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Klassizismus ist eine allgemeine Begriffsbezeichnung für alle Kunstrichtungen, die sich auf Formen der klassischen Antike stutzt.
Es ist ein europäischer Kunststil zwischen 1760 und 1840, der eine Gegenbewegung zum Barock und Rokoko ist. Da nicht mehr Kirche und Aristokratie Kulturträger fortan sind, sondern das Bürgertum. Daher stammt auch der Name. Klassizismus ist abgeleitet vom lateinischen Wort classici, das soviel bedeutet wie: Die Bürger der ersten Steuerklasse (Bürgertum).
zeitlich Einordnung
Der Klassizismus ist einzuteilen in das Zeitalter der Aufklärung.
In dieser Zeit findet z.B. der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg und die Französische Revolution statt. Sowohl der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg, als auch die Französische Revolution waren die bedeutesten bürgerlichen Kämpfe jener Zeit. In Preußen regierte von 1797 bis zu seinem Tod 1840 Friedrich Wilhelm III. In der Zeit der Napoleonischen Kriege krönt sich Napoleon selbst zum Kaiser von Frankreich.
Merkmale der klassizistischen Architektur
Das Hauptmerkmal klassizistischer Baukunst ist das Streben nach rationalen, verbindlichen und allgemeingültigen ästhetischen Regeln. Zu den Prinzipien dieser Architektur gehören Verwendung griechischer oder römischer Tempelmotive (Dreiecksgiebel, Portikus), konstruktiver Einsatz der Säulenordnung, Ökonomie der Mittel (einfache, blockhafte Bauweise) und sparsamer Dekor. Es ist vorwiegend alles symmetrisch angeordnet mit klaren und strengen Formen. Es gibt eine Reduktion auf geometrische Körper und eine Dominanz rechter Winkel und gerader Linien. Bei den Bauwerken kommt keine Farbe zum Einsatz, die Verschiedenfarbigkeit wird nur durch unterschiedlicher Materialien hervorgerufen. Ziel der klassizistischen Architektur ist die Überwindung der Verspieltheit des Rokokos und der Überladenheit des Barocks.
unterschiedliche Formen vom Klassizismus
Klassizismus, allgemeine Bezeichnung all jener Kunstströmungen, die sich bewusst auf antike Vorbilder berufen. In diesem Sinne sind im 16. Jahrhundert architektonische Richtungen in Frankreich (Classicisme) sowie in England und den Niederlanden (Palladianismus) als klassizistisch zu bezeichnen. Auch der Neoklassizismus und Historismus Ende des 19. Jahrhunderts haben klassizistische Tendenzen, ebenso die ironisch zitierende Architektur der Postmoderne.
Im Besonderen bezeichnet der Begriff des Klassizismus eine in Europa vorherrschende Stilepoche, zu der Biedermeier, Directoire, Empire und Louis-seize gehören.
4.1. Palladianismus
Palladianismus ist ein klassizistischer Baustil. der parallel zum Manierismus, Barock und Rokoko in Italien, Frankreich und vor allem in England üblich war.
Benannt ist er nach dem italienischen Baumeister Andrea Palladio (1508 - 1580), der einen der römischen Antike nachstrebenden Baustil entwickelte, für den besonders tempelartige Fassaden typisch sind. Bei seinen Kreationen orientierte er sich unter anderem an den Bauwerken Donato Bramantes (1444 - 1514) und an den Büchern von Vitruvs.
Während der Palladianismus in Italien als Abkehr vom Manierismus und als klassizistische Gegenströmung zum beginnenden Barock verstanden wurde, löste er in Frankreich eine barocken Klassizismus aus, Classicsme genannt. In England wurde der Palladianismus vor allem durch Inigo Jones und William Kent verbreitet. Im 18. Jahrhundert wurde auch die Bauweise der Landsitze in den Kolonien stark vom Palladianismus beeinflusst (Kolonialstil).
