In ihrem erfassen der Gesellschaft knüpft die FS an der Marxschen Kapitalismuskritik an. Ich möchte diese nun kurz erläutern.
Laut Marx beinhaltet das Kapitalverhältnis ein Tauschverhältnis. Der Arbeiter tauscht seine Arbeitskraft gegen einen bestimmten Geldbetrag und stellt als Gegenleistung dem \"Käufer\" seine Arbeitskraft zur Verfügung. Nach Beendigung dieses Verhältnisses für ein gewisses Zeitquantum kann dieser Vorgang beliebig wiederholt werden. Der Arbeiter existiert als freies und autonomes Individuum, das, anders als der Sklave, nicht durch physische Gewalt zur Arbeit gezwungen wird. Marx´ Untersuchung besteht darin, aufzuzeigen, wie sich hinter diesem scheinbar gerechten Austausch in Wahrheit ein Ausbeutungsverhältnis verbirgt.
Der Wert einer Ware wird durch ihre Herstellungskosten und die aufgewendete Arbeitszeit bestimmt. Durch immer neue technische Innovationen, Rationalisierungen und billigere Rohstoffe wird die Ware billiger.
Indem der Arbeiter seine Arbeitskraft als Ware anbietet unterwirft er sich der gleichen Wertbestimmung wie jede Ware. Ihr Wert entspricht dem Arbeitsquantum, das zu ihrem Existieren notwendig ist, also die Kosten, die für die Lebenserhaltung des Arbeiters notwendig sind. Die untere Grenze des Werts der Arbeitskraft wird jedoch durch den Wert der physisch unentbehrlichen Lebensmittel festgelegt.
Der Kapitalist erwirbt die Arbeitskraft des Arbeiters für eine bestimmte Geldsumme, um sie im Produktionsprozess einzusetzen. Die Ungleichheit des Tauschverhältnisses zwischen Kapital und Arbeit besteht nun darin, dass der Arbeiter während des Produktionsprozesses mehr Wert schafft, als er kostet. Wäre dies nicht so hätte der Kapitalist kein Interesse am Arbeiter.
Der Kapitalist macht laut Marx nichts weiter, als das von ihm erworbene Arbeitsvermögen so weit wie möglich anzuwenden und die Fähigkeiten des Arbeiters, mehr Kapital zu schaffen als er gekostet hat, auszubeuten.
Während in vorkapitalistischen Gesellschaften (Sklaven, Bauern im mittelalterlichen Feudalismus) das Ausbeutungsverhältnis offen vorliegt, ist es in der kapitalistischen Gesellschaft verschleiert. Dem Sklaven ist bewusst, dass er ausgebeutet wird, der Arbeiter jedoch denkt seine Arbeit würde bezahlt, nicht seine Arbeitskraft. Das Wesen der Gesellschaft, auf Ausbeutung zu beruhen, ist nicht unmittelbar wahrnehmbar.
Die Frankfurter Schule nimmt den Marxschen Gedanken auf und macht ihn zur Grundlage ihrer Gesellschaftstheorie. Sie beziehen die Marxsche Erkenntnisse auf alle Lebensbereiche und weisen nach dass im Tausch nicht nur eine ökonomische Unterdrückung vorliegt, sondern eine allgemeine Unterwerfung des Besonderen unter dem Allgemeinen. Der Austausch zweier Waren, z.B. eines Handy gegen Stiefel zeigt, dass im Tauschakt von der unterschiedlichen, materiellen Qualität der Gegenstände abgesehen wird und sie miteinander verglichen werden. Damit zwei unterschiedliche Dinge verglichen werden können, müssen sie aber ein gemeinsames Merkmal besitzen. Dieses Gemeinsame oder Allgemeine, die den Tauschwert der Waren bildet, ist die investierte Arbeitszeit. Indem so unterschiedliche Gegenstände miteinander verglichen werden, wird von ihrer Besonderheit abgesehen und diese dem Allgemeinen unterworfen. Diesen Prozess nennt man Abstraktion.
Auch die Natur ist dem Prozess der Degradierung zum Objekt unterworfen. Natur wird unter dem Aspekt der Nutzbarmachung und Verwertbarkeit vom Subjekt zum Objekt erniedrigt. Dieses Verhalten der Menschen zur Natur spiegelt sich in ihrem Verhalten zueinander wider; die Menschen behandeln sich gegenseitig als Objekte, als Mittel für ihre Interessen, nicht aber als Subjekte, unmittelbare Ziele und Zwecke ihrer Handlungen.
Die Degradierung zum Objekt scheint in der Geschichte immer wichtiger und das Besondere scheint mehr und mehr an Wert zu verlieren. Auch die Freiheiten und die Autonomie des einzelnen sind in unserer verwalteten, kapitalistisch orientierten Welt immer schwieriger auszuleben.
Marx und Hegel sahen die Geschichte als unaufhaltsamen Progress, diese Ansicht negiert die FS. Zwar sieht sie die Geschichte auch als widersprüchlich ablaufenden Prozess, jedoch entzieht sie sich dem Endzielgedanken.
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