Nach dem ersten Weltkrieg hatte Deutschland bereits eine Hyperinflation zu überstehen. Doch die 1929 beginnende Krise wirkte sich noch schlimmer auf die Löhne aus. Massenentlassungen und Kurzarbeit bedrohten die Existenz vieler Arbeiter und Angestellter. Die leere Staatskasse erzwang eine Herabsetzung der Bezüge der Beamten.
Das entsprach auch der gängigen ökonomischen Theorie der Zeit. Danach mußte man in Krisenzeiten sparen, um die zurückgehenden Einnahmen kompensieren, indem man auch die Ausgaben zurückschraubt. Nicht nur die Regierung, auch die Bevölkerung war dieser Ansicht, und begann ebenfalls zu sparen.
Mit Hilfe dieser "Deflationspolitik" versuchte man, den Wert der Währung stabil zu halten. Allerdings war auch eine hohe Arbeitslosigkeit mit dieser Haltung verbunden.
Der damalige Kanzler Brüning glaubte, er könne mit einer solchen Politik erreichen, daß die Siegermächte auf ihre Reparationszahlungen aus dem ersten Weltkrieg verzichten. Er wollte demonstrieren, daß Deutschland zwar den Willen hätte, die Zahlungen zu leisten, und diese auch pünktlich erbringen. Es würde aber über kurz oder lang an dieser Last zusammenbrechen.
Neben der Befreiung von den Reparationszahlungen sollte weiters auch eine Aufhebung der militärischen Beschränkungen, um "rascher als erwartet wieder eine starke und unabhängige, von allen zu respektierende Machtposition in Europa" zu werden.
Als Folge der Deflationspolitik gingen die Löhne und Gehälter auf den Stand von 1927 zurück. Sofern die Preise nicht an Absprachen gebunden waren, wurden sie zweimal um 10% gesenkt. Die Handelsbilanz wurde trotz der schwierigen Situation wieder positiv, da die sinkende Ausfuhr, durch eine scharfe Drosselung der Einfuhr wettgemacht wurde.
Der einzige Wirtschaftszweig, der von der Deflationspolitik verschont blieb, war die Landwirtschaft. Den ostdeutschen Bauern, die in Reichspräsident Hindenburg einen starken Verteidiger hatten, wurde eine großzügige Hilfe gewährt. Den Landwirten östlich der Elbe, wurden Steuernachlässe, Umschuldungen und günstige Darlehen gewährt. Mit Schutzzöllen wurde der deutsche Getreidepreis 1931 künstlich 250% über Weltmarktniveau gehalten. Andere Branchen standen dem Preisverfall schutz- und hilflos gegenüber.
Die Krise erreicht in Deutschland im Sommer 1931 mit der Bankenkrise ihren Höhepunkt. Den Banken wurden in erster Linie die hohen kurzfristigen Auslandsverschuldungen zum Verhängnis.
Der Wahlsieg der Nationalsozialisten im Jahr 1930 trug sein eigenes zu diesem Umstand bei. Das Ausland verlor sein Vertrauen in die innenpolitische Stabilität Deutschlands. Zusammen mit den Liquiditätsschwierigkeiten der USA führte das dazu, daß in den ersten vier Wochen der Bankenkrise, eine halbe Million Reichsmark ausländischer Kredite gekündigt wurden.
Als am 11. Mai 1931 die Österreichische Creditanstalt zusammenbrach, stürmten die ausländischen Gläubiger die deutschen Banken erneut, da sie Verhältnisse, wie in Österreich befürchteten. In der Folge wurden zweieinhalb Milliarden Reichsmark ausländischer Kredite an deutsche Banken gekündigt.
Die Auswirkungen für das deutsche Bankensystem waren verheerend. Die Abzüge von Auslandskrediten führten zur Lahmlegung des Bankensystems in Deutschland und spannten so die Reserven der Reichsbank auf das Äußerste an.
Am 6. Dezember 1931 konnte Brüning eines seiner Ziele erreichen. Mit dem Hoover Moratorium wurden die Reparationszahlungen und die politisch internationalen Schulden für ein Jahr ausgesetzt. Für diese Maßnahme war es aber schon fast zu spät. Im Moratorium wurde die drohende Zahlungsunfähigkeit Deutschlands sogar ausdrücklich in den Vordergrund gestellt. Deshalb kam es zu weiteren Kreditabflüssen aus dem Land.
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