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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Lösungsversuche der "sozialen frage" in Österreich



Bis 1848 hatten die Arbeiter keinerlei politischen Rechte und wurden ausgebeutet (niedrige Löhne, Frauen- und Kinderarbeit, Trucksystem, kein Schutz bei Krankheit und Alter, Arbeitstag von 12 bis 16 Stunden ohne Sonntagsruhe, Wohnungsmisere,...). Die ersten Versuche, sich zu organisieren, scheiterten 1848 (Revolution).
Als Österreich 1867 eine Verfassung erhielt (Zensuswahlrecht!) und die allgemeinen Menschenrechte (Meinungsfreiheit, gleiches Recht ... ) verkündet wurden, konnten Arbeitervereine, später auch Konsumvereine entstehen. Sie durften sich jedoch nicht überregional zusammenschließen, keine politische Tätigkeit ausüben und wurden polizeilich überwacht. De facto aber waren sie bereits an Karl Marx orientiert.

Vereine zur Erlangung besserer Lebensbedingungen oder höherer Löhne wurden erst nach Demonstrationen 1870 gestattet (Koalitionsrecht, Streikrecht) - Gewerkschaften entstanden Diese nahmen neben der Vertretung der Arbeiter auch soziale Aufgaben wahr (Kranken- und Invalidenkassen). Bald schlossen sie sich zu größeren Fachvereinen zusammen, die z.B. Kollektivverträge für die Arbeiter abschlossen. 1893 kam es zum ersten Gewerkschaftskongreß, auf dem bereits 194 selbständige Gewerkschaften vertreten waren.

Bis 1879 regierten die Liberalen in Österreich, auf ihre Initiative ist die Verfassung von 1867 zurückzuführen. Es setzte nun für ein paar Jahre ein Wirtschaftsboom ein ("Gründerzeit"): Das Eisenbahnnetz der Monarchie wurde verdoppelt, es kam zu einem Bauboom, besonders in Wien, angeregt durch die Bevölkerungsexplosion und die Weltausstellung 1873 - 40% der Miethäuser am Ring wurden in dieser Zeit errichtet und die meisten Prunkbauten begonnen: Rathaus, Burgtheater, Parlament, Universität, Hofmuseen, Börse.

Die Liberalen trafen aber kaum Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiterschaft (nur Arbeitsverbot für Kinder unter 10 Jahren, höchstens 10 Std. bis 14 Jahre - aber kaum kontrolliert) - nach ihrer Theorie der Wirtschaftsfreiheit sollte sich der Staat in den Vertrag zwischen Arbeitern und Unternehmern nicht einmischen:

Bezüglich der Regelung der Arbeitszeit für erwachsene, eigenberechtigte männliche, Arbeiter müssen Eingriffe der Gesetzgebung in die freie Entwicklung dieser Verhältnisse, soweit es sich nicht etwa ganz ausnahmsweise um die Verhinderung staatspolizeilich unzulässiger Mißbräuche handelt, als eine Verletzung der Freiheit des mündigen Staatsbürgers angesehen werden.
(Anmerkungen zu einem Gesetzesentwurf 1869)

Die Lage der Arbeiter verschlimmerte sich in dieser Zeit eher noch, wie z.B. die Rekrutierungen zeigen: Von je 1000 untersuchten Militärpflichtigen waren untauglich:

1870: 736, 1875: 844, 1882: 870.

1873 kam es zu einer großen Wirtschaftskrise, ausgelöst durch überhitzte Spekulation (Börsenkrach!) und Mißernten, begleitet von einer Choleraepidemie (436000 Tote in Ö.-U.). 1879 wurde die Reihe liberaler Regierungen durch die konservative Regierung Taaffe (1379-93) abgelöst, die sich vor allem des Kleinbürgartums annahm. Sie führte (neben Repressionen gegen (Marxisten) auch positive staatl. Maßnahmen zugunsten der Arbeiter durch.



In den siebziger Jahren schuf Karl Freiherr von Vogelsang mit seinem Sozialprogramm die Grundlage für eine christlichsoziele Bewegung. Sie wurde gestützt durch ein Rundschreiben Papst Leos XIII., "Rerum novarum" (1891). Leopold Kunschak (Wiener Sattlergehilfe) schloß 1892 verschiedene katholische Gesellenvereine (die es schon seit 1846 in Anlehnung an Ad. Kolping gab) zum "christlichen Arbeiterverein" zusammen, der sich 1907 an die Christlichsoziale Partei anschloß.

Diese Partei entstand aus verschiedenen christl. Vereinen des Kleinbürgertums (kleine Gewerbetreibende, Handwerker); ihr Programm: Gegen den Liberalismus, für die katholische Soziallehre, Prinzip der Subsidiarität (übergeordnete Gemeinschaft soll nur Aufgaben erfüllen, die von untergeordneter nicht erfüllt werden kann), Betonung der Familie. Die Christlichsozialen werden 1895 zur stärksten Partei im Wiener Gemeinderat Karl Lueger konnte als Bürgermeister bis 1910 ein großes Kommunalprogramm verwirklichen, Kommunalisierung der Energieversorgung und des öffentl. Verkehrswesens, 2. Hochquellwasserleitung, Errichtung vieler Schulen und Spitäler, Schaffung das Wald- und Wiesengürtels (1905).

 
 

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