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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der rassist



Keiner möchte als Rassist gelten, und trotzdem gibt es in der heutigen Zeit rassistisches Denken und Handeln. Auf direkte Frage verleugnet sich der Rassist und löst sich in nichts auf: "Ich bin ja nicht ausländerfeindlich, aber..." Auf weiteres Drängen würde er beleidigt sein. Also gibt es keine Rassisten. Aber doch gibt es Beispiele dafür wie sich Leute gegenüber anderen rassistisch verhalten.

Die rassistische Argumentation müßte eigentlich schon langweilig und überholt erscheinen. Zu viele Gegenstimmen und tausende von Widerlegungen verschiedenster Art. In den verschiedensten Fachgebieten wurden Angelegenheiten bis ins kleinste Detail als nichtig erklärt. Das alles müßte wohl auch den letzten Rassisten überzeugt haben. Er hört aber nicht auf mit seinen Fehlinterpretationen und wiederholt sich unaufhörlich.

Egal, ob der Rassist Dummheiten oder Wahrheiten von sich gibt, sich abweichend oder normal verhält, wir müssen ihn wohl oder über zuhören, weil er ja derjenige ist der die Schläge austeilt und Beschuldigungen vorbringt. So wahnsinnig diese Argumentationen auch lauten mögen, sie dürften doch mehr über den verraten der sie verbreitet, als über ihre Inhalte. Was sagt also der Rassist, oder besser der der sich selbst verleugnet?

Der Rassist versucht mit seinem System, mit einer gewissen Gliederung seiner Vorstellungen zu überzeugen, mit einer Art rassistischen Theorie. Der gewöhnliche Rassist ist bestrebt, "sein" Publikum zu überzeugen ihm die Wahrheit mitzuteilen. Er kennt sich auf seinem Gebiet gut aus, auf jedem Fall besser als der dem dieses Thema gleichgültig ist, und besser als der Antirassist.

Das liegt daran, daß er mit dem Thema in einem gewissen Zwangszustand steht. Egal wo, Zuhause oder am Arbeitsplatz, überall ist er bemüht, bei Gelegenheit zustimmende Bemerkungen zu provozieren. Es erfüllt ihn mit Freude wenn er Einwänden triumphierend begegnet. Er beruft sich meist auf gelesenes, oder Information, die er glaubt der ganzen Welt mitteilen zu müssen. Er glaubt die Gesprächspartner müßten ihn sogar dankbar, seiner Belehrung über das Schicksal der Menschheit, sein.

So entsteht der Wille zur Überzeugung, mit denen die Menschen beeinflußt werden sollen, um auf eine neue Ordnung der Dinge hinzuarbeiten. Die Betrachtungen des Rassisten liegen weniger als wissenschaftliche Theorie dar, sondern vielmehr als Philosophie. Was soll mit ihr bewiesen werden? Diese Philosophie stützt sich meist auf drei Argumentationsreihen:

1. Es gibt reine und daher verschiedene Rassen, das heißt biologische Unterschiede zwischen den Gruppen aus denen sich eine Gesellschaft zusammensetzt.
2. Die reinen Rassen sind den anderen biologisch, gesellschaftlich, kulturell und geistig überlegen.
3. Diese Unterschiede rechtfertigen die Herrschaft und Privilegien der höherstehenden Gruppen.




Es fällt sogar bei oberflächlicher Betrachtung die Schwäche der Behauptungen und Ableitungen auf. Der Begriff Rasse ist historisch betrachtet aus der Landwirtschaft, wo die Nutzleistung z. B. einer Kuh durch geeignete Zuchtverfahren verbessern werden sollte. Was die Reinheit angeht, so handelt es sich um eine Übereinkunft, die den Interessen der Züchter entsprungen ist. Es geht dabei um eine Stabilisierung eines ausgewählten Zuchtergebnisses.

Die "reine" Rasse ist eine Linie, die vom Menschen festgelegt wurde. Nehmen wir z. B. die Pferde: in einem Fall sind es die Rennpferde im anderen die Zugpferde. Vom unterschiedlichen Körperbau leitet sich ab, daß eines zum Galoppieren, das andere zum Ziehen besser geeignet ist. Wendet man diese Erkenntnis nun auf den Menschen an, so wird nicht mehr erkenntlich, was das überhaupt bedeuten soll. Bis heute hat noch keiner die Absicht gehabt, die Menschen züchten zu wollen.

Unter anderem sind kaum Völker oder Stämme bekannt, die so isoliert leben, daß sie sich noch nie mit anderen Kulturen vermischt hätten. Der Zwang zum Leben und Überleben, haben zu einer andauernden Mischung der Rassen geführt. Es blieb also niemand unter sich. Selbst Herrscherfamilien die das anstrebten, waren nicht vor unehelichen Nachkommen gefeit. Aber nehmen wir einmal an es gibt sie, die sogenannte Reinheit des Blutes oder der Rasse, so ist sie also auf keinen Fall für die Menschheit charakteristisch. Der Begriff "Reinheit" ist Gegenstand der Phantasie.

Es gibt sie dennoch, die Unterschiede der Menschen, und der Rassist wird stets bemüht sein, die neuen Erkenntnisse in dieser Richtung aufzuschnappen. Es gibt zwar keine reinen Rassen, aber die Menschen sind trotzdem verschieden. Wieviele Unterschiede, seien es Augen, Nasen, Hautfarbe sieht man alleine in einer Stadt. Wieviele sind es dann in ganz Europa?

Die einzelnen Typen, sofern man diese dingfest machen könnte, würden doch keine soziale Gruppe bilden. Jedes biologische Merkmal ist zufällig über Nationen, Volksgruppen und Klassen in unterschiedlich großen Anteilen verteilt. Es folgt der Schluß, daß keine Gruppe sich irgendeine Merkmalkonstellation ausschließlich für sich in Anspruch nehmen kann.

Seit kurzem glauben Rassisten eine neue Entdeckung für ihre Argumentation gefunden zu haben: Die Analyse des Blutes enthüllt die Existenz unleugbarer Unterschiede. Nur reichen diese Unterschiede bis auf die Ebene des Einzelnen hinab, somit diese Argumentation verworfen ist. Es hat den Anschein, daß dadurch die rassistischen Theorien sogar noch weiter zurückgedrängt werden. Der Fingerabdruck jedes Menschen dient nun mal nicht zur Kategorisierung. Die menschliche Iris ist in so hohem Grad individuell, daß sie in Zukunft als persönliches, unveränderliches Kennzeichen dient.

Wenn also der Begriff der reinen Rasse zweifelhaft ist, dann wird die Vorstellung von der rassischen Überlegenheit im Namen dieser Reinheit sinnlos. Nehmen wir trotzdem an, dieses Argument der Reinheit wäre gültig. Warum sollte eine reine Rasse einer unreinen Rasse überlegen sein? Was bedeutet biologische Überlegenheit? Warum sollte eine biologische Überlegenheit eine Überlegenheit auf anderen Gebieten zur Folge haben?

Man findet in der gesamten Geschichte absolut keine Rasse, die Vorteile hatte. Hin und wieder findet man einen Volksstamm, der vom Schicksal oder von den Göttern begünstigt wurde. Warum sollten biologisch ähnliche Wesen mit kontrollierten und veredeltem Erbgut überlegen sein? Und vor allem, welcher Art von Überlegenheit?



Weder Gesundheit noch Schönheit ziehen automatisch Intelligenz, Erhabenheit der Gefühle und überragende Geistigkeit hinter sich her. Wenn Muskelkraft oder persönliche Ausstrahlung eine Garantie für die beste Lenkung eines Staates wäre, hätten wir überall Muskelprotze im Parlament sitzen. Von welcher Seite auch immer, der biologische Rassismus erweist sich als unhaltbar. Der Rassist wechselt bei diesen Behauptungen dann die Seiten zwischen Biologie und Psychologie, die ständige Erweiterung der Argumente ist als Flucht anzusehen.

Der dritte Schritt der Beweisführung, fällt demnach flach, weil er auf den beiden hervorgegangenen aufbaut. Wenn nämlich die reine Rasse nicht existiert und auch die biologische Überlegenheit zweifelhaft ist, gibt es auch keine andere Überlegenheit. Manche bevorzugen körperliche Kraft, Schönheit und Jugend, dabei handelt es sich um geschaffene Tatsachen, während der Rassist von Recht spricht. Sehr wohl gibt es Volksstämme die den schnellsten ihrer Männer zu Häuptling machen. Seit kurzer Zeit ist Charme und Geschlecht für den Erfolg als Politiker ausschlaggebend.

Die Argumentation des Rassisten beruht weder auf stichhaltigen Beweisen, noch wird sie widerspruchsfrei entwickelt oder ist in ihren Schlußfolgerungen gerechtfertigt. Es gibt nichts woran man festhalten könnte, weder für die Vernunft noch für die Moral.

 
 

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