Allgemeines
Wäre der Ölmarkt, ein Markt wie jeder anderer, bestimmt durch Angebot und Nachfrage, würde sich der Erdölpreis aller Wahrscheinlichkeit auf einem deutlich höheren Niveau bewegen.
Normal wäre es wenn Anbieter, die erschöpfbare Ressource Öl im Interesse der eigenen Nutzungsoptimierung verknappen und damit teurer machen würden, bis allmählich die Nachfrage wieder sinkt.
Ein weiterer Faktor zur Preisbildung sind die Rentabilitätserwartungen. So folgt das ein jeder Ressourcenmarkt immer Geldmärkte beeinflussen und umgekehrt.
Doch wie ist es möglich das der Erdölpreis in den letzten Jahrzehnten nicht gestiegen sind - mit Ausnahme von den Preissprüngen von 1974 und 1979.
Die Lösung ist, dass es den 7 größten Ölkonzernen bis zum ersten Ölpreisschock immer wieder gelungen ist, den produzierenden Ländern Ölliefermengen und Preise diktierten.
Über viele Jahrzehnte hinweg (bis 1973) war der Ölmarkt geprägt durch ein strukturelles Überangebot. Die Produktionskosten waren niedrig, die Preise waren niedrig und die Gewinne der Ölindustrie konnten nur durch Kartellbildungen auf der einen Seite und durch Diversifizierung in den "Down-stream"-Bereich. Dieser umfasst den Weg des Öls durch die Raffinerie bis hin zum Endkunden.
Die Erdölkrise zeigte deutlich wie verletzlich eigentlich die westliche Welt ist.
Außerdem entsteht der Ölpreis kurzfristig. Der Ölpreis spiegelt keine langfristigen Knappheiten, sondern erfolgt ausschließlich nach kurzfristigen Gesichtspunkten als Folge von momentanen Marktungleichgewichten zwischen Angebot und Nachfrage.
Heutzutage ist die Preisbildung am Ölmarkt äußerst sensibel. So könnten äußerst kleine Differenzen zwischen Angebot und Nachfrage im Bereich von wenigen Prozenten den Ölpreis verdreifachen. Dies ist ein klares Zeichen dafür das die Ölversorgung an ihre Grenzen stößt - es gibt praktisch keine Reserven mehr, um das Angebot kurzfristig zu erhöhen.
So betreiben die meisten Firmen aus Kostengründen keine Lagerhaltung mehr - denn sie sind zu einer "just-in-time"-Produktion übergangen.
Und natürlich spielen auch politische Erwägungen eine große Rolle.
Nach dem Zusammenschluß der OPEC war für kurze Zeit das monopolistische Diktat der Ölmultis beendet. Die OPEC-Länder verknappten das Angebot worauf die Preise anstiegen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Ölweltmarktes traten sich Anbieter- und Verbraucherstaaten mit praktisch gleicher Marktmacht gegenüber.
Die Preisschocks waren somit nicht eine zielgerichtete Politik der OPEC, vielmehr ein Resultat von Angebot und Nachfrage. Die Industriestaaten haben die Ölknappheit noch nicht wirklich realisiert.
Die OPEC hat auf dem Gebiet des Ölmarktes eine Vormachtstellung da ungefähr ¾ der Vorräte unter den Boden der OPEC-Länder ruhen.
Man könnte in den vergangenen 2 Jahrzehnten Zeuge einer Propagandaschlacht werden - zwischen der OPEC und den Nicht-OPEC-Staaten.
So haben die Nicht-OPEC-Staaten versucht der OPEC etwas vorzumachen da sie sagen dass es noch genügend Öl auf der Welt gäbe, das man erschließen würde, wenn die OPEC ihre Vormachtstellung mißbrauchen würde. Die OPEC bekannte im Gegenzug, dass sie jederzeit dazu in der Lage wären den gesamten Markt mit billigem Öl zu überschwemmen. So sind beide Seiten ständig dabei sich gegenseitig Märchen zu erzählen.
Fest steht allerdings, dass die Ölwaffe der OPEC solange noch genügend Munition hat, solange z.B. die Wirtschaft der USA vom billigen Öl abhängen.
Das der Ölmarkt bzw. der Ölpreis äußerst empfindlich ist zeigen die aktuellen Entwicklungen im Irak. Unmittelbar nach dem Beginn der US-Angriffe gegen den Irak war der Ölpreis am 20 März auf 25,50 $ gesunken, den niedrigsten Stand seit Dezember 2002.
Wie sensibel die Ölmärkte sind, zeigte die Reaktion der widersprüchlichen Meldungen über brennende Ölquellen im Südirak um die Stadt Basra, die den Ölpreis für ein Barrel der Leitsorte Brent zwischenzeitlich auf 27,50 $ stiegen ließ.
Insgesamt ist Öl in den vergangenen 3 Wochen um ein Viertel billiger geworden. Falls der Krieg mehr Zerstörungen anrichtet oder überdurchschnittlich lange dauert könnte der Erdölpreis jedoch wieder steigen.
