Die Unterwerfung ganzer Kontinente war der Ausdruck einer immer krasseren Zweiteilung der Welt in starke und schwache, in wirtschaftliche entwickelte und weniger entwickelte Länder.
3.3.1 Indien: das schönste Juwel der britischen Krone
Indien, zudem auch neben dem heutigen Indien auch Pakistan und Bangladesch gehörte, war der Kern des britischen Kolonialreiches.
Seit er Gründung der "Ostindischen Handelskompanie" war Indien grossenteils besetzt und für britische Wirtschaftsinteressen erschlossen. Noch aber unterstand der Subkontinent nicht unmittelbar der staatlichen Herrschaft Grossbritannien. Indien bildete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem einen Bestandteil des weltumspannenden britischen Wirtschaftsraumes. Danach begannen die britischen Verwalter, Indien politisch und kulturell auf England auszurichten. Sie gaben christlichen Missionsgesellschaften freie Hand bei ihrem Wirken, gestalteten das Bildungssystem nach britischem Muster um und bekämpften alte indische Sitten. Gleichzeitig bauten die Briten eine moderne Infrastruktur auf.
Die zunehmende Verwestlichung Indiens löste zusammen mit der fortwährenden Expansionspolitik der Briten 1857 einen grossen Aufstand aus. Der Aufstand konnte nur mühsam unterdrückt werden und die Aufrührer wurden grausam bestraft. Dies führte zu einer Änderung der Indien-Politik.
Die "Ostindische Handelskompanie" wurde aufgelöst und Indien 1858 als Kolonie direkt der britischen Krone unterstellt. Ein englischer Vizekönig übernahm in Kalkutta die Regierungsgeschäfte. Die zerrütteten Verhältnisse im kolonisierten Gebiet erzwangen also den Übergang zu seiner politischen Beherrschung.
Die britische Verwaltung schuf eine völlig neue Form der Kolonialherrschaft. Hier hatte es nie eine dauerhafte europäische Besiedlung gegeben. Die verschwindend kleine britische Minderheit in Indien entwickelte keinen Bezug zur indischen Gesellschaft. Als über alle Massen bevorzugte Oberschicht lebte sie völlig abgeschirmt vom indischen Alltag. Diese Lebensweise nährte einen Überlegenheitsdünkel der Europäer. Die Bewunderung wich einer Geringschätzung der Fremdartigen. Die Asiaten galten zunehmend als träge, hinterhältig und korrupt.
Entsprechend gewährten die Briten den Indern keinerlei Mitbestimmung in der Verwaltung des Landes. Die Kolonie wurde ausschliesslich von einer kleinen Gruppe von Vertretern des Mutterlandes regiert. 1877 wurde Indien zum Kaiserreich erklärt und Königin Viktoria erhielt den Titel "Empress of India".
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