Um einen genaueren Eindruck davon zu bekommen, wie ein solcher Einsatz abläuft, werde ich im folgenden einen solchen erklären.
Das Ziel: Gemessen an dem Hilfebedürftigkeitsgrad wird ein Ziel für den/die Arzt/Ärztin ausgesucht.
Die Planung: Nachfolgend muss ein solcher Einsatz mit dem Komitee Ärzte für die Dritte Welt abgesprochen werden, damit der/die Arzt/Ärztin die Hälfte des Fluges finanziert bekommt. Die andere Hälfte zahlt der Mediziner selbst.
Der Aufenthalt: In diesem versucht der Arzt, die medizinische Grundversorgung zu ver-bessern und zu sichern. Ausschnitt aus einem Bericht von Dr. med. Helga Niermann aus einem Einsatz in Dhaka / Bangladesh:
"Zu unseren Einsatzplätzen fahren wir zur Zeit noch mit der Rikscha. Ich hoffe, dass uns das "Tempo" bald zur Verfügung steht...
5 Millionen Menschen leben hier in Dhaka, der Hauptstadt Bangladeshs. Die Mehrheit davon wohnt in Slums. In vier der unzähligen Armensiedlungen sind Mitarbeiter des "Komitee Ärzte für die Dritte Welt" tätig.
Mocbazar: liegt wie fast alle Einsatzgebiete entlang der Bahnlinie. Wir arbeiten dort Sonntag- und Mittwochmorgen.
Der Slum, in dem 3.000 bis 4.000 Menschen leben, existiert seit ca. 8 - 10 Jahren, die German Doctors arbeiten hier seit 4 Jahren.
Die Männer verdienen ihr Geld als Tagelöhner, Rikscha-Fahrer, Bettler oder Träger auf dem Fischmarkt. Die Schule wird von einer anderen NGO betrieben. Aufgrund politischer Streitigkeiten konnten hier bisher von uns noch keine Latrinen auf dem Gelände gebaut werden.
Wasserpumpen sind geplant, aber bis jetzt ist noch kein geeigneter Standort gefunden. Das Komitee hat in Überschwemmungszeiten Bambusstangen und -stege zur Verfügung gestellt.
In der Regel trafen wir hier Patienten, deren Gesundheitszustand im Vergleich zu den anderen Slums am schlechtesten war. 65% der Kinder und Säuglinge lagen mit ihrem Gewicht unter der 3% Percentile. 6 Kinder nahmen am Ernährungsprogramm teil. Von den befragten Müttern praktizierten 64 Prozent Familienplanung; 44 Prozent hatten zumindest kurzzeitig eine Schule besucht.
Der Slum von Titipara, der seit etwa zwölf Jahren besteht, liegt ganz in der Nähe unserer Wohnung. Im Slum leben etwa 7000 Menschen, und er besteht seit rund 12 Jahren. Vorher war an dieser Stelle ein Müllberg.
Etwa die Hälfte der Männer arbeiten als Rikscha-Fahrer und Tagelöhner, die andere Hälfte als Bettler, Müllsammler und Steineklopfer. Außerdem gehen - was für ein islamisches Land ungewöhnlich ist - viele Frauen arbeiten. Es gibt zwei Schulen in Titipara, eine davon wird vom Komitee organisiert.
25 Latrinen existieren, aber nur 6 mit Abflussrohr, 8 Wasserpumpen wurden gebaut, aber nur 3 funktionieren, weil der Wasserspiegel immer weiter absinkt. Zur Zeit muss, um an Trink-wasser zu gelangen, ca. 70 Meter tief gebohrt werden.
54% der Kinder unter 6 Jahren lagen gewichtsmäßig unter der 3% Percentile. 11 Kinder nahmen am Ernährungsprogramm teil.
Familienplanung wurde von 55% der Frauen bejaht. 33% von ihnen haben eine Schule besucht. Unsere diagnostischen Möglichkeiten sind bei der gesamten Tätigkeit erstaunlich vielfältig. In benachbarten Labors können wir gegen Bezahlung Röntgenaufnahmen machen und Stuhluntersuchungen durchführen lassen."
Dr. Klass in Kalkutta
Meistens gibt es unterschiedliche Schwerpunkte in den Projekten, die die Hilfe vor Ort durchführen. Man kann diese Hilfe jedoch in grundsätzlich folgende Tätigkeitsbereiche teilen:
- Ambulanz-Stationen, Mobile Krankenstationen, Allgemeine Gesundheitszentren (Health Care Center), Impfkampagnen, Zahnärztliche Versorgung.
- Neben der medizinischen Grund- und Notversorgung bemüht sich das Komitee um eine langfristige gesundheitliche Vorsorge (gesundheitliche Aufklärung, Hygiene-erziehung, Trinkwasserbereitung) und
- Hilfe zur Selbsthilfe (Alphabetisierung, Handwerksausbildung, Genossenschaften etc.). Mit verschiedenen humanitären Organisationen vor Ort wird eng zusammen-gearbeitet.
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