Auf der einen Seite des Aussenhandels stehen die Einfuhren, welche sich mit zunehmender Industrialisierung kontinuierlich mit erhoehten, 1986 waren fast 2/3 der Einfuhren Fertigwaren. Auf der anderen Seite stehen die Ausfuhren, die fuer Deutschland weitaus bedeutender sind. Die Exportzahlen stiegen noch drastischer als die Importzahlen. Wobei die wichtigste Exportware inzwischen nicht mehr Steinkohle ist, wie nach dem Krieg, sondern Halb- und Fertigwaren, die 1986 einen Anteil von 93% bedeuteten. Gut laesst sich diese Entwicklung an Hand dieser Zahlen ersehen: 1971 nahmen alleine die Nahrungsmittelausfuhren einen ebensogrossen Umfang (5 Mrd. DM), wie der Fertigwarenexport 1950! Die Nahrungsmittelexportzahlen von 1986 (27 Mrd. DM) lassen sich allerdings nicht mehr mir den alten Zahlen vergleichen, weil diese durch weitreichende Subventionen verzerrt wurden.
Zweifellos ist der Export fuer die deutsche Wirtschaft ein, wenn nicht sogar der, wichtigste Faktor. Ein Drittel der industriellen Produktion Deutschlands geht ins Ausland. Das war nicht immer so. So lag die Exportquote(17) 1914 bei nur 20% 72 Jahre spaeter lag sie (1986) bei ganzen 40%.
Nur 5% des Aussenhandels der BRD betrug der Handel mit den Staaten des Ostblocks, zu denen ja auch der oestliche Teil Deutschlands (DDR) gehoerte. Die DDR gehoerte seit 1950 dem RGW an. Dieser \"Ratfuer gegenseitige Wirtschaftshilfe\" verlangte, dass ein Grossteil der fuer den Export bestimmten Waren aus DDR-Produktion in andere Rwg-laender geliefert werden, im Gegenzug erhielt man Waren aus diesen Partnerlaendern, so dass ein Handel mit der BRD fuer ueberfluessig befunden wurde. Ausserdem blieben die Waren aus Ostdeutschland in Qualitaet und Design weit hinter den Anspruechen im Westen und fanden nur schwer Absatz. Die Rechtsgrundlage fuer den Innerdeutschen Handel ware das 1951 abgeschlossene \"Berliner Abkommen\" (Abkommen ueber den Handel zwischen den Waehrungsgebieten der Deutschen Mark und den Waehrungsgebieten der Deutschen Notenbank\"). Die DDR behandelte den Innerdeutschen Handel wie den restlichen Aussenhandel, so wurden die Umsaetze auch in der Aussenhandelsstatistik einbezogen. Die BRD raeumte dem Innerdeutschen Handel eine Sonderposition ein, der weder verzollt, noch benachteiligt werden sollten. So wurden die Agrarerzeugnisse wie Westdeutsche Erzeugnisse mit den EG-Abschoepfungsbetraegen(18) belegt. Diese Sonderstellung wurde auch von der EG unterstuetzt, zwar wurde gelegentlich Kritik an dieser Handlungsweise geaeussert, doch es handelte es sich nur um geringste Anteile. Der Innerdeutsche Handel wurde nicht in Bargeld abgerechnet, sondern ueber Konten in \"Verrechnungseinheiten\" (VE). Eine Verrechnungseinheit war gleich einer DM. Lieferte jetzt die Bundesrepublik Waren im Wert von einer Millionen VE haette die DDR ebenfalls Waren im gleichen Wert liefern muessen, doch anfangs zur Vereinfachung der Handelsbeziehung wurde ein \"Swing(19)\" von 30 Millionen VE eingeraeumt. Dieser Swing wurde fast ausschliesslich von der DDR in anspruch genommen, da sie zu jeder Zeit mehr Waren bezog als lieferte. So wuchs der Kredit von 30 Millionen VE im Laufe der Zeit auf 850 Millionen an.
Diagramm [6]:
Entwicklung des Warenverkehrs im Innerdeutschen Handel 1952-1987
Zu einer Zusammenarbeit im Rahmen von \"Joint Ventures(20)\" konnte sich die DDR Regierung nicht entschliessen, doch es gab die sogenannte \"Gestattungsproduktion\", dass heisst, das DDR Firmen Lizenzprodukte Westdeutscher Betriebe herstellen, die dann unter deren Qualitaetskontrolle im Westen verkauft wurden. Ein bekanntes Beispiel dafuer ist die Schuhfirma Salamander.
An zweiter Stelle der Aussenhandelspartner stehen die Entwicklungslaender, die 1986 13% des Aussenhandels ausmachten. Jedoch weitaus wichtigster Handelspartner sind die Laender der EG (6); mehr als 50% der Aus- und Einfuhren gehen und kommen aus diesen Staaten.
