Die Wiege der Philosophie entstand zunächst in Ionien an der kleinasiatischen Küste um 700 v. Chr. Hier schlossen sich findige Naturbeobachter zusammen, die versuchten, verschiedene Erscheinungen in ihrer Umwelt zu ergründen. Aufgrund ihrer Tätigkeit werden Sie heute teilweise noch fälschlicherweise als Naturphilosophen bezeichnet. Doch das trifft den Kern nicht ganz, denn obwohl sich die Philosophen damals mit den unterschiedlichsten Naturvorgängen beschäftigten, so stand im Hintergrund der Betrachtungen immer die Suche nach dem Ursprung des Seins. Das Sein bildet strenggenommen den Ausgangspunkt für alles was ist, dem sogenannten Seienden, das sind alle greifbaren Dinge und Lebewesen, aber auch Eigenschaften, Zusammenhänge oder Werte. Beide Begriffe, Sein und Seiendes, werden unabhängig in der griechischen Philosophie gebraucht. Zur Verdeutlichung kann man sich das Sein als Lebensgrundlage vorstellen, genauso wie ein Tisch, der die dritte Dimension benötigt, um im menschlichen Gehirn als Tisch zu erscheinen. Im Gegensatz dazu ist das Seiende, das Lebende bzw. das "Untote", der Tisch selbst.
Hinter der philosophischen Suche nach dem Ursprung des Seins stand aber eigentlich mehr die Suche nach dem Ziel des Seins. Denn wenn man weiß, wie und durch welche Kraft alles einmal entstanden ist, so ist der Schluß zum Ende der Welt nicht mehr weit. Denn Geburt und Tod sind ja im Prinzip trotz ihrer Gegensätzlichkeit in gewisser Weise ähnlich. Und die Kenntnis über das Ende der Welt offenbart dem Menschen vielleicht die Möglichkeit, Vorsichtsmaßnahmen einzulenken und sich davor zu schützen. Insofern lag die metaphysische Betrachtung der Dinge durch die Naturphilosophen damals nur in der Natur des Menschen.
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