Über die Bevölkerung und deren Entwicklung um 1930 liegen kaum detaillierte Informationen vor. Nach Abwä¬gen der Geburten- und Sterblichkeitsrate ist jedoch ein Bruttozuwachs von ca. 1% anzunehmen. Dieser für China tiefe Wert gründet in der geringen Anzahl verheirateter Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter und einer hohen Kindersterblichkeitsrate von ca. 1/3, da China in der ersten Hälfte des 20. Jh. weder von Hungersnöten und Bürgerkriegen noch von anderen Naturkatastrophen und Dürreperioden verschont blieb.
Abb. 1: In nächster Zukunft wird Chinas Bevölkerung noch weiter steigen, wird sich aber höchstwahrscheinlich zu Beginn des 21. Jahrhunderts bei rund 1,4 Mia. stabilisieren.
1953 wurde das wahre Ausmass des Bevölkerungsproblems erst richtig erkannt. Die von einer Volkszählung hervorgebrachte Zahl von 582 Mio. Einwohnern überstieg jede Schätzung bei weitem. Sie zeigt, dass Chinas Bevölkerung trotz sehr ungünstiger Verhältnisse weiter gewachsen war. In den ersten Jahren der Volksrepublik wuchs die Bevölkerung sogar noch schneller, so dass es 1959 schon 650 Mio. und 1970 wahrscheinlich 800 Mio. zählte. Diese Entwicklung hat die Lage der Volksrepublik erheblich beeinflusst und es lässt sich trotz öffentlicher Dementis sagen, dass der Rhythmus des Bevölkerungszuwachses für die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Landes das grösste Problem darstellte.
Bemerkenswert ist, dass der 2. Weltkrieg nicht wie in vielen andern Ländern eine Einschnürung in die Bevölkerungspyramide, sondern einen Rückgang der männlichen Bevölkerung und eine allgemeine Verjüngung brachte. Diese Tatsache ist auf die aussergewöhnliche Grausamkeit des Krieges mit Japan zurückzuführen, die alle Altersstufen gleich stark betraf. Die erwähnte Verjüngung beginnt ihre Auswirkungen im ersten Fünfjahresplan zu zeigen (1953-1957). Während der Anteil der Jugendlichen unter 20 Jahren an der Gesamtbevölkerung von 44 auf 49% stieg, sank der Anteil der Erwachsenen zwischen 20 und 49 Jahren von 42 auf 39%. Genauere Faktoren der Bevölkerungsentwicklung sind auch aus dieser Zeit nicht bekannt. Man nimmt jedoch allgemein an, dass der schnellen Bevölkerungsentwicklung der 50er Jahre eine jährliche Zuwachsrate von 2% zu Grunde liegt, was einer jährlichen Zunahme von etwa 14 Mio. Menschen entspricht. Dieses schnelle Wachstum muss als Ergebnis einer ungleich sinkenden Sterbe- und Geburtenziffer gesehen werden, welches ein klassisches Phänomen beim Übergang von einer traditionellen zu einer modernen Bevölkerungsstruktur darstellt. Laut den vom chinesischen Staat herausgegebenen Zahlen sank die Sterbequote in der Zeit von 1952 - 1957 von 18 auf 11%, während die Geburtenzahl nur von 37 auf 33% sank. Während die stabile Geburtenzahl mit jährlich 21.5 Mio. Geburten der Realität zu entsprechen scheint, ist der Rückgang der Sterblichkeit mit Vorbehalten zu versehen. Ihr Sinken von 9.8 Mio. auf 6.9 Mio. könnte sowohl durch einen starken Rückgang der Säuglingssterblichkeit, die jedoch zweifellos höher liegen dürfte als von den Behörden angegeben, wie auch durch einen sehr erstaunlichen Rückgang der Sterbefälle bei Erwachsenen bedingt sein. Die zu geringe Registrierung der Sterbefälle wird jedoch durch die zu geringe Registrierung der Geburten etwa ausgeglichen.
Durch die weit verbreitete Anwendung von Verhütungsmitteln bekommt eine chinesische Frau im Schnitt nicht einmal mehr 2 Kinder, wodurch die Bevölkerung sogar sinken würde. Doch das scheint recht unwahrscheinlich, da die Lebenserwartung seit 1949 auf das Doppelte wuchs - auf 71 Jahre. Zudem sind derzeit ca. 125 Mio. Frauen im idealen Gebäralter, - so viele wie nie zuvor - wodurch sich Maos Bevölkerungspolitik als Echo ein zweites mal auswirkt.
China hat heute schon mit den klassischen Problemen der Städte in Industrienationen zu kämpfen: zuviel Verkehr, schlechte Luft, Lärm. Schon jetzt sind die Städte teilweise für LKW's gesperrt.
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