Die Europaeischen Gemeinschaften (EG) bestehen aus der Montanunion (Europaeische Geminschaft fuer Kohle und Stahl EGKS), der Europaeischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), sowie der europaeischen Atomgemeinschaft (EURATOM). Sie bilden einen immer wichtiger werdenen Faktor in der Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland. Die Montanunion wurde am 18.4.1951 von Belgien, den Niederlanden, Frankreich, der Bundesrepublik Deutschland, Luxemburg und Italien gegruendet, um die Beschaeftigung zu steigern. Am 1.1.1973 kamen Daenemark, Irland, das Vereinigte Koenigreich von Grossbritannien und Nordirland, am 1.1.1981 Griechenland, am 1.1.1986 Spanien und Portugal und jetzt am 1.1.1995 Schweden, Finnland und Oesterreich hinzu. Der Vertrag verbietet fuer seine Dauer (50 Jahre) den Regierungen der Mitgliedslaender die Erhebung von Zoellen und die mengenmaessige Beschraenkung des Warenverkehrs, Massnahmen oder Praktiken mit diskriminierendem Charakter, die Zahlung von Subventionen und Beihilfen oder die Auferlegung von Sonderlasten, sowie Praktiken, die auf die Aufteilung oder Ausbeutung des Marktes abzielen, ohne Genehmigung der Behoerden der EG. Diese Komission trifft Entscheidungen in den wirtschaftlichen und sozialen Bereichen, die die Kohle- und Stahlindustrie direkt betreffen. Das sind die Bereiche der Erzeugung, der Preise, der Wettbewerbspolitik, der Verkehrs- und Handelspolitik, sowie der Bereich der Investitionen und deren Finanzierung.
Doch einen weitaus groesseren Einfluss hat der EWG-Vertrag. Seine Ziele lassen sich am besten beschreiben, wie es in der Praeambel des Vertrages getan wurde: \"Seine Majestaet der Koenig der Belgier, der Praesident der Bundesrepublik Deutschland, der Praesident der Franzoesischen Republik, der Praesident der Italienischen Republik, Ihre Hoheit die Grossherzogin von Luxemburg, Ihre Majestaet die Koenigin der Niederlande [Am 1.1.1973 kamen Daenemark, Irland, das Vereinigte Koenigreich von Grossbritannien und Nordirland, am 1.1.1981 Griechenland, am 1.1.1986 Spanien und Portugal und jetzt am 1.1.1995 Schweden, Finnland und Oesterreich hinzu.]- in festen Willen, die Grundlage fuer einen immer engeren Zusammenschluss der europaeischen Voelker zu schaffen, entschlossen, durch gemeinsames Handeln den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt der Laender zu sichern..., in dem Vorsatz, die stetige Verbesserung der Lebens- und Beschaeftigungsbedingungen ihrer Voelker als wensentliches Ziel anzustreben..., in dem Bestreben, ihre Volkwirtschaften zu einigen..., in dem Wunsch, durch eine gemeinsame Handelspolitik zur fortschreitenden Beseitigung der Beschraenkungen im zwischenstaatlichen Wirtschaftsverkehr beizutragen..., haben beschlossen, eine Europaeische Wirtschaftsgemeinschaft zu gruenden;...\" Das Ziel ist also einen europaeischen binnenmarktaehnlichen Wirtschaftsraum zu schaffen. Um dies zu erreichen darf es allerdings keine wirtschaftpolitischen Unvereinbarkeiten geben, doch obwohl der Handel innerhalb der Gemeinschaft ist expandiert, ist seit der weltwirtschaftlichen Stagnation in den 70er, ist es schwerer geworden, den einzelnen Mitgliedstaaten mehr Handlungsfreiheit abzuringen. Da aber den Behoerden der EG immer mehr Befugnisse eingeraeumt werden laeuft es langfristig zwangslaeufig auch auf eine politische Union hinaus.
Die EURATOM (Europaeische Atomgemeinschaft) ist gleichzeitig mit der EWG in Kraft getreten, und ihr gehoeren die gleichen Staaten an. Sie sorgt fuer die Foerderung der Kernenergieforschung, die Verbreitung technischer Kentnisse, die Entwicklung von Sicherheitnormen fuer den Gesundheitsschutz der Bevoelkerung und der Arbeitnehmer, die Foerderung von Investitionen sowie die Zusammenarbeit mit anderen Laendern. Sie greift also auch nicht unerheblich in die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland ein.
