"Überlege, welche Wirkungen, die denkbarerweise praktische Bezüge haben könnten, wir dem Gegenstand unseres Begriffs in Gedanken zukommen lassen. Dann ist unser Begriff dieser Wirkungen das Ganze unseres Begriffs des Gegenstandes." (1878, Über die Klarheit unseres Verstandes) Diese Grundthese wird auf sehr widersprüchliche, ja divergente Weise gelesen. Er besagt in erster Annäherung: Der Bedeutungsinhalt eines Begriffs kann nicht durch selbstgenügsame Analyse und Introspektion, sondern allein im Blick auf seine (möglichen) künftigen Konsequenzen geklärt werden. Dass wir z.B. Diamanten den Begriff "Härte" zuschreiben, können wir nur durch experimentelle Überprüfung der Hypothese (durch einen "scratch test") begründen. Die Begriffsbedeutung von "diamantenhart" ist also an eine pragmatisch-experimentelle Prozedur geknüpft (die in der Zukunft abgeändert werden kann) . Dieses Erproben der Begriffe entscheidet - im Blick auf eine künftig zu erwartende (denkmögliche) Bewährtbarkeit - darüber, ob Begriffe einen realen Bedeutungsgehalt haben, oder ob sie nur leere, folgenlose Worthülsen sind (wie Ausgeburten von Sprachverwirrung). Peirce Denken terminiert aber nirgendwo in der Überschätzung des vermittlungslos "Gegebenen": Erstens ist das Experiment durch seinen Entwurfs- und Konstruktionscharakter bestimmt; das Wesentliche sind nicht die Sinnesdaten und die logische Argumentationskorrektheit, sondern die hypothetischen Entwürfe, der Experimentierenden. Wir formulieren tastend Vermutungen ("Abduktionen"), in denen wir - auf künftig zu erprobende, fehlbare Weise - die Realität zu begreifen suchen. Zweitens kann das experimentierende Erproben von Begriffen sogar die Form des "Gedankenexperiments" annehmen, wie dies z.B. in der Mathematik der Fall ist, die ja nicht sensualistisch verifizierbar ist. Drittens hat für Peirce jedes Experiment in seiner Tiefenstruktur eine ethische Dimension, da es auf eine Gemeinschaft Urteilskompetenter bezogen ist. Jeder Wahrheitsanspruch setzt, als gültig, das implizite Ethos einer "community of investigators" voraus.
Peirce versteht das pragmatische Erkunden von Begriffsbedeutungen also keineswegs in szientistischer Verkürzung, wie später die logischen Empiristen, was seinem Denken anhaltende Aktualität garantiert.
In seiner ersten öffentlichen Rezeption wurde der Pragmatismus freilich sogleich verkürzt zu einer "praktikalistischen Nützlichkeitsphilosophie" (wahr ist was - auf welche Weise immer - Vorteil verschafft). Peirce reagierte mit der Geburt des Wortes "Pragmatizismus", "das hässlich genug ist, um vor Kindesräubern sicher zu sein." Die beiden kritischen Hauptpointen seines Pragmatismus/Pragmatizismus sind: Die Kritik an jedem "intuitionistischen" Apriori - im Gefolge von Descartes - und die Abkehr vom sensualistischen Abbildrealismus. Zu Letzterem: Welche Struktur die Dinge wirklich haben, das kann erst nach und nach - in der vollen (denkbaren) Reihe handelnd-experimentierender Interaktionen mit der Gegenstandswelt - bestimmt werden, nicht jedoch in einem präsentischen "Abbildungsprozess". Den sukzessiven Verbesserungsprozess der Begriffsbedeutungen nennt Peirce die amelioristische Struktur (lat. , besser) des pragmatischen Forschens.
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