Bruno Melzer, Hauptschüler und Tischlerlehrling in einer österreichischen Kleinstadt, will >alles anders machenSprüchen stillzuhalten< und seine >vergeblichen Ausbruchs=
versuche< in Bahnen zu lenken: >Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Das ist einmal so. Immer so gewesen. Da kann man eben nichts machen. Dauernd ist er auf später vertröstet worden. Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Das war keine Frage. Das sah er schon. Aber wann kamen sie?< Auch als er ausgelernter Tischler in einem Kleinbetrieb ist, ändert sich nichts am Gleichmaß des Lebens, das zwischen der Arbeit immer nur von kurzen Frauen=
bekanntschaften oder durch die Besäufnisse freitäglicher >Herrenabende< unterbrochen sind. In beschwörender Wiederholung redet er sich ein, frei zu sein und das eigentliche Leben noch vor sich zu haben: >Er hat doch alle Möglichkeiten, denkt er, alle Möglichkeiten hat er noch, bei ihm kommt alles, wird alles noch. Er hat sich den Weg noch nicht vernagelt wie die anderen.< Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft bleibt selbst dann noch, als sich der ihm verhaßte kleinbürgerliche Lebensvollzug doch nun doch anbahnt: Maria, eine seiner zahl=
reichen Zufallsbekanntschaften, wird schwanger und darum von ihrer Fabrikantenfamilie, deren Ziehtochter sie ist, auf die Straße gesetzt.
Die gleichmütige Selbstverständlichkeit, mit der Melzer auf die Unvermeidbarkeit einer Heirat regiert, nimmt er bei sich selbst als >Entschlossenheit< wahr, >sein Leben in die Hand genommen zu habenganz neues Leben< mit Aussicht auf materiellen Wohlstand begonnen zu haben, erneut in die Alltäglichkeit absackt, ohne das Melzer spürt, wie seine Wahrnehmung sich dem vorgegebenen Rhythmus der Maschinen angleicht. Die Müdigkeit am Abend, die den Umgang mit Maria und den Kindern verkümmern läßt, wird nur noch von Wutausbrüchen unterbrochen. Nachdem ihm schon bald die Energie für einen Fernkurs zum Meister schwindet wird schließlich das in Eigenregie gebaute Haus zum Projektionsraum eines besseren Lebens. Doch zur gleichen Zeit erkrankt Maria an Kehlkopfkrebs. Ein Jahr später ist er Witwer, der sich mit einem halbfertigen Haus als >Fürsorgefall< beim Sozialamt melden muß, weil er wegen der Arbeit seine Kinder nicht mehr versorgen kann. Zur letzten Chance wir ihm eine Heiratsannonce: >und ich kann dirs ehrlich sagen, sagt er, wenn sich auf die Annonce eine meldet, die nicht nimmt, obwohl ich gar nichts hab als drei Kinder und einen Haufen Arbeit daheim, ehrlich, sagt er, ich würd eine jede nehmen, ganz wurscht, wie sie ausschaut, wenns nur halbwegs zum Aushalten wär und mit den Kindern umgehen könnt, da würd ichs nehmen, weil auf die Liebe oder sowas, sagt er, kommts bei mir nicht mehr an, weil drauf darfs garnicht mehr ankommen.< Bereits auf >die erste Heiratsanzeige, die Melzer aufgegeben hat, hat er drei Zuschriften bekommen |