Das Geldwesen und das Bankensystem
Das Kreditgeschaeft, die Vermittlung des Zahlungsverkehres, die Verwaltung der Einlagen und ihre Anlage sowie sie Kapitalsammlung und Kapitalleitung waren die wichtigsten Aufgaben der Banken, die sie nach der Waehrungsreform 1948 wieder wahrnehmen konnten. Das Geschaeftsvolumen der Banken ist mit der Zeit ebenso angewachsen, wie der Rest, der Wirtschaft:
Diagramm [7]:
Geschaeftsvolumen der Bankengruppen in der BRD von 1951 bis 1978 in Mrd. DM
In dieser Zeitspanne ging der Anteil der Privatbanken von 37,1% auf 25,1% erheblich zurueck.
Ausserdem kam zu einer Erhoehung des Geldvolumens (12 Mrd. DM Bargeld und Sichteinlagen 1948; 370 Mrd. DM 1986) was eine umfangreiche potentielle Kaufkraft darstellt.
Die Geldentwertung bis 1978 hatte zu einer Beeintraechtigung des realen wirtschaftlichen Wachstums, der Realloehne und des Wohlstandes breiter Bevoelkerungsschichten gefuehrt, sie resultierte aus mehreren Ursachen: Zum Ersten erhoehten sich zunehmend die Produktionskosten durch die hoeheren Rohstoff- und Vorproduktkosten und die die Erhoehung der Loehne, die auf Grund der Steuerprogression nur zum Teil den Arbeitnehmern zu gute kamen. Damit stieg die Bruttolohnerhoehung schneller als die Nettolohnvermehrung, das heisst, das die Summe, die die Arbeitnehmer erhielten prozentual schneller anstieg, als die Summe, die letztendlich nach den Steuerabzuegen dem Arbeitnehmer zur Verfuegung stand. Zweitens wuchsen durch die Ausdehnung der Kredite an die oeffentliche Hand die Zinsen und die Geldmenge uebermaessig an. Drittens fuerhte die angewachsene Geldmenge auch zu einem Ansteigen der Nachfrage. Da die Inflation in anderen europaeischen Laendern noch staerker angestiegen war, als in der BRD, war die Nachfrage des Auslandes noch groesser, so dass das inlaendische Angebot ins Ausland geschickt wurde. In diesen Faktoren sieht man allgemein auch die Ansatzpunkte zu Begrenzung der Inflation. Wirtschaftswissenschaftler forderten schon seit den fruehen 60er Jahren freie Wechselkurse, um ein aussenwirtschaftliches Gleichgewicht zu erreichen und dann auch auch weiterhin zu erhalten. Ausserdem sollte, und das wird ja auch schon getan, die Bundesbank durch ihre Kreditpolitik die umlaufende Geldmenge steuern. Der Staat sollte die Einnahmen und Ausgaben nur sehr langsam erhoehen, wobei eine weitere Erhoehung der Steuerlastquote und die damit verbundene Verringerung des Realeinkommens bei den meisten Einkommensbeziehern sowieso nicht durchsetzbar erschien. Die Loehne sollten nur in Hoehe der Produktivitaetssteigerung und die Steuerlastquote sogar noch geringer angehoben werden. Bei dieser Vorgehensweise sollten auch keine Arbeitsplaetze gefaehrdet werden. Desweiteren wurde gefordert, dass die Gewinne durch Verstaerkung oder Wiedereinfuehrung des Wettbewerbes verringert werden. Vom Staat wurde ausserdem eine weitgehende Verringerung der Staatsschuld gefordert. Doch erst 1982 versuchte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt(21) sie zu begrenzen.
Die Auswirkung der Geldentwertung seit 1949 sind offensichtlich und nicht eben unbedeutend. Die Lebenshaltungskosten sind von 1949 bis 1986 um 186% gestiegen, was fuer Arbeitnehmer, deren Einkommen nicht in diesem Umfang gestiegen ist, echte Einbussen bedeutet. Der Wert von Geldvermoegen in Form von Versicherungsanspruechen, schuldrechtlichen Forderungen und insbesondere von Rentenpapieren zurueckgegangen ist, waehrend die meisten Anlagen in Sparguthaben getaetigt wurden, was somit zu einer wirtschaftlichen Unbeweglichkeit dieser Werte fuehrte. Darueber hinaus musste man von dem Streben nach Vollbeschaeftigung zu Gunsten einer stabilien Waehrung absehen. Bei Inflationen werden die niedrigen Lohngruppen und Rentenempfaenger am schwersten benachteiligt, da diese die Entwertung ihres Geldes als erste merken. Ihnen steht nur wenig zu Verfuegung und wenn sie davon dann noch weniger kaufen koennen als noch vor einiger Zeit sind die Auswirkungen bei diesen Menschen natuerlich elementarer als bei Grossverdienern. Und das sind wieder Nachteile, die die Sozialpolitik des Staates loesen muss.
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