Die Gebäudeanlage besteht aus zwei Hallen, die mit unterschiedlichen Höhen hintereinander angeordnet sind. Der eigentliche Ausstellungsraum, die große Halle, ist 54 m lang, 17,6 m breit und 9,1 m hoch: das ergibt das relativ klare Verhältnis 6:2:1. Sie ist dafür geeignet, Veranstaltungen wie Theater- und Filmaufführungen und vor allem Ausstellungen der bildenden Kunst aufzunehmen. Über diese Nutzungen hinaus wäre es denkbar, auch Veranstaltungen des Bezirkes oder der Technischen Universität hier unterzubringen.
Auf einem Feld von Einzelfundamenten ruht eine Schar kräftiger Stahlträger (dunkelblau), auf denen 16 Rahmen (hellblau) aufgeständert sind. Die Träger ragen über die Fußpunkte der Rahmen hinaus, so daß letztere zur Aussteifung zu den Trägerköpfen hin abgespannt werden können.
In der anderen Hauptrichtung sind jeweils die Endfelder der Seitenwände mit einem liegenden K-Fachwerk versteift.
Die Abspannungen verweisen deutlich auf den provisorischen Charakter des Bauwerkes: für eine längere Lebensdauer hätte man eine geschütztere Konstruktion gewählt. Die gesamte Tragkonstruktion ist von außen sicht- und ablesbar. Skelett und Sehnen sind nach außen gekehrt; die neutrale Haut, gedacht als Hintergrund für die wechselnden Ausstellungen, liegt an der Innenseite.
Von der vorbeiführenden Straße abgewandt befindet sich der Eingang. Auf dieser Seite ist ein niedrigerer und kürzerer zweiter Quader vorgelagert, der mit dem benachbarten U-Bahn-Entlüftungsbau einen ansprechenden, von Platanen beschatteten Außenraum bildet, der vom Kunsthallen-Café genutzt wird.
Die kleinere Halle mißt 32,4 x 10,6 x 3,3m und beinhaltet ein klimatisiertes Depot, einige Büroeinheiten, die Eingangsghalle und ein kleines Café mit Küche und Nebenräumen.
Hier nun besteht zwischen Tragkonstruktion und dem System der Trennwände ein eigenartiges Ringen: Ihre Raster sin derart verschoben, daß sie jeweils hart aneinander vorbei führen.
Damit werden einerseits konstruktive Konflikte vermieden, andererseits wird einer vordergründigen ästhetischen Harmonisierung ausgewichen, daß heißt es entstehen Konflikte mit unseren Sehgewohnheiten, ja sie werden fast gesucht. Außerdem werden Lücken geschaffen, die sich funktional nützen lassen und sei es als Lüftungsklappen.
Durch einen kurzen, verglasten Verbindungsgang gelangt man über die Querachse in die Halle. Sie ist innen nur um Dezimeter kleiner als außen: ein sogenannter Einraum. Weiß neutralisierte Wände, durchscheinene Platten unter regelmäßig verteilte Lichtkuppen an der Decke und rohes Industrieparkett am Boden erzeugen die Raumstimmung.
Mitten durch den Raum führt die Röhre des Stegs, der keinen Einblick bietet. Seine beiden Treppenaufgänge sind sehr verschieden: Der im Girardipark ist breit und einladend und führt in aussichtsreiche Höhe, während der Treppenaufgang an der Eintrittsseite fast verschachtelt wirkt. Zwar bildet er einen Baldachin für die ankommenden Besucher, aber diese müssen auf den Weg zwischen den Stützen achten, um die Eingangsachse nicht zu verpassen, denn hier treffen wir wieder auf ein Spiel mit versetzten Achsen.
KLIMATISIERUNG
Die Heizung und Vollklimatisierung der Halle erfolgt mittels Klimaaggregaten, einer Kältemaschine und Gebläsekonvektoren durch Anschluß an das Fernwärmenetz.
LICHT
Die Belichtung der Ausstellungshalle ist über das Dach, das mit 39 Lichtkuppeln ausgestattet ist, und über eine abgehängte Decke gewährleistet. Dieser Zwischenraum wird auch zur Unterbringung der Beleuchtung genutzt.
PROGRAMM
Das Programm der Kunsthalle Wien konzentriert sich auf Präsentationen zeitgenössischer Kunst und der Kunst der Klassischen Moderne, wobei insbesondere die Zusammenhänge von der Moderne zum aktuellen Zeitgeschehen hin vermittelt werden. Diese Vermittlung erfolgt primär über themenspezifische Ausstellungen (wie bisher z.B. bei Glaube Hoffnung Liebe Tod, Wunschmaschine Welterfindung, :Engel :Engel). Ebenso widmet sie sich den gattungs- und grenzüberschreitenden Tendenzen im Bereich der Künste - u.a. durch Integration von Video (Gary Hill, Rebecca Horn, Dara Birnbaum), Film/Fotografie (Magnum Cinema, Illusion-Emotion-Realität, Lust und Leere), "experimenteller" Architektur (Archigram, Die Schrift des Raumes) und in Zukunft gerade in Verbindung mit der geplanten Veranstaltungshalle - auch verstärkt durch Performances, Konzerte und Symposien. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Präsentation von internationalen und österreichischen Künstlern unter Berücksichtigung der programmatischen Schwerpunkte der Kunsthalle Wien (Heinz Gappmayr, Matthew Barney).
Im Wechsel mit thematischen Ausstellungen und solchen zur "Klassischen Moderne" werden Projekte auch im Rahmen der Wiener Festspiele realisiert. So fanden bis jetzt Festwochen-Ausstellungen zum Thema kultureller Erinnerungsbilder, historischer und moderner Technologie sowie Kunst und Sprache statt.
ie fünf Schaufenster gegenüber der Kunsthalle Wien am Karlsplatz wurden erstmals im Rahmen der Ausstellung Doubletake vom Künstlerduo Peter Fischli/David Weiss für eine Installation im Öffentlichen Raum genutzt. Dort finden seit jeher jüngere österreichische und internationale Künstler die Gelegenheit, eigenständige Projekte zu realisieren, die eine Verbindung zwischen dem urbanen Raum und der Kunsthalle herstellen.
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