Übersicht
1.2.2 Additive (nachgeschaltete) Technologien
Die Stadt Wien hat bereits 1985 und 1989 sowie 1995 ein Wiener Abfallwirtschaftskonzept erstellt und somit sehr frühzeitig ihre Abfallwirtschaft nach ökologischen Gesichtspunkten ausgerichtet. In der Folge wurden die in der Praxis bereits bewährten Maßnahmen im Wr. AWG (Wiener Abfallwirtschaftsgesetz - Gesetz über die Vermeidung und Behandlung von Abfällen und die Einhebung einer hierfür erforderlichen Abgabe im Gebiete des Landes Wien) auch rechtlich festgelegt. Dieses Gesetz ist seit 1.7.1994 zur Gänze in Kraft.
(1) Reinigung
Die Schadstoffe werden durch verschiedene Verfahren aus den Abgasen, Abwässern und sonstigen Abfällen entfernt.
Ökonomische Probleme ergeben sich oft nicht nur aus den Kosten des Filtereinbaues (z.B. für die Rauchgasentschwefelung) oder Abwasserreinigung, sondern oft auch aus der Entsