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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

2. türkenbelagerung (1683)



154 Jahre nach der ersten Belagerung standen wieder die Türken vor der Stadt Wien. Diesmal befehligte nicht der Sultan (zu der Zeit war das Mehmed der 4), sondern sein Großwesir Kara Mustafa das Herr von ungefähr 250.000 Mann (das war am 3.5.1683).

Demgegenüber standen für die Verteidigung nur 17.000 Soldaten in der Stadt. Das war ein ungleiches Verhältnis, und alle Hoffnungen der Wiener wurden auf die neue Stadtbefestigung gesetzt (Ungefähr 140 Jahre lang arbeiteten viele Generationen von Ingenieuren, Maurern, Steinmetzen und Zimmerleuten an einem wahren Festungskunstwerk. Die Mauer war sechs bis acht Meter hoch und aus Ziegeln). Der Wiener Stadtkommandant Ernst Rüdiger Graf Starhemberg ließ noch rasch die Vorstädte niederbrennen, damit die Angreifer keinen Schutz vorfinden sollten.

Gleich nach der Ankunft des türkischen Heeres am 13. Juli 1683 besichtigte Großwesir Kara Mustafa die Stadtmauer. Er erkundete alles und fand, daß die Festung stark wie ein Elefantenleib sei, aber die Verteidigung schwach. Zuvor (am 7. Juli) flieht der Österreichische Kaiser Leopold der 1 nach Linz (er hatte Angst von den Türken eingesperrt zu werden).
Ernst Rüdiger Graf Starhemberg wird dann zum Stadtkommandanten ernannt.

Nach den Vorschriften des Islams ließ Kara Mustafa ein Schreiben an den Stadtkommandanten und die Bewohner von Wien aufsetzen. Der Inhalt lautete:
"Durch Gottes des Allmächtigen Gnade sind wir mit sieghaften Truppen vor die Festung Wiens gezogen. Wenn ihr Muslims werdet, geschieht Euch nichts. Solltet ihr aber halsstarrig sein und Widerstand leisten und sollte der Ratschluß Allahs sein, daß die Festung unterworfen wird, so wird keinem einzigen Gnade und Pardon gewährt. Dann werden Eure
Besitztümer geplündert und Eure Kinder versklavt."

Ein Unterhändler brachte den Brief in die Stadt. Bald kehrte er mit der Botschaft an Kara Mustafa zurück: Wien unterwirft sich nicht! In den nur halb abgebrannten Häusern in der Vorstadt fanden die Türken Deckung und begannen am 15. Juli die Stadt mit Kanonen zu beschießen. Hauptangriffspunkt bildeten die Burg- und die Löwelbastei. Die Türken begannen Laufgräben auszuheben. Das waren mannshohe Gänge, in denen dich die Soldaten geschützt dem Stadtgraben nähern konnten. Die Türken nannten diese Gänge "Mauswege". Nach 30 Tagen gelang dem osmanischen Heer die Eroberung des Stadtgrabens. Die "Janitscharen" die Elitetruppe der osmanischen Infanterie, standen nun unmittelbar vor der Stadtmauer. Jetzt legten die Türken in unterirdischen Stollen besondere Minenöfen an, in die Fässer mit Schießpulver hineinkamen. Mit einer Lunte wurde dann das Pulver gezündet, und die gewaltige Sprengkraft zerstörte die dicksten Mauern.

In der Stadt selbst geriet die eingeschlossene Bevölkerung in größte Panik. Neben dem Lebensmittel- und Munitionsmangel mach sich die Ruhr in der Stadt immer stärker bemerkbar, eine Krankheit die schrecklichem Durchfall auslöst. 8000 Mann, mehr als die Hälfte der Verteidiger Wiens, sind bereits gefallen, verwundet oder erkrankt. In den ersten Septembertagen fürchtete der Stadtkommandant, daß die schon vollkommen zerlöcherte
Löwelbastei nicht mehr gehalten werden könne, und bereitete die Bevölkerung auf einen Straßenkampf vor. Die Leute rissen nun die Fenstergitter von den Häusern, um die Straßen
abzusperren. Am 9. September stirbt Wiens Bürgermeister Andreas von Liebenberg an den Folgen einer Verwundung und an der Ruhr. Er hat großes Verdienst an der Verteidigungsvorbereitungen und der Organisation der Bürgerwehr.


Die Gefahr wuchs immer mehr. Vom Stephansdom ließen Feuerwerker Schwärme von Raketen als Hilferufe in die Luft aufsteigen. Auch verkleideten sich mutige Männer, die türkisch sprechen konnten, als Janitscharen und schlichen sich mit Geheimbriefen von Starhemberg durch das feindliche Lager. Sie nahmen Verbindung mit dem österreichischen Kaiser auf, der - wie schon zu Beginn erwähnt - geflüchtet war. Nur ein Hilfsheer von außen könne Wien noch die Rettung bringen, stand in den Briefen.

Jeden Tag stieg der Stadtkommandant die steilen Stufen des hohen Stephansturmes hinauf und beobachtete das osmansiche Heer. Er suchte mit seinem Fernrohr die Hänge des Wienerwaldes ab, ob nicht das versprochene Hilfsheer endliche heranrücke. Doch er suchte vergeblich.

Nach 60 Tagen Belagerung, am 11. September, flammten in der Nacht viele Feuerzeichen auf dem Kahlenberg (heute Leopoldsberg). Das Entsatzheer wird von Herzog Karl dem 5 von Lothringen, Prinz Eugen von Savoyen und vom Polenkönig Johann Sobieski dem 3 der auch den Oberbefehl über das gesamte Entsatzheer hatte geführt. Das Heer bestand aus 73.000 bis 75.000 Soldaten (ca. 40.000 Mann zu Fuß, 35.000 Reiter und etwa 170 Geschütze standen zur verfügung).

Am Sonntag, dem 12. September 1683, begann um 5 Uhr früh die furchtbare Schlacht. Es erfolgte ein türkischer Angriff beim Kahlenbergerdorf gegen die österreichischen Soldaten. Der österreichische Kommandant, Herzog Karl von Lothringen, antwortete sofort mit dem Gegenstoß. Die Schlacht nahm ihren Verlauf.

Noch hoffte Kara Mustafa, an diesem Tag die Stadtmauer in die Luft jagen zu können. Doch die Übermacht des Entsatzheeres drängte seine Truppen, die zwischen Wien und dem Kahlenberg kämpften, zurück. Völlig verstört über diese furchtbare Niederlage tritt der Großwesir am späten Nachmittag den überstürzten Rückzug an. Er konnte aus dem riesigen Zeltlager fast nichts mitnehmen. Die heilige Fahne wurde auf ein Eildromedar aufgeladen, aber sonst blieb der größte Teil der türkischen Zelte, der Waffen und Geschütze zurück. In wilder Flucht ritt Großwesir Kara Mustafa mit seine Truppen nach Ungarn. Nach der Niederlage wurde er erdrosselt.

Am nächsten Tag zeigt sich das Ausmaß des errungenen Sieges: 10.000 gefallene Türken, alle 300 Geschütze und 15.000 Zelte, ungezählte Waffen und Feldzeichen haben die Belagerer bei ihrer Flucht zurückgelassen. Das Entsatzheer beklagte nur 2.000 Tote. Allerdings sind Hunderte von Sklaven und Kriegsgefangenen von den Türken vor ihrer Flucht erschlagen worden. Weiters wurden 6.000 Männer, 11.000 Frauen, 14.000 Mädchen und 50.000 Kinder aus Niederösterreich und der Steiermark als Sklaven mitgenommen.

Als der Österreichische Kaiser wieder in Wien eintrifft, wird ein großer Dankgottesdienst im Stephansdom zelebriert.

 
 

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