu jedem Zeitpunkt genau sind, ist man auf Sicherheitsbestände angewiesen, um ggf. Abweichungen der realen Produktion gegenüber der Vorhersage ausgleichen zu können.
Eines der zentralen Ziele der Just-in-Time Methode sind jedoch null Lagerstände (cero stocks).
1.6 Derzeitige Situation
Wenngleich auch das System in der Theorie aber auch in der Praxis funktioniert, heißt das nicht, daß es nicht bei genauerer Betrachtung, welche wir uns jetzt aber ersparen wollen, die eine oder andere Schwachstelle gibt, die es aber im Sinne des ständigen kontinuierlichen Verbesserungskonzeptes -japanisch: "Kaizen" auszumerzen gilt.
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