Expertenmeinungen zufolge könnte jedoch der Preis zwischen 25 und 40 Dollar schwanken. Die weitere Preisentwicklung hänge ebenso davon ab ob die irakische Ölinfrastruktur im Krieg weitgehend unversehrt bleibe und die Versorgung nicht eingeschränkt würde.
In den vergangenen Wochen, bevor Kriegsausbruch, war die Nervosität der Ölhändler zu spüren: der Ölpreis kletterte auf 34 $. Die OPEC reagierte, da nun alle Mitgliedsländer selbst entscheiden können, ob sie mehr Rohöl auf den Markt pumpen wollen. Es existieren momentan keine Förderquoten mehr. Laut Berichten der OPEC gibt es allerdings keinen Grund für höhere Exporte da der Markt mehr als versorgt ist.
Ein wichtiger Faktor für die Entspannung der Ölmärkte war auch der Beschluss der Internationalen Energieagentur (IEA), im Notfall die Reserven von vier Milliarden Fass anzuzapfen.
Am 25. März dotierte in London die meistgehandeltste Nordseesorte Brent bei 26,73 $ je Fass. Diese Preiserhöhung ist jedoch nicht nur auf den Irakkrieg zurückzuführen da im Süden Nigerias der Ölriese ChevronTexaco eines seiner wichtigsten Ölfelder hatte schließen müssen, aufgrund anhaltender Kämpfe.
Erdölpreisentwicklung und Ursachen
Der Ölpreis wird immer nach den beiden Leitsorten WTI (West Texas Intermediate) und Brent berechnet.
Rein fiktiv ist dagegen der so genannte OPEC-Korbpreis. Er liegt derzeit unter dem Preis für Brent und stellt einen Mischpreis aus verschiedenen Sorten dar, welche die 11 Kartellmitglieder fördern. Real werden jedoch nur die einzelnen Sorten gehandelt. Der OPEC-interne Verrechnungspreis ist aber Grundlage für die Preispolitik des Kartells. Angestrebter Preis ist seit langem zwischen 22 und 28 Dollar.
Abhängigkeit des Ölpreises (am Beispiel des Irak)
Einer der wichtigsten Einflussfaktoren beim Erdölpreis ist das Vorhandensein bzw. das Fehlen von Öl aus dem Irak. Je nach Ausgang der momentanen Situation im Nahen Osten sind verschiedene Szenarien für die Preis denkbar.
Bereits vor Kriegsausbruch hat sich im Irak abgezeichnet, dass die Erdölpreise in den kommenden Wochen bzw. Monaten grossen Schwankungen unterworfen sein dürften. Natürlich bestimmen viele Größen den Erdölpreis, jedoch lässt sich nicht leugnen, dass das Vorhandensein bzw. Fehlen von irakischem Rohöl für die Erdölpreise die gewichtigste Einflussgrösse ist. Der Grund ist, dass sich Angebot und Nachfrage weltweit ungefähr gleich sind - wenn man von den irakischen Exporten absieht!
Momentan belaufen sich die Lagerbestände auf 150 Mio. Fass - dies ist ein äußerst hoher Wert. Jedoch wäre dies ohne den Irak nicht möglich gewesen denn hätte der Irak im Rahmen des humanitären Programms Erdöl exportieren können, würden sich heute die Erdölvorräte auf den tiefsten Stand seit 7 Jahren bewegen - anstelle des heutigen 7-Jahre-Höchststandes.
Viele Experten unterschätzen auch heute noch den Einfluss Iraks auf die Preise.
Es gibt jedoch noch viele andere Faktoren bei der Preisbildung, wie zum Beispiel:
. Ebenso lässt sich nicht leugnen, dass die OPEC und Saudi-Arabien im Besonderen die Erdölmärkte prinzipiell beeinflussen.
. Der Irak ist und bleibt der unberechenbarste Faktor. Die Entscheidung der irakischen Regierung, welche politischen Strategien verfolgt werden, wird den Erdölpreis stark beeinflussen
. Ebenso war das Eindringen der Türkei in den kurdischen Nordirak ein gewichtiger Faktor. Dieser Überfall hat ungefähr den Erdölpreis um einen Dollar verteuert.
. Daneben erhöhten auch Streikdrohungen, die in Norwegen, Kuwait und Kolumbien, die Unruhe in der Erdölbranche. Wahrscheinlich dürfte keiner dieser Streiks zur extremen Eskalation führen, jedoch fördern sie in ihrer Masse das Steigen des Erdölpreises.
. Politische Geschehnisse sind aber nicht die einzigen Faktoren, die den Erdölpreis bestimmen. Ebenso sind die ökonomischen Rahmenbedingungen sehr wichtig. Da noch immer ein Überangebot von Erdöl besteht werden die Lager aufgestockt werden müssen. Dies ist der Grund weshalb der Irak ein für den künftigen Erdölpreis derart wichtiger Faktor ist. Jeder Kurswechsel in der Politik Saddams wird deshalb einen tiefgreifenden Einfluss auf die Ölpreise haben.
|