Solange es sich um absolute Vorteile handelt, ist die Theorie von Smith einsichtig. Was geschieht aber, wenn ein Land in der Produktion keines einzigen Produktes einen Kostenvorteil gegenüber einem anderen Land hat? Ist Freihandel für dieses Land sinnvoll?
David Ricardo, ein Wirtschaftsphilosoph des frühen 19.Jhds. entwickelte die Theorie der komparativen Vorteile(Folie 2, BSP Text 2 Seite 37+erklären) und wies nach, dass sich freier Außenhandel für jedes Land lohnt. Komparative Vorteile sind solche, die erst im Kostenvergleich zweier Produkte sichtbar werden. Jedes Land soll sich auf jene Produkte spezialisieren, bei denen es im Vergleich zu anderen Produkten billiger produzieren kann. Diese Güter sind dann zu exportieren. Die vergleichsweise teurer produzierten Güter sollen importiert werden, ihre Erzeugung im eigenen Land wird überflüssig. Die dadurch eingesparten Produktionsfaktoren können vermehrt für die Erzeugung der Exportgüter herangezogen werden.
Die Theorie Ricardos scheint zunächst einleuchtend. Aber es liegen ihr Annahmen zu Grunde, die in der Wirklichkeit nicht gegeben sind. Besonders unterschiedliche Arbeitskosten, ungleicher technischer Fortschritt und ungleiche Wertschöpfung können komparative Vorteile auch bei freiem Handel zu ständigen Nachteilen werden lassen. Dies wird am Beispiel der Entwicklungsländer besonders deutlich, da diese die Mängel (unter Anführungszeichen - siehe Arbeiter), welche es auch in Industrieländern gibt, noch viel krasser aufweisen. Die Theorie Ricardos geht davon aus, dass sich nur die Industrie des eigenen Landes fort entwickelt, "mobil" ist und die ausländische immobil. Diese Annahme bedeutet aber, dass wenn im Inland die Produktionsfaktoren nicht vollkommen mobil sind, kann es zu keiner totalen Spezialisierung kommen. Zum Beispiel kann ein Arbeiter der das Gut A erzeugt und arbeitslos wird nicht plötzlich das Gut B erzeugen. Die Theorie nimmt das jedoch schon an. (Verständnisfrage -Klasse)
Kapital ist zwar mobiler und flexibler, aber es gibt auch hier eine Reihe von Barrieren: Informationsmangel, Risikoversion, Monopole, zu wenige tüchtige Unternehmer, entsprechende unterentwickelte Infrastruktur. Fehlende Mobilität von Kapital und Arbeit in den einzelnen Ländern ist heute eine der Hauptursachen für die Strukturkrisen der Industrieländer.
Auch die Immobilität der Produktionsfaktoren ist eine wichtige Bedingung dafür, dass Freihandel Vorteile bringt: Die Theorie von Ricardo muss von fehlender Mobilität von Kapital und Arbeit über die Grenzen ausgehen, weil es ansonst überhaupt zu keinem Außenhandel käme: Wäre es möglich, dass Arbeit und Kapital über die Grenzen wandern, wo sie am effizientesten eingesetzt werden, würde der Außenhandel zum Erliegen kommen. In der Realität gibt es natürlich Schranken für diese Mobilität, doch die Entwicklung nach dem 2WK zeigt, dass diese überwindbar sind (internationale Unternehmen, Gastarbeiter usw.)
Ganze Regionen können durch Abwanderung von Kapital und Arbeit ins Ausland in Schwierigkeiten geraten. Die Wirtschaftspolitik der betroffenen Länder ist meistens nicht bereit, diese Prozesse, die oft das Absterben bestimmter Branchen bedeuten, zu tolerieren. ES gibt daher in den meisten Ländern sowohl eine Regionalpolitik zu Gunsten schwacher Regionen (Süditalien - Kalabrien) als auch eine massive Unterstützung bestimmter Wirtschaftsbereiche (Landwirtschaft).
