1. Die Krisenanfälligkeit des neuen Wirtschaftssystems
- Deutschland entwickelte sich zum Industriestaat
- auf konjunkturelle Hochphasen folgten regelmäßig Depressionen
- Depressionen wurden gesteigert durch:
- Produktionsbereich
- Fabrikwesen
- Entwicklung des freien Wettbewerbs (Weltmarkt)
- Folgeerscheinungen der Depressionen waren Konkurs, sinkende Preise, Zahlungseinstellungen, Geldmangel, Schließung von Unternehmen
- zyklischer verlauf von konjunkturellen Hochphasen und Depressionen im Rhythmus von etwa 10 Jahren
2. Die wirtschaftliche Entwicklung der Gründerjahre
- 1871: Reichsgründung
1871 -73: Firmengründungen, vor allem Einmannbetriebe
- vertrauen in wirtschaftlichen Aufschwung und französische Reparationszahlungen schufen Grundlage für sprunghaftes und ungesundes Wirtschaftswachstum
- Investitionen der Reparationszahlungen in Schwer- und Bauindustrie und in die Staaten des deutschen Reiches
- Juli 1870:
- Aufhebung der staatlichen Konzessionen für Gründungen von Aktiengesellschaften
- Spekulationen
- zwanghafte Expansion - Geldsucht
- Die Wirtschaft befand sich in einer konjunkturellen Hochphase
Merkmale: - stark steigende Investitionen
- Liquidität des Kapitalmarktes
- neue Eisenbahnlinien
- Einbeziehung der Industrie von Elsaß - Lothringen
- vereinheitlichter Wirtschaftsraum
- Ausweitung des Binnen- und Kapitalmarktes
3. Auslösende Faktoren für die Gründerkrise (1873 - 1879)
- Gründerkrise entwickelte sich zu einer Weltwirtschaftskrise
- Krisenerscheinungen erfaßten viele Länder
- zu starke Ausweitung der Produktion verhinderte Problemabbau durch Export
- wachsende Spekulationen
1870/71: Investitionen setzten nach Vernachlässigung im Krieg ein
- Spekulationen wurden verstärkt durch Abschaffung der Konzessionen für AG´s und großzügige Handhabung von Gründungen von AG´s
- Investitionen eines Teils der französischen Reparationszahlungen
- Investitionen noch bis 1874
4. Verlauf und Auswirkungen der Gründerkrise
- Verlauf: - 1873
Mai/Oktober: Zahlungsunfähigkeit von Banken und an Börsen
September: Schließung der New Yorker Börse - überhöhte Spekulationen von Eisenbahnaktien
Oktober: Berliner Börse hat große Verluste
> Arbeitslosigkeit, Produktionsrückgang, Inflation, Preissturz
- Auswirkungen
- Ausmaß der Gründerkrise relativ gering
- Abkehr vom Wirtschaftsliberalismus - Schutzzölle gefordert
- Organisation der Arbeiter und Unternehmer in Parteien und Gewerkschaften
- Wirtschaftswachstum geht zurück
- starke Verluste im Kapital- und Börsenbereich
- Zuwachsraten (Volkseinkommen und Beschäftigtenquote)
- steigendes Produktionsvolumen bis 1880
- normaler Preisrückgang
5. Bismarcksche Wirtschaftspolitik - "Schutzpolitik"
- Protektionismus vor Billigimporten aus GB
- Neomerkantilismus
- Bismarck ergriff staatliche Schutzmaßnahmen, die als Schutzpolitik, Protektionismus und Neomerkantilismus bezeichnet wurden.
Maßnahmen:- 1877 - ausländische Eisenerzeugnisse mit Zöllen belegt
- 1879 - auch auf Roheisen erweitert
- hinzu kommen eigene Maßnahmen der betroffenen Wirtschaftsbereiche
- Kartelle, Interessenverbände zum vertreten der Interessen gegenüber der Regierung
Folgen und Auswirkungen:
- Lebenshaltungskosten stiegen, Exportverschlechterung (Elektro- und Maschinenbau), Post, Telefon, Eisenbahn und Telegraphen werden verstaatlicht
Kartell: Zusammenschluß juristisch und wirtschaftlich weitgehend selbständig bleibender Unternehmen der gleichen Wirtschaftsstufe zur Marktbeherrschung durch Wettbewerbsbeschränkungen und Preisabsprachen
Syndikat: höchste Form der Kooperation von Kartellen, gemeinsame Vertretung nach außen, als Zusammenschluß gegen den weiteren Preisverfall
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