Durch die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England entstandene Streitfrage, wie die englische Notenbank die Geldmenge am zweck-mäßigsten reguliere, bildete sich die Bankingtheorie, deren Hauptvertreter Thomas Tooke und John Fullarton waren. "Die Anhänger der Bankingtheorie waren der Meinung, daß eine enge Bindung der Emission von Papiergeld, also der Ausgabe von Papiergeld, an die Goldvorräte der Notenbank unnötig sei, da es auch ohne diese Regel zu einer stabilen Ausweitung der Papiergeldmenge kommen würde." Die Bankingtheorie forderte, "daß nur ein bestimmter prozentualer Anteil der umlaufenden Banknoten durch Gold gedeckt werde, während der restliche Teil des umlaufenden Geldes durch Handelswechsel zu decken sei. Diese Auffassung beruht auf dem
Fullarton'schen Rückströmungsprinzip. Dieses Prinzip besagt, daß Bank-noten, die durch Ankauf von Handelswechseln seitens der Notenbank in den Umlauf gelangt sind, bei Fälligkeit der Wechsel nach spätestens drei
Monaten wieder an die Notenbank zurückfließen und die Geldmenge entsprechend verringern."
Die Bankingtheorie sorgt also dafür, daß die Notenbank keinen Einfluß auf
die Papiergeldmenge hat, da diese abhängig von dem Kreditbedarf der Wirtschaft ist. Dadurch ist auch eine stabile Ausweitung der Papiergeldmenge gewährleistet, da nur so viel Geld in Umlauf kommt, wie die Wirtschaft benötigt. In Zeiten, in denen eine gute wirtschaftliche Lage herrscht, erhöht sich die Papiergeldmenge, da die Wirtschaft einen hohen Kreditbedarf hat, z.B. zum Kauf von neuen Maschinen um mehr Güter zu produzieren. Es werden mehr Handelswechsel in Umlauf gebracht und an die Notenbank verkauft, die dafür Papiergeld ausgibt, was zu einer Erhöhung der Papiergeldmenge führt. Bei Fälligkeit, der von der Notenbank angekauften Wechsel, fließt das für die Wechsel ausgegebene Papiergeld wieder zurück an die Notenbank und die Papiergeldmenge verringert sich. In Zeiten, in denen eine schlechte wirtschaftliche Lage herrscht, hat die Wirtschaft einen sehr geringen Kreditbedarf und es kommt zu keiner bzw. nur zu einer sehr geringen Geldmengenerhöhung, da nur sehr wenige Handelswechsel an die Notenbank verkauft werden. Die Wirtschaft regelt also die Geldmenge auto-matisch, "da sie nur eine solche Geldmenge nachfragt, die sie zur
Finanzierung des Warenwertes tatsächlich benötigt." "Die Bankingtheorie nannte man auch eine moderne Theorie, da sie eine elastische Handhabung der Notenausgabe ermöglichte, da sich die Notenausgabe den jeweiligen Bedürfnissen der Wirtschaft anpaßte."
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