In der Wirklichkeit sieht es allerdings total anders aus als in der Theorie. Die Theorie der Schutzzölle und die des Freihandels stehen einander genau gegenüber, doch weder die eine noch die andere Theorie wird alleine angewendet (Ausnahme Manchester Liberalismus). In vielen Staaten bestehen vielmehr beide Verhaltensweisen nebeneinander, obwohl seit 1945 versucht wird, Handelsschranken weltweit abzubauen und dem Freihandel zum Durchbruch zu verhelfen.
Alle Maßnahmen dabei, welche inländische Produkte schützen, werden als PROTEKTIONISMUS bezeichnet aber auch die Bezeichnung als Diskriminierung des Außenhandels wird verwendet.
Liberalisierung nennt man hingegen den Abbau dieser Maßnahmen. Dies wollen wir nun kurz erklären.
Nach dem zweiten Weltkrieg wollte man den Freihandel durch Zollsenkungen fördern, so trat 1948 das General Agreement on Tariffs and Trade (allgemeines Zoll- und Handelsabkommen, abgekürzt GATT) in Kraft. Das Ziel dieses Abkommens ist die Befreiung des internationalen Handels von sämtlichen Schranken und allen Staaten die gleichen Zutrittsbedingungen zum Weltmarkt zu geben. Ein wichtiges Instrument ist die Meistbegünstigungsklausel, die besagt, dass alle Begünstigungen wie zB Zollsenkungen nicht nur einem Land sondern automatisch allen Vertragsstaaten des GATT eingeräumt werden müssen. Durch diese Regelung werden bilaterale (zweiseitige) Abkommen zu multilateralen (mehrseitigen) Handelsabkommen und die Benachteiligung einzelner Staaten wird unmöglich. Voraussetzung dafür sind möglichst viele Mitgliedsländer. 1998 waren es 132 Mitglieder.
Das GATT konnte die Zölle in mehreren Verhandlugsrunden senken, diese ziehen sich oft über mehrere Jahre und werden nach Ländern oder Städten benannt, in denen sie begonnen wurden. Mit Hilfe dieser Verhandlungen wurden die Zölle von 40 auf 5% gesenkt, damir haben die Einfuhrzölle keine Bedeutung mehr.
Seit 1995 versuchte das GATT auch die bisher geschützten Agrarmärkte zu liberalisieren. Auf Grund des hohen Anteils an Dienstleistungen am Welthandel sollten auch diese von hohen Zöllen und Handelshindernissen befreit werden. Seither nennt sich Das GATT Welthandelsorganisation WTO (World Trade Organization).
Dieser sind nicht alle Staaten der Welt beigetreten. Entwicklungsländer und die ehemaligen Ostblockstaaten haben Probleme mit der Freigabe des Aussenhandels., da ihre Wirtschaft der Konkurrenz mit den westlichen Industrieländern nicht gewachsen ist und vor der Importflut geschützt werden muss. Für diese Fälle gibt es Ausnahmebestimmungen von der Meistbegünstigungsklausel. Industrieländer können Entwicklungsländern so genannte Präferenzzölle (bevorzugte Zollsätze), welche die der WTO um bis zu 50% unterschreiten, einräumen. In der sogenannten Uruguay-Runde wurde versucht, auch den Handel mit nichtindustriellen Produkten zu liberalisieren, wie zB den Handel mit Agrarprodukten. Auch im Dienstleistungsverkehr soll der freie Wettbewerb durch den Abbau von nationalen Bestimmungen und Schutzmaßnahmen ermöglicht werden.
In der WTO werden in Ausnahmefällen aber auch Zollerhöhungen gestattet, um eine durch Importe bedrohte inländische Erzeugung zu schützen. Regionale Wirtschaftsbündnisse sind von den WTO Regeln ausgenommen.
Staaten die sich zu einer Freihandelszone oder einer Zollunion zusammenschließen unterliegen nicht der Meistbegünstigungsklausel. (Folie S 39 Gesamtstruktur des Handels)
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