Die genannten Merkmale sind bei den vielfältigen rechtsextremistischen Organisationen unterschiedlich ausgeprägt. Manchmal sind nur Teilaspekte bestimmend, auch die Intensität und die Mittel des Kampfes gegen die freiheitlichen demokratische Grundordnung sind unterschiedlich. Während die Neonazis offen alle wesentlichen demokratischen Verfassungsgrundsätze ablehnen, versuchen die rechtsextremistischen Parteien z.B. "Nationaldemokratische Partei Deutschlands", ihre wahren Ziele hinter der Verfassung tagespolitischer Forderungen zu verbergen. Gewalt zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele lehnen sie verbal ab. Dagegen fordern einzelne Neonazis auch zur Gewaltanwendung auf.
Insgesamt lassen sich beim Rechtsextremismus vier große Bereiche unterscheiden:
a) Rechtsterroristische und gewaltbereite Zirkel
b) Neonazistische Parteien/Organisationen und Einzelaktivisten
c) Rechtsextremistische Parteien
d) Sonstige rechtsextremistische Organisationen
Zu a) Nach dem Abebben einer ersten rechtsterroristischen Welle Anfang der 80er Jahre zeigen sich immer wieder einzelne Ansätze für die Bildung rechtsterroristischer Zirkel. Rechtsextremistische Vereinigungen existieren indes zur Zeit nicht, weil das Unterstützerumfeld für ein aus der Illegalität heraus geführtes Vorgehen fehlen.
Die weitaus überwiegende Zahl der militanten Rechtsextremisten gehört keiner festgefügten Organisation an. Geprägt wird diese gewaltbereite "Szene" in erheblichem Umfang von den rechtsextremistischen Skinheads.
Dieser Personenkreis ist , wenn überhaupt meist nur in losen Zirkeln eingebunden. Hoher Alkoholkonsum und überwiegend mangelndes politisches Interesse stehen einer festen organisatorischen und ideellen Vereinnahmung grundsätzlich entgegen. Allerdings finden sich inzwischen erste Ansätze einer gewissen überregionalen Vernetzung. Von auf Dauer angelegten organisatorischen Strukturen in der Skinheadszene kann gleichwohl derzeit nicht gesprochen werden.
Zu b) - Neonazistische Parteien /Organisationen und Einzelaktivisten
Diese Gruppen streben direkt und offen eine nach dem Führerprinzip ausgerichtete totalitäre Staatsform und eine "Volksgemeinschaft" auf der Grundlage des Parteiprogramms der ehemaligen "Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei"(NSDAP) aus dem Jahre 1920 an. Die ungehemmte, aggressive Agitation und durchaus vorhandene Gewaltgeneigtheit erfordern gerade bei diesem Spektrum höchste Aufmerksamkeit.
Seit einiger Zeit wird ein verstärktes Zusammenrücken der neonazistischen "Szene" festgestellt- die gegenseitige Abgrenzung bisher miteinander konkurrierender Gruppen verringert sich zusehends. Es wird die Schaffund einer breiten Aktionsfront angestrebt.("Volksfront von rechts").
Als Reaktion auf die Verbote mehrerer Neonaziorganisationen und andere staatliche Repressionsmaßnahmen ist in der neonazistischen "Szene" ein Umstrukturierungs- und Neuformierungsprozess festzustellen. An die Stelle von Organisationen treten nun organisationsunabhängige, autonome Personenzusammenschlüsse, sogenannte Kameradschaften und Freundeskreise, die regional bzw. bundesweit durch Mailboxen, Mobiltelefone miteinander vernetzt sind.
Zu c) - Rechtsexremistische Parteien
Diese Vereinigungen agieren nach außen sehr viel vorsichtiger als die zuvor genannten Gruppen. Aus taktischen Gründen vermeiden sie nach Möglichkeit Diskussionen über das Dritte Reich und bevorzugen Aktivitäten, die sie als "deutscher Interessen" erscheinen lassen.
Zu d) - Sonstige rechtsextremistische Organisationen
Hierbei handelt es sich um eine Vielzahl von überwiegend kleineren rechtsextremistischen Zusammenschlüssen mit geringer Bedeutung. Sie präsentieren sich in der Regel ebenfalls "unverfänglich" und sind bestrebt, ihre eigentliche Ziele und Absichten nicht zu deutlich darzulegen.
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