Anne Franks Tagebuch
In ihrem Tagebuch skizzierte Anne Frank die Lebensbedingungen der Verfolgten in ihrem Versteck: Sie schildert die familiären und politischen Verhältnisse. Durch genaue Beobachtung und Darstellung gelingt ihr eine unverstellte Zeichnung der Situation im Versteck und der Charaktere ihrer Leidensgenossen. Ihre Schreibweise lässt Ambition und Begabung gleichermaßen erkennen.
Die Tagebuchaufzeichnungen konnten im Original gerettet werden. Otto Frank, der einzige Überlebende der Familie, stellte aus den Texten seiner Tochter eine Version zusammen, die er 1947 unter dem Titel \"Het Achterhuis\" (deutsch 1950 als \"Das Tagebuch der Anne Frank\") im Contact-Verlag in einer Auflage von 1500 Exemplaren veröffentlichte. Den Titel hatte Anne Frank für einen späteren Roman geplant, der auf ihren Aufzeichnungen fußen sollte.
In mehreren ergänzten und überarbeiteten Auflagen fand das Zeitzeugnis weltweit in über 20 Millionen Exemplaren Verbreitung. In Deutschland setzte eine Breitenwirkung mit der Taschenbuchausgabe 1955 ein. Erst nach dem Tod von Annes Vater (1986) wurden zahlreiche von ihm vorgenommene Streichungen im Tagebuch rückgängig gemacht (Ausgabe 1988). Zwei bislang unveröffentlichte Eintragungen - über die Ehe ihrer Eltern sowie ihre Notiz, niemand außer ihr selbst solle die Aufzeichnungen jemals lesen - tauchten 1998 auf und fanden Eingang in die nächste Auflage.
Wiederholt wurde, meist in politisch rechts stehenden Kreisen, die Authentizität des Tagebuchs bezweifelt. Um dieses Gerücht endgültig zu widerlegen, erarbeitete das Niederländische Staatliche Institut für Kriegsdokumentation 1986 eine textkritische Ausgabe, die seit 1988 in der Übersetzung von Mirjam Pressler in deutscher Sprache vorliegt (erweiterte Neuauflage 1991).
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