Die Globalisierung der Märkte führt in den betroffenen Ländern zu bedeutenden Veränderungen des wirtschaftlichen Alltags und dem gewohnten Umfeld der Unternehmen. Oft nicht rechtzeitig erkannt, rollt die "Globalisierungswelle" über viele Unternehmen hinweg und beinhaltet ernstzunehmende Risiken, die im folgenden, speziell für kleine und mittlere Unternehmen untersucht werden sollen.
Hand in Hand mit der Globalisierung der Märkte findet auch häufig eine Globalisierung der Unternehmen statt. Vor allem große Technologiekonzerne planen ihren internationalen Marktauftritt und setzen ihn um, was in der Regel zu Machtstrukturen führt. In solchen Situationen ist es für KMU wichtig diese Schritte der Konkurrenz in der eigenen Branche vorauszusehen und mit einzuplanen und zur Stärkung der eigenen Marktmacht Gegenschritte einzuleiten, wie z.B. das Eingehen von Kooperationen mit anderen Unternehmen.
Häufig ist eine Notwendigkeit gegeben sich mit den Großunternehmen selbst zu verbinden, wenn keine geeigneten kleinen und "ebenbürtigen" Kooperationspartner vorhanden oder bereit zu Kooperationen sind. Solche Fusionen, die heute keine Seltenheit mehr darstellen, führen meist zu einem "Verschlucken" des Unternehmens, was wiederum oft den Verlust der Selbständigkeit des KMU darstellt. Ist ein Unternehmen in einen Konzern eingegliedert, ist das Verhältnis des Unternehmens zur obersten Führungsebene zunehmend anonym, was eine kreative Zusammenarbeit nicht erleichtert und das KMU selten als gleichwertigen Kooperationspartner gelten lässt.
Die gravierendsten Nachteile, die KMUs gegenüber den Großunternehmen haben, sind ihre finanzielle Größe und die meist wesentlich kleinere Ausbringungsmenge der Produktion, die meistens nicht ausreicht um internationale Märkte zu beliefern, was wiederum nötig ist um im Rahmen der Globalisierung "mitmischen" zu können. Die KMUs, die sich entschließen ihre Größennachteile durch Kooperationen auszugleichen, bzw. durch Expansion ins Ausland wieder konkurrenzfähig zu machen, stehen oft vor fast unüberwindbaren Hindernissen, meist finanzieller Art. So ist z.B. das Ausnutzen weltweiter Standortvorteile eine Frage des Kapitals, des technischen Niveaus und der Mobilität. Viele der kleinen und mittelständischen Unternehmen haben nicht diese Voraussetzungen und konzentrieren sich weiterhin auf den regionalen Markt. Wird auf Direktinvestitionen verzichtet, erliegt das KMU eventuell dem Konkurrenzdruck des multinationalen Unternehmens (Global Player), das alle Vorteile von Direktinvestitionen im Ausland genießt, nämlich Standortvorteile, unternehmensspezifische Wettbewerbsvorteile die weltweit ausgenutzt werden können und Internalisierung, also der Verzicht über Märkte agieren zu müssen.
Zusätzlich müssen solche Unternehmen, für die eine Auslandsaktivität nicht möglich ist, dem Kostendruck des Standortes Deutschland, vor allem ausgelöst durch die sehr hohen Lohnnebenkosten, damit begegnen, daß sie Beschäftigungsabbau und Rationalisierung im Inland betreiben. Betroffen sind vor allem die handwerklichen Betriebe und die Agrarwirtschaft.
Die Firmengröße von KMU kann auch in dem Sinne von Nachteil sein, als daß Potentielle Kapitalgeber wie Beteiligungsgesellschaften oder Banken, die auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten sind, erst ab einer bestimmten Unternehmensgröße auf die Kapitalsuchenden KMUs aufmerksam werden, bzw. sie sind nicht bereit die hohen Analyse- und Informationskosten in Kauf zu nehmen um das Anlageobjekt hinsichtlich des Risikos zu untersuchen. Genau diese Kosten scheuen auch die KMUs selber, wenn sie sich über ausländische Absatzmärkte oder Investitionsmöglichkeiten umsehen müssen bevor sie selber expandieren. Oft vereinfachen die potentiellen Anleger ihre Entscheidung, indem sie die Firmengröße mit Leistung gleichsetzen, da auf dem mittlerweile globalen Anlagemarkt die Vielfalt der Möglichkeiten nicht mehr zu untersuchen wäre. Diese Vereinfachung ist natürlich unsinnig und hat natürlich für die KMUs, vor allem wenn sie in der Entwicklungsphase sind, fatale Folgen, da gerade dort der Bedarf an Kapital am größten ist.
Die Folge von der Schwierigkeit an Kapital zu gelangen und die eigentliche Unternehmensgröße selbst, vor allem der Forschung und Entwicklungsabteilung, hat auch oft die Folge, dass KMUs zu lange brauchen um Produkte auf den Markt zu bringen, und wenn der Schritt getan ist, können sie oft nicht mit der Wachstumsgeschwindigkeit des Marktes mithalten. Auch die Analyse des Marktes um ein Produkt oder eine Dienstleistung besser an die Bedürfnisse des Kunden anzupassen, ist für viele KMU nur schwer realisierbar.
Kleine und mittlere Unternehmen gelten zwar als sehr flexibel und an den Markt anpassungsfähig, aber es gibt auch viele, meist Familienbetriebe, die seit ihrer Gründung einen kleinen, meist regionalen Markt beliefern, oft mehr traditionell statt effizient produzieren und sich auf einmal mit der Situation abfinden müssen, dass ein ausländisches Konkurrenzunternehmen in ihren Markt eingedrungen ist und preisgünstiger seine Produkte anbietet. Dieses Phänomen war bei der Deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie zu beobachten, die plötzlich im Wettbewerb mit den südeuropäischen Ländern stand und damit letztendlich untergegangen ist. Dieser Konkurrenzdruck hat mittlerweile auch die Branche des Maschinenbaus und der Autozulieferer, unter denen sich viele KMUs befinden, erreicht und es ist abzusehen, dass weitere Branchen zukünftig betroffen sein werden. Die Devise "Business as usual" wird für die KMUs und für die Wirtschaftspolitik auf lange Sicht schwere Folgen haben. Wichtig ist vor allem das rechtzeitige Erkennen der prekären Situation, damit die vom Konkurrenzdruck geschwächten Unternehmen nicht wie oben beschrieben geschluckt werden.
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