1987 wurde von der NSF ein erster Schritt weg von der universitär geprägten Internetge¬meinschaft in Richtung Privatisierung unternommen, als die Firmen IBM und MCI in die Wartung des im Jahre zuvor gegründeten NSFNet eingebunden wurden , welches damals noch primär Universitäten und Forschungsstellen miteinander verband. Die Richtlinie, die das NSFNet dem öffentlichen Interesse vorbehielt, führte allerdings dazu, daß kommerzielle Unternehmen weiterhin eigene Netzinfrastrukturen aufbauten. Drei der vier US-Backbones entstammen diesem Zweig: Das PSInet von Performance Systems International und das AlterNet von UUNET Technologies, Inc., die beide der 1991 gegründeten Commercial Internet Exchange Association (CIX) angehören, sowie das 1992 gegründete SprintLink .
Im Rahmen des \"High Performance Computing Act\" der US-Regierung von 1991 fand eine radikale Kurskorrektur zugunsten kommerzieller Interessen statt, die unter anderem den schrittweisen Rückzug des Staates aus dem Internet vorsah. Statt wie bisher die Wahrung des öffentlichen Interesses wurde nun die Schaffung eines Informationsmarktplatzes zum primären Ziel erklärt. Im März 1993 wurde ein erster großer Schritt in diese Richtung getan, als die NSF drei wesentliche Aufgabenfelder des NSFNet-Betriebs an die von Privat¬unternehmen geführte Organisation InterNIC abgab . Ein weiterer Rückzug kam mit der Einstellung des NSFNet-Backbones zum 30.4.1995. Die daran angeschlossenen 17 regiona¬len Betreiber bekommen die bisher an das NSFNet gezahlten Staatsgelder direkt ausgezahlt und sollen dafür auf dem freien Markt \"backbone services\" dafür erwerben bzw. mieten . Dies alles sind Schritte des \"sunset schedule\", nach dem die NSF sich bis 1998 gänzlich aus der Finanzierung ihres (ehemaligen) Netzes zurückziehen will. Die Übertragungswege des Internet werden privatisiert.
Der NSFNet-Program Officer David Staube bezeichnete 1995 die Phase der letzten acht bis neun Jahre als die des Marktaufbaus, in der die NSF die Infrastruktur des Internet errichtete und deren Nutzung ankurbelte. Diese sei nun abgeschlossen. \"The market can stand on its own-without our seed money.\" Von diesem Sichtweise aus gesehen erscheint eine solche Einschätzung der Internetentwicklung durchaus nachvollziehbar, dennoch erstaunt es, daß der ursprüngliche Anspruch der Wahrung des öffentlichen Interesses und die damit verbun¬dene Limitierung der kommerziellen Nutzung des Netzes nicht erwähnt werden. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dieser Anspruch hätte nie wirklich existiert.
Neben dieser Öffnung des Internet gegenüber kommerziellen Interessen war es die Imple¬mentierung des leistungsstarken und anwenderfreundlichen Dienstes WWW (World Wide Web, vergleiche Abschnitt 2.2.5) im Jahr 1992, die die Ausweitung des Nutzerkreises von universitären Einrichtungen auf Privatpersonen und Unternehmen begünstigte. Die Kommerzialisierung des Internet besteht also nicht nur aus dem Entstehen kommerzieller Netzwerkanbieter, sondern auch und vor allem aus der Anwendung des Internet durch private Unternehmen .
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