Einer autoritären Regierung stand nun nur noch die Sozialdemokratie im Weg.
Diese stützte sich auf eine mächtige Parteiorganisation und auf den Schutzbund, der trotz des Verbotes im März 1933 noch immer illegal weiterbestand.
Doch alle Versuche von sozialdemokratischer Seite (auch auf christlichsozialer Seite durch Leopold Kunschak) durch Leopold Bauer, der autoritären Entwicklung Einhalt zu gebieten, blieben vergeblich. Das Jahr 1934 setzte mit einer verstärkten Terrorwelle der National¬sozialisten ein, die Heimwehr versuchte gleichzeitig, durch die Machtübernahme in einzelnen Bundesländern das autoritäre Regime zu verbreiten.
In diesen Bundesländern brannten die Arbeiter darauf, der Gewalt mit Gewalt zu entgegnen.
Der italienische Unterstaatssekretär Suvich stellte im Namen Mussolinis am 18. Jänner 1934 die Forderung endlich die Sozialdemokratie als letztes Hindernis zur Errichtung eines austro - faschistischen Staates auszuschalten. Er fand damit besonders beim Sicherheitsminister Emil Fey Gehör. Dollfuß verstärkte daraufhin die Provokationen gegen die Sozialdemokraten:
- Entfernung der demokratisch gewählte Führung der Arbeiterkammern.
- Waffensuchaktionen.
- Verhaftung der militärischen Führer des aufgelösten Schutzbundes (u. a. Major A. Eifler und Hauptmann R. Löw).
Der verbotene Schutzbund stand (auf sozialistischer Seite) in ständiger Alarmbereitschaft.
Die Partei selbst nahm eine abwartende Haltung ein. Sie veröffentlichte ein Flugblatt (das sofort konfisziert wurde), dass sie das Signal zum allgemeinem Widerstand im ganzen Lande geben würden, wenn die Regierung
- die sozialdemokratische Partei aufgelöst,
- die Gewerkschaftsbewegung verboten,
- die Arbeiterpresse unterdrückt,
- das Wiener Rathaus besetzt oder
- eine "faschistischen Verfassung" eingeführt werden sollte.
Während am 8. Februar das Wiener Parteihaus von bewaffneter Exekutive besetzt wurde, forderten die Heimwehren Tirols nach Einsetzung von Regierungskommissären und Vertrauensmännern der Heimwehr.
Dollfuß begab sich 4 Tage vor dem Putsch - als solchen bezeichnet Gedye die Vorkommnisse des 12. Februars - nach Budapest und erhielt dort durch Suvich seine letzten Anweisungen durch Mussolini. Am Samstag, den 10. Februar kam er nach Wien zurück und hielt eine letzte Unterredung mit Fey.
Am Sonntag, dem letzten Tag vor dem Beginn der Kämpfe, hielt Fey eine Ansprache bei einer Heimwehrkundgebung - "Ich habe mit Dollfuß gesprochen und kann euch nun mit Gewissheit sagen, dass er unser Mann ist. Morgen schon werden wir mit dem Aufräumen beginnen und wir werden ganze Arbeit leisten."
Als letzte Vorbereitung "beraubte" Fey Karl Seitz auf vollkommen ungesetzliche Weise der Kontrolle über die Polizei, die dieser als Bürgermeister und Landeshauptmann Wiens innegehabt hatte und ersetzte ihn durch einen Sicherheitskommissär.
Alle diese Umstände, von der Ausschaltung des Parlamentes an, gaben den sozial¬demokratischen Aktionen vom 12. Februar 1934 eine Art Aktivlegitimation, die österreichische Bundesverfassung verteidigt zu haben.
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