Begriffe:
Wir denken grundsätzlich in Form von Begriffen. Begriffe erfassen die wesentlichen Merkmale von Dingen und ermöglichen es, jedes Ding als einem Begriff zugehörend zu erkennen. Begriffe haben die Aufgabe, Gegenstände in Kategorien und Klassen zu gliedern und zu ordnen.
Bei dem Begriff "Baum" weiß jeder, was gemeint ist. Der Begriff "Reifeprüfung" kann mit mehreren, verschiedenen, synonymen Wörtern (Matura, Abitur) bezeichnet werden. Der Begriff ist nicht der Name, mit dem das, was erfasst werden soll, bezeichnet wird, sondern er ist das von einer Sache geistig Erfasste. Der Begriff soll alle synonymen Bezeichnungen gleicherweise erfassen.
Um die ordnende Erfassung der Umwelt zu erleichtern, um sie überhaupt erst möglich zu machen, fasst der denkende Mensch Dinge nach ihren gemeinsamen wesentlichen Merkmalen in Kategorien zusammen, d.h. er schafft Begriffe und bezeichnet diese mit Namen.
Die Relation zwischen Denken und Sprechen:
Tatsache ist, dass wir meist in Worten denken, und dass zwischen Denken und Sprache eine sehr enge Wechselwirkung besteht. Benjamin L. Whorf und Claude Levi-Strauss stellten zwei Hypothesen auf, die die Entwicklung der Fähigkeit zu denken und die Entwicklung der Fähigkeit zu sprechen in Verbindung bringen.
. Whorf vertritt die Hypothese des Linguistischen Relativitätsprinzips; er meint, dass die Sprachstruktur das Denken verändert und prägt.
. Levi-Strauss hingegen wies darauf hin, dass sich die Denkweise auf die Sprache auswirkt. Ein Beispiel ist die politische Denkungsart, die politische Ideologie: Totalitäre Staaten z.B. prägen ihren eigenen Sprachstil.
Beziehung zwischen Sprache und Sozialschicht:
Die schichtspezifischen Sprechweisen werden als Linguistische Kodes bezeichnet: die bei Angehörigen der Unterschicht beobachtete Sprechweise heißt Restringierter (eingeschränkter) Kode, die Sprechweise der Mittelschicht (Angestellte, frei Berufe, Akademiker usw.) Elaborierter (ausgearbeiteter) Kode.
Diese unterschiedlichen Sprechweisen werden mit unterschiedlichen Sozialbeziehungen und Familienstrukturen in Mittel- und Unterschicht in Zusammenhang gebracht. In der Unterschicht sind die Rollen innerhalb der Familie starrer definiert, die Normen für den Einzelnen sind daher auch stärker festgelegt; aus diesem Grund ist die Mitteilung individueller Gefühle und Bedürfnisse nicht erforderlich, die Gespräche dienen mehr der gegenseitigen Bestätigung von Konformität und Solidarität. (Hypothese von Bernstein)
Bei der Mittelschicht widerspiegelt die Sprache die weniger starre Rollenverteilung in Beruf und Familie und die größere Orientierung an Zielen, wie Entfaltung individueller Erfahrungen und Leistungen. Gefühle und individuelle Bedürfnisse werden differenzierter ausgedrückt.
Eine differenzierte Ausdrucksweise erfordert einen entsprechend großen Wortschatz. Die deutsche Sprache umfasst ungefähr 500.000 Wörter. Ein Mensch mit gut entwickelter Standardsprache verwendet etwa 20.000 Wörter, ein Mundartsprecher ca. 5.000 Wörter. Der passive Wortschatz, d.h. die Anzahl der Wörter, die nicht verwendet, aber durchaus verstanden werden, ist wesentlich größer.
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