Der Yangtse bringt der chinesischen Bevölkerung nicht nur Fruchtbarkeit, sondern auch immer wieder Tod und Zerstörung. Periodische katastrophale Überschwemmungen kosteten seit 1870 mindestens 700\'000 Menschenleben. Den unberechenbaren Fluss unterhalb der Drei Schluchten mit einem Staudamm zu zähmen, war seit dem Ersten Weltkrieg der Traum jedes großen chinesischen Herrschers von Sun Yat-sen bis Tschiang Kai-schek, von Mao Tse-tung bis zu Li Peng. Nach jahrzehntelangen Abklärungen und Kontroversen bewilligte das chinesische Parlament, der Nationale Volkskongress, im April 1992 das aktuelle Projekt.
Gemäss den offiziellen Plänen wird der Drei-Schluchten-Damm verschiedene Zwecke erfüllen: Ein Kraftwerk soll jährlich 85 Milliarden kWh Strom erzeugen, einen Neuntel der heutigen Jahresproduktion Chinas. Seine 26 Generatoren sollen mit einer Leistungsfähigkeit von 17\'700 Megawatt die Kapazität von Itaipù in Brasilien, dem bisher größten Kraftwerk der Welt, um die Hälfte übertreffen. Der Damm soll die periodischen Hochwasser auffangen und damit zukünftige Überschwemmungskatastrophen verhindern. Der Yangtse ist auch die wichtigste Verkehrsader in die bevölkerungsreiche Provinz Sezuan. Indem er die Stromschnellen der Drei Schluchten unter Wasser setzt, soll der Stausee den bisherigen Schifftransport verfünffachen. Schiffe bis 10\'000 Tonnen sollen zukünftig den wichtigen Hafen von Chongqing anfahren können. Zu guter Letzt soll der Staudamm die trockeneren nördlichen Provinzen mit Wasser versorgen. Die letzten Generatoren sollen im Jahr 2009 ans Stromnetz gehen und der Stausee um 2013 sein normales Niveau erreichen.
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