Im Juli versuchten die Bolschewisten die Regierung zu Stürzen, sie dachten mit Hilfe von Soldaten und Seeleuten die Macht an sich reißen zu können. Bolschewistische Einheiten bewaffneten sich und besetzten verschiedene Punkte in der Hauptstadt, aber der Putschversuch der Julitage wurde gewaltsam niedergeschlagen. Außerdem behauptete man, dass Lenin und andere des früheren Schweizer Exils deutsche Agenten seien, dies wurde u.a. durch die Durchreiseerlaubnis durch Deutschland, um aus dem Exil nach Russland eilen zu können, begründet. Von dieser Behauptung waren die Soldaten enttäuscht und Lenin verlor seine kampfbereite Basis und musste schließlich aus Petrograd nach Finnland fliehen um einer Verhaftung zu entkommen, die viele seiner Mitstreiter ereilte, wie z.B. Trotzki.
Wenige Wochen später entstand auf der rechten Seite ebenfalls ein Putschversuch.
General Kornilow, der neue Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte, der von Kerenski, dem Ministerpräsidenten und Nachfolger von Fürst Lwow eingesetzt worden war, gewann immer mehr an Prestige in den bürgerlichen Kreisen. Dies wurde für Kerenski zu einem permanenten Ärgernis. Hinzu kam, dass die Provisorische Regierung die Wahlen zur Konstituierenden Versammlung immer wieder Verschob und immer länger ohne demokratische Legitimierung dastand.
Kerenstki und Kornilow sprachen unterschiedliche politische Sprachen und so kam es zu häufigen Mißverständnissen und Verdächtigungen die in der, wahrscheinlich unbegründeten, Absetzung Kornilows durch Kerenski endete.
In einem Ausruf an die Bevölkerung sagt Kornilow: "Russisches Volk, unser großes Vaterland geht zugrunde! Die letzte Stunde ist nahe [...] die Provisorische Regierung handelt unter dem Druck des bolschewistischen Mehrheit des Sowjets in vollem Einverständnis mit den Plänen des deutschen Generalstabes [...] Ich, Sohn eines Kosakenbauern, erkläre dass ich nichts anderes begehre als die Erhaltung des großen Russlands und gelobe das Volk [...] zur Konstituierenden Versammlung zu führen, in der es selbst sein eigenes Schicksal [...] bestimmen kann.[...]"( "Geschichte Russlands...", S.41)
Die Befürchtung einer Gegenrevolution bestätigte sich, und unter General Krymow marschierte das 3. Kavalleriekorps auf Petrograd zu.
Aus Angst vor einer Niederlage verbündete sich die Provisorische Regierung mit Linksextremisten und man ging gemeinsam gegen die Rechten vor.
Doch eine wirkliche Gefahr bestand nie, dann während des Marsches auf Petrograd löste sich das Kavalleriekorps entweder auf oder verbündete sich mit den Linken. General Krymow, der Kerenski vor Gericht stellen wollte , beging Selbstmord.
Deutlich wurde durch die Kornilow- Affäre aber die eigene Unterschätzung der gemäßigten Sozialisten, also der Provisorischen Regierung, und die Unfähigkeit des Militärs gegen das eigene Volk gewaltsam vorzugehen. Die verhängnisvollste Folge der Affäre war wahrscheinlich die Erlaubnis zur Wiederbewaffnung für die Linken, die ihnen nach den Julitagen aberkannt worden war.
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