4.2. Empire
Das Empire (ca. 1795 - 1815) entstand zur Zeit Napoleons I. Es gilt als der Repräsentationsstil Napoleons.
Der Machtanspruch des französischen Kaiser und die Bedeutung Napoleons schlugen sich in diesem Stil nieder. Der Empirestil besticht durch seine strenge und meist geradlinige Grundform mit auffälligen plastischen und vollplastischen Dekoren. Nach der Abdankung Napoleons verliert der höfisch geprägte Stil schnell an Bedeutung, da man sich nach 1815 nicht nur politisch gegen die Obrigkeit auflehnt, sondern auch ideell dem majestätischen Prunk entsagt und somit den Grundstein für den späteren bürgerlich orientierten Stil legt, dem Classicisme. Der Empire hat als Stilmerkmale stränge, klare und meist geradlinige Grundformen. Es besitz vollplastisches und plastisches Dekor, oft eind Schwäne, Sphinxen, Adler oder Löwen abgebildet. Das Material sind teure Hölzer und Edelmetalle gewesen.
4.3. Biedermeier
Als Biedermeier bezeichnet man aus kunsthistorischer Sicht die Zeit von ca. 1815 - 1850. Beim Biedermeier unterscheidet man zwei Epochen, das Frühbiedermeier von ca. 1815 - 1830 und das Spätbiedermeier von ca. 1830 - 1850. Der Begriff "Biedermeier" bezieht sich auf eine in dieser zeit zugedachten Lebensphilosophie, und zwar auf einfache Lebenshaltung und gemütliche Biederkeit. Die Ausbreitung des Biedermeiers-Stils findet vorwiegend im deutschsprachigen Raum statt. Die Stilmerkmale des Frühbiedermeiers sind klarlinige und kantige Grundformen, wenig Zierteile und kaum Schmuckelemente. Die Archiktur ist einfach und schlich gehalten. Der Spätbiedermeier hat dagegen keine Einfachheit mehr. Seine Formen sind rund uns abgeschrägt. Es treten auch wieder mehr Schmuckelemte auf: Schleifungen, Spitzbögen und Ornamente.
4.4. Directoire
Stilepoche, benannt nach dem Direktorium, das während der französischen Revolution (1795-1799) die oberste Regierungsbehörde Frankreichs bildete. Typisch für die Stilrichtung des Directoire, das sich durch die Ablehnung des Rokko auszeichnet, sind strenge gerade Formen, die sich wie die Ornamentik an antike Vorbilder anlehnen.
4.5. Louise-seize
Louis Seize ist ein Übergangsstil, der in Deutschland zum Biedermeier und in Frankreich zum Empire hinführt. Leichtigkeit und Eleganz werden noch beibehalten, Schweifungen und Asymmetrie abgelegt. Unter anderem werden durch die zu der Zeit weltbewegenden Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum antikisierende Formen wieder eingeführt. Die Rocailleformen verschwinden ganz und werden durch Blumen, Früchte, Landschafts- und Architekturmotive in natürlicher Darstellung ersetzt.
Vertreter des Klassizismus
Die Vertreter in Frankreich sind Louise Etienne Boulle (1728 - 1799), der seine meist utopischen Entwürfe nach dem Grundsatz: "die reinste ist die beste Form" gestaltete, und Claude Nicolas Ledoux (1736 - 1806). Er stellte seine geometriebetonten Bauten häufig in parkähnliche Landschaften und betont durch diesen Kontrast noch zusätzlich die Formstrenge der Architektur. In Deutschland sind die bekanntesten Friedrich Gilly (1772 - 1800) und Leo von Klenze. Karl Friedrich Schinkel, wohl der bekannteste Architekt von Berlin, entwarf Bauten mit ausgewogenen, einfachen Proportionen. Für ihn ist die "Zweckmäßigkeit das Grundprinzip allen Bauens". In England verbreiteten vor allem Inigo Jones und William Kent den englischen Klassizismus.
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