Von etwa 3000 bis 1200 v. Chr. war Kreta das Zentrum einer blühenden Zivilisation des Bronzezeitalters. Die Errungenschaften dieser minoischen Kultur lassen sich mit denen der ägyptischen und mesopotamischen Kultur messen. Einer der frühesten Hinweise auf Kreta findet sich in der "Odyssee" von Homer. Dieser Erzählung zu folge, muss die Bevölkerung dieser Insel ungewöhnlich vielfältig gewesen sein. (Sie bestand aus Achaiern, Dorern, Pelasgern, Cydoniern und Eteokretern den prähellenistischen Ureinwohnern)
Die Insel besaß 90 unabhängige Städte, deren größte Knossos, die Hauptstadt des Reiches des legendären kretischen Königs Minos war.
Minos
Minos war in der griechischen Mythologie ein legendärer König von Kreta. Einige Autoren aus alter Zeit erwähnen mehrere Könige mit diesem Namen. Besonders Minos der Ältere und dessen Enkel, Minos der Jüngere werden häufig erwähnt. Diese Unterscheidung tauchte jedoch nie in den Berichten selbst auf. Minos stellte den Sohn Zeus, dem Göttervater, und der Prinzessin Europa dar.
Von Knossos aus unterwarf er viele ägäische Inseln. Er wurde überall als ein gerechter Herrscher angesehen.
In der berühmtesten Geschichte über Minos, weigerte sich dieser, einen Stier zu töten, den der Gott Poseidon schickte. Dieser bestrafte ihn damit, dass er Minos Gemahlin sich in den Stier verlieben ließ. Aus dieser wiedernatürlichen Liebe ging der Minotauros hervor. Dies war ein Wesen, das halb Stier-, halb Menschengestalt besaß. Minos führte auch Krieg gegen die Athener und forderte nach deren Niederlage einen Tribut.
Er verlangte in regelmäßigen Abständen sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen, die dem Minotauros geopfert wurden nachdem das Orakel von Delphi dies prophezeit hatte. Minos beauftragte den Architekten und Erfinder Dädalus mit dem Bau eines komplizierten Labyrinths, aus dem man ohne Hilfe nicht entkommen konnte. Hier hielt man den Minotauros gefangen und fütterte ihn mit den Menschenopfern. Erst durch Theseus wurde Athen von diesem Tribut befreit (siehe Absatz "Theseus").
Minos fand schließlich den Tod und wurde Richter über die Toten in der Unterwelt.
Der Mythos von Minos hat wahrscheinlich eine historische Grundlage und spiegelt die Zeit wider, in der Kreta in der ägäischen Region eine Vormachtstellung einnahm und bestimmte griechische Städte den Königen von Knossos untergeben waren.
Theseus
Theseus war in der griechischen Mythologie der größte Held Athens. Er war der Sohn des Königs Ägeus von Athen oder des Meeresgottes Poseidon. Theseus machte sich als 16-jähriger Jüngling auf den Weg nach Athen zu seinem Vater. Er entschied sich für die gefährliche Reise über Land und kämpfte gegen Wegelagerer und Ungeheuer. Eines seiner frühen Abenteuer war seine Begegnung mit dem Minotauros (siehe Absatz "Minos").
Mit Hilfe der Tochter von König Minos, Ariadne, gelang es Theseus, das Ungeheuer zu töten und aus dem Labyrinth zu entfliehen. Auf seiner Rückfahrt nach Athen vergaß der Held jedoch, weiße Segel zu hissen, die dessen Sieg über den Minotauros ankündigen sollten. Ägeus, der die schwarzen Segel in der ferne erspähte, hielt seinen Sohn für tot und stürzte sich aus Kummer von den Klippen ins Meer, das seitdem Ägäisches Meer genannt wird.
Theseus war Athen ein guter und großzügiger Herrscher, doch hatte er nicht seine Lust an Gefahr und Abenteuer verloren. So entführte er eine Amazone, die ihm einen Sohn gebar. Auch beteiligte er sich an der Kalydonischen Eberjagd und der Suche der Argonauten nach dem Goldenen Vlies. Er begleitete auch seinen Freund in die Unterwelt um eine Königin zu befreien. Hades, der Gott der Unterwelt hielt die Beiden gefangen. Später wurde Theseus von Herkules befreit.
Als Theseus nach Athen zurückkehrte, fand er sein Königreich durch Rebellion und Korruption zerrissen vor. Da er unfähig war, die Ordnung wieder herzustellen, schickte er seine Kinder fort und segelte nach einer Insel, wo ihn der dortige König umbrachte, indem er ihn von einem Felsen in die Fluten des Meeres stieß.
