Die Zerstörung des zweiten Tempels durch die Römer im Jahr 70 und die Unterdrückung der von Simon Bar Kochba geführten messianischen Revolte (132-135) bedeutete für das Judentum eine Katastrophe. Sie bereitete der Herrschaft der Priester ein Ende und führte zur Entstehung des Rabbinismus. Da das jüdische Volk die Kontrolle über sein politisches Schicksal verloren hatte, betonten die Rabbiner die Bedeutung der Gemeinschaft und der spirituellen Zusammengehörigkeit. Sie lehrten, daß jeder einzelne Jude seine Errettung durch ein Leben nach den Gesetzen der Thora, durch Bibelstudium, Gebet und Einhaltung der traditionellen Gebote erwirken könne, während das gesamte Volk Israel noch auf die messianische Erlösung durch Gott selbst warte. Einige Rabbiner glaubten, der Messias werde kommen, sobald alle Juden sich an die Thora hielten. Allmählich nahmen die Synagogen, die bereits vor 70 n.
Chr. existiert hatten, und die Rabbinerschulen den Platz des zerstörten Tempels ein.
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