In gewisser Weise könnte die Krise am Golf als \"Testfall\" für die UNO, Völkerrechtsverbrecher in die Schranken zu weisen, bezeichnet werden . Ein neues kooperatives Verhältnis zwischen Moskau und Washington ermöglichte eine Reaktivierung der UNO. Nach dem Ende des Kalten Krieges war die Rede von einer neuen Weltordnung; die Großmächte forderten sich nicht mehr als weltpolitische Rivalen heraus und die Vereinten Nationen konnten erstmals als das System kollektiver Sicherheit, als das sie eigentlich gedacht waren, agieren, da der Sicherheitsrat nicht blockiert wurde.
Obwohl Gorbatschow und zahlreiche andere sowjetische Spitzenpolitiker die Einnahme Kuwaits durch den Irak stark verurteilten und die strikte Durchsetzung der UN-Beschlüsse forderten, machte das Land in seinem praktischen Verhalten klar, daß es weiterhin Rücksicht nehmen werde auf die bisher engen Beziehungen zum Irak. Dahinter stand, daß sich einerseits anfangs des Konfliktes immer noch etwa 3000 russische Staatsbürger praktisch als Geiseln im Irak aufhielten und man sich andererseits in Moskau durch ein \"Wohlverhalten\" immer noch eine spätere Rückzahlung der beträchtlichen irakischen Schulden - Schätzungen nach, um die 10 Mrd. US $ erhoffte.
Da diese Interessen klar in Spannung mit einer Chance, engere politische, wirtschaftliche und finanzielle Beziehungen zu Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten zu knüpfen stand, machte die Sowjetunion klar, daß es trotz der Zustimmung zu einer entsprechenden UN-Resolution an einer Befreiung Kuwaits mit Gewalt nicht teilnehmen werde.
Weiters ist UN- intern noch zu erwähnen, daß die sowjetische Führung dieses Mal darauf verzichtete, wie früher die militärische Aktion nur einer UN-Truppe zu erlauben und somit den USA gewissermaßen freie Hand gab für einen späteren Militäreinsatz. Bemerkenswert ist außerdem, daß China darauf verzichtete, ein Veto einzulegen. Somit verlagerte sich das Geschehen großteils auf die beiden Hauptantagonisten USA und Irak.
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