Später befahl das Orakel von Delphi den Athenern, Theseus\' Gebeine zu suchen und nach Athen zurückzuholen. Die Athener erwiesen ihm große Ehren und errichteten Theseus eine Grabstätte, die den Armen und Hilfsbedürftigen geweiht wurde, da sich der Held ihrer angenommen hatte.
Minoische Kultur
Diese Kultur entstand einst auf der Insel Kreta. Sie gehört zur ägäischen Kultur, zu welcher auch die Kykladenkultur und die die mykenische Kultur (siehe Absatz "Mykene") zählen, die sich auf dem Griechischen Festland entwickelten.
Die minoische Kultur, die auf den Zeitraum von circa 3000 bis 1100 v. Chr. datiert wird, erreichte in der ersten Hälfte und Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. in den Städten Knossos, Phaistos und Malia ihren Höhepunkt. Als 1900 der große Palast in Knossos von dem englischen Archäologen Sir Arthur Evans entdeckt wurde, benannte er die Kultur nach König Minos (siehe Absatz "Minos").
Die Zerstörung des Palastes von Knossos durch ein Erdbeben um 1700 v. Chr. bedeutete das Ende der Frühgeschichte Kretas. Die nachfolgende Dynastie baute den Palast von Knossos wieder auf und vergrößerte diesen. In den Räumen befanden sich Darstellungen des Minotauros (siehe Absatz "Minotauros") und der Doppelaxt, die bei der Verehrung der Muttergöttin Rhea eine wichtige Rolle spielte.
Die Minoer verfügten über ein komplexes Systhem von Maßen und Gewichten sowie über eine eigene Schrift. Auf etwa 3000 Tontäfelchen, die man bei Ausgrabungen fand, erkannte man zwei Schriftarten. Die ältere der Schriften "Linear-A" stammt von den Minoern und war bereits um 1750v. Chr. Weit verbreitet. Sie konnte bis heute nicht entziffert werden. Die Könige von Knossos erreichten um 1600 v. Chr. den Höhepunkt ihrer Macht. Sie beherrschten die Ägäis und führten regen Handel mit Ägypten. Architektur, Schiffbau und Kunsthandwerk zeugen von einer hoch entwickelten Technik.
Um 1400v. Chr. wurde Knossos durch die Mykener (siehe Absatz "Mykene") zerstört. Täfelchen mit der Schrift der Mykener "Linear-B" wurden sowohl auf Kreta als auch auf dem griechischen Festland ausgegraben. Die meisten Täfelchen stammen aus der Zeit von 1400 bis 1150 v. Chr. und beweisen so die Machtübernahme der Mykener auf Kreta.
Mykene
Mykene war eine antike Stadt in der Argolis-Ebene, südlich von Korinth. Mykene wurde um 1900v. Chr. gegründet. Die mykenische Kultur war jedoch über einige Landstriche hinweg verbreitet. In der griechischen Mythologie war Mykene der Sitz des Atreus und des Agamemnon. Die mykenische Kultur formierte sich im 16. Jahrhundert v. Chr. Sie basierte einerseits auf der Kultur des griechischen Festlandes, andererseits auf der minoischen Kultur Kretas (siehe Absatz "minoische Kultur"). Die Mykener verfügten über die Schriftart "Linear-B" (siehe Absatz "minoische Kultur"). Nachdem der Palast von Knossos durch die Mykener um 1400v. Chr. zerstört wurde, entwickelte sich Mykene zum Mittelpunkt der ägäischen Kultur.
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts v. Chr. wurde der Druck der aus dem Norden einfallenden Dorer immer stärker, und die Bewohner Mykenes mussten ihre Stadt verlassen. Um 1100 v. Chr. wurde Mykene schließlich zerstört. Obwohl sich später wieder neue Bewohner in der Stadt niederließen, erreichte Mykene nie mehr den Glanz früherer Tage. Um 468 v. Chr. wurde Mykene endgültig zerstört.
Zu den Ruinen der Stadt gehören die mächtigen kyklopischen Stadtmauern, der Palast und das Löwentor. Außerhalb der Stadtmauern entdeckte man neben zahlreichen Häusern die Kuppelgräber (mit dem Schatzhaus des Atreus), die zwischen 1876 und 1878 von dem Archäologen Heinrich Schliemann freigelegt wurden.
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