Der Athener Sokrates ( ca. 496 - 399 v. Chr.) sah ein, daß der Mensch endlich und bedingt ist. Seine Größe bestehe darin, dieses Menschenlos verantwortlich auf sich zu nehmen und dem Tod seine ganze Charakterstärke entgegenzustellen.
Nachdem ein Gericht Sokrates\' Todesurteil verkündet hatte, wies er die Richter darauf hin, daß er dem Tod leicht entgangen wäre, wenn er gewollt hätte. Jedoch würde ein Fortleben bedeuten, der Schlechtigkeit nicht entgehen zu können.
Er maß es sich nicht an zu behaupten, er wüßte, was nach dem Tode passiert. Zur Wahl stellte er vielmehr zwei Möglichkeiten : Der Tod kann entweder ein "schlafloser Traum\" sein, oder "Versetzung und Umzug der Seele von hinnen an einen anderen Ort.\" Die Todesfurcht, die den Tod als größtes Übel erscheinen läßt, ist jedoch unbegründet. Denn als "traumloser Schlaf" wäre der Tod ein "wunderbarer Gewinn". Es gibt außerdem kein "größeres Gut" als die Auswanderung an einen ( besseren ) Ort. Außerdem gibt es eigentlich gar keine Angst vor dem Tode, sondern nur vor dem Sterben, aber die wenigsten erkennen dies.
Die Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tode ist wahrscheinlich der Hauptaspekt in Sokrates\' Lehren. Er verweist auch auf die Natürlichkeit des Todes. Wichtig war es ihm, bei seinen Mitmenschen eine angenehme Erinnerung zu hinterlassen. Außerdem kritisierte er die kosmologischen Spekulationen der Naturphilosophen, die alles rational beweisen wollten, aber letztendlich doch keine Beweise hätten.
Sokrates\' Lehre hingegen ist auf Übereinstimmung von begründetem Wissen und Handeln ausgerichtet, aber er versuchte auch mit rhetorischen Mitteln seine Gesprächspartner von seinen Ideen zu überzeugen, jedoch ohne sie zu überreden. Vielmehr versucht er sie zur Einsicht zu bringen.
Dafür hat er eine Technik ( Mäeutik = Hebammenkunst )entwickelt : Zuerst überführt er den Gesprächspartner mithilfe gezielter Fragen der Unwissenheit( Elenktik = Kunst der Überführung), um dann durch weiteres Fragen die richtige Erkenntnis, die in jedem Menschen im Verborgenen liegt, ans Licht zu bringen ( Protreptik = Kunst der Hinwendung ).
Seine Mitmenschen überzeugte er schließlich durch sein Handeln und die Souveräni-tät, mit der er seinen eigenen Tod hingenommen hat, davon, daß man keine Todesfurcht haben und dem Tod mit Charakterstärke entgegentreten muß.
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