Ursprünglich waren Geburten - und Sterberate hoch. Dies bedeutete einen starken \"Umsatz\" der Bevölkerung, ein Zustand, wie er bei uns im Mittelalter herrschte. Bedingt durch die verbesserten hygienischen Bedingungen sank zunächst die Sterberate. Dies hatte ein großes Bevölkerungswachstum zur Folge. Österreich durchlief diese Phase vor dem ersten Weltkrieg. Heute ist dies in den \"Entwicklungsländern\" zu sehen. Im Altersaufbau weist diese Bevölkerung einen hohen Anteil von Jugendlichen auf. Allmählich beginnt nun auch die Geburtenrate zu sinken, doch noch immer nicht so rasch wie die Sterberate; somit nimmt der Geburtenüberschuss weiter zu. Heute sind bei uns Geburten - und Sterberate etwa gleich niedrig. Es ist ein Gleichgewichtszustand erreicht.
Im Vergleich zu den Bevölkerungsproblemen der übrigen Welt nehmen sich die Herausforderungen in Europa geradezu harmlos aus. Derzeit leben auf der Erde knapp 6 Milliarden Menschen, 2020 werden es wohl zwischen sieben und acht Milliarden sein. Neunzig Prozent dieses Zuwachses entfallen auf die Entwicklungsländer.
Wie in allen Industriestaaten kommt es in Europa zu einer Überalterung der Gesellschaft. Die Lebenserwartung in der Europäischen Union liegt gegenwärtig bei 81 Jahren für Frauen und 75 Jahren für Männer. Da die Lebenserwartung so hoch ist wie nie zuvor, die Zahl der je Frau zu erwartenden Geburten hingegen einen historischen Tiefstand erreicht hat (1,4 im EU-Durchschnitt), bewegen wir uns auf eine Situation zu, die in der Geschichte ohne Beispiel ist: eine Umkehrung des Verhältnisses zwischen Jungen und Alten. Der Schriftsteller Umberto Eco hat bereits auf die Auswirkungen hingewiesen, wenn der Trend zur Ein-Kind-Ehe anhalten sollte: es wird keine Tanten und Neffen mehr geben.
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