Bei der technischen Analyse wird versucht, von vergangenen Kursverläufen Rückschlüsse auf zukünftige Kursbewegungen zu ziehen. Es wird davon ausgegangen, dass die Kursentwicklungen bestimmten Trends folgen und dass sich diese Trends wiederholen werden. Die Chartanalyse wird vor allem zur Auswahl eines geeignetes Kauf- und Verkaufszeitpunktes genutzt und meist durch Computerprogramme unterstützt.
Der Trend
Ein Trend ist eine Kursbewegung, die deutlich in eine Richtung geht. Ein Trend kann sich über ein Jahr, Majortrend, aber auch nur über wenige Tage, Minortrend, erstrecken. Der Kleinanleger wird mehr am mittelfristigen Trend interessiert sein, denn dort liegen eher seine Chancen.
Der Trenddurchbruch
Was nun, wenn ein Trend plötzlich die Systematik verliert und die Trendlinie durchbricht? Man sollte über den Verkauf seiner Aktien nachdenken, denn es handelt sich hierbei um einen Trenddurchbruch. Die Beobachtung der Trendlinie ist jetzt um so wichtiger. Wenn nämlich die Up-Trendlinie nach oben durchbrochen wird, dann soll man laut Chartisten nicht zögern seine Aktien zu verkaufen.
Umgekehrt ist der Trenddurchbruch einer Down-Trendlinie nach oben möglicherweise ein bedeutsames Kaufsignal. Wenn nach längerer Abwärtsbewegung die Down-Linie positiv ausbricht, ist vermutlich die größte Gefahr vorbei, und man sollte einen Kauf überlegen.
Der Trendkanal
Wenn bei der Kurskurve die oberen wie die unteren Spitzen mit jeweils einer Trendlinie versehen werden, ergibt sich der sogenannte Trendkanal, der aus zwei Trendlinien besteht.
Wichtig ist die Breite des Trendkanals, sie hängt letztlich vom Temperament der Aktie ab. Bei konservativen Papieren wird der Trendkanal entsprechend schmal sein - und umgekehrt.
Die Widerstandslinie
Oft gelingt es Aktien nicht, ein Kursniveau über einen bestimmten Zeitraum hinweg zu unter- oder überschreiten. Diese Kursbarriere für einen Durchbruch nach oben heißt im Chart "Widerstandslinie". Umgekehrt ist die Unterstützungslinie eine Sicherheit für Anleger, dass die Aktie nicht weiter nach unten fällt.
Kopf-Schulter-Formation
Die Kopf-Schulter-Formation ist eine der bedeutendsten Trend-Umkehr-Formationen. Diese Formation bedeutet immer, dass die Aktie an seinem Kopf den Höhepunkt erreicht hat und in absehbarer Zeit nach unten gehen wird.
Die linke Schulter zeigt das Ende eines Aufwärtstrends. Nach einem kurzen Rückgang wird dann beim darauffolgenden Kursanstieg die linke Schulterhöhe überschritten und der Kopf erreicht. Der darauffolgende Kursverfall wird dann noch durch die rechte Schulter unterbrochen.
Das wichtigste Kennzeichen einer Kopf-Schulter-Formation ist die sogenannte Nackenlinie, die als Gerade die beiden Zwischentiefs vor und nach dem Kopf verbinden muss.
Wichtig ist, dass man keinesfalls zu früh oder zu spät ein- oder aussteigt. Denn an der ersten Schulter einzusteigen, bedeutet hohes Risiko, da sich der Trend noch weiter nach unten entwickeln kann. Sicherer und vernünftiger ist es abzuwarten, bis zur zweiten Berührung der Aktie der Nackenlinie. Die Gewinnmöglichkeit ist geringer, aber deutlich sicherer.
Umgekehrt: Vom Trend her gesehen kann eine Kopf-Schulter-Formation natürlich auch genau das Gegenteil bedeuten. Nämlich dass sich die Aktie nach dem Kopf (der jetzt unten liegt) nur noch nach oben entwickeln kann. Auch hier sollte man nicht einsteigen, sobald man nur den Kopf vermutet, sondern man sollte warten bis die Aktie die Nackenlinie zum zweitenmal erreicht.
Untertasse
Bei der Untertasse, die wie ihr Name schon sagt, einer Untertasse oder einer Salatschüssel ähnlich sieht, kommt es nach einem kontinuierlichen Rückgang der Kurse zu einem ähnlich kontinuierlichen Anstieg. Wichtig ist die Breite der Untertasse, sie kann Aufschluß darüber geben, wie hoch die anschließende Aufwärtsbewegung sein könnte. Oftmals kommt es auch zur Ausbildung einer kleinen Plattform, eines Absatzes am Ende der Rundung. Sobald diese Plattform erkennbar ist, ist ein Kaufsignal gegeben.
Dreieck
Eine häufige Trendbestätigung ist auch das Dreieck. Die Kursschwankungen werden immer geringer - bis sie ausbrechen. In einem bulligen ebenso wie in einem bärischen Dreieck. Beim "bullish-triangle" (Hausse-Dreieck) sollte ebenso wie beim "bearish-triangle" (Baisse-Dreieck) der Ausbruch nach oben oder unten etwa nach zwei Drittel der Formation erfolgen. Dreiecke, die sich bis in die Spitze hinein bewegen, sind danach oftmals nicht besonders ausbruchskräftig.
Flagge
Die Flagge ist eine eindeutige Konsolidierungsformation. Auch sie soll einen Trend bestätigen, obwohl sie immer gegen den Trend gerichtet sind.
Die Flagge ist unter anderem daran zu erkennen, dass sie einen Mast hat, der an der Spitze ein schräg herabhängendes Parallelogramm trägt. Der Mast wird durch einen plötzlichen Kursanstieg gebildet.
Auch bei Flaggen gibt es einen Aufwärts- beziehungsweise eine Abwärtstrend. Unbedingt sollte man darauf achten, dass sich die Formation deutlich erkennbar schräg sowie schmal ausbildet. Nur dann ist das Signal zuverlässig. Anstieg und Rückgang der Notierungen sollten nicht viel länger als eine Woche dauern. Insgesamt müßte sich die Flagge in einem Monat gebildet haben.
|