Die Währungsunion bringt sowohl den Bürgern als auch den Unternehmen und der Wirtschaft Vor- und Nachteile:
Der Bürger muß sich zuerst einmal an sein neues Zahlungsmittel gewöhnen, ihn erreicht aber durch den stärker zusammenwachsenden Binnenmarkt ein breiteres Angebot von Waren und Dienstleistungen und er kann durch den direkt möglichen Preisvergleich auch Angebote aus dem Ausland besser nutzten. Auch werden unter Umständen die Preise unter dem größeren internationalen Konkurrenzdruck niedriger. Dies gilt genauso für die Finanzdienstleistungen der Bank. Ein weiterer Vorteil, vor allem für Vielreisende ist, daß es keine Umtauschgebühren und Wechselkursschwankungen mehr gibt und der Bürger auch nicht mehr in der Fremdwährung umdenken muß.
Für die Unternehmen bilden sich noch mehr Vorteile heraus, nachdem sie die kostspielige Umstellung des Rechnungswesens und der computergestützten Buchhaltung hinter sich gebracht haben. Durch die einheitliche Währung können Gebühren für Geldtransaktionen gespart und Wechselkursrisiken, die schon mal leicht den gesamten Gewinn eines Auslandsprojekts zunichte machen konnten, vermieden werden. Es können sich durch den größeren Finanzbinnenmarkt bessere Finanzierungsmöglichkeiten eröffnen; neue Märkte können erschlossen werden, wodurch größere Absatzschancen entstehen. Und dadurch steigen bei den konkurrenzfähigen Unternehmen die Gewinne. Außerdem wird durch den Euro die Markttransparenz in Europa erhöht. Doch genau diese größere Markttransparenz kann für einige durch die jetzige Marktsituation begünstigte Unternehmen als ein Schuß nach hinten losgehen, wenn sie der ausländischen Konkurrenz nicht standhalten können. Volkswirtschaftlich gesehen wird die Marktwirtschaft dadurch noch "freier", weil sie transparenter wird. Wie die Vor- und Nachteile für das einzelne Unternehmen aussieht, ist sehr stark branchenabhängig: Für exportabhängige oder international tätige Großunternehmen und Banken werden die Vorteile klar überwiegen, da sie zum Beispiel lohnintensive Produktionen in Niedriglohnländer verschieben können. Binnenunternehmen wie Einzelhandel und Bauwirtschaft werden dagegen wenig von diesen Vorteilen und hauptsächlich Nachteile wie Umstellung der Buchhaltung zu spüren bekommen wird.
Politisch gesehen trägt die WWU natürlich enorm zum weiteren Zusammenwachsen Europas bei. Im Gegenzug müssen aber die teilnehmenden Staaten ihre Finanzpolitik, und damit auch ihre Fiskal- und Haushaltspolitik sehr diszipliniert und auch unter der Koordination mit den anderen Ländern betreiben. Und das ist ganz klar ein nicht unerheblicher Verlust nationalstaatlicher Souveränität. (Nr. 7, S. 31 f; SZ v. 21.11.95 und Nr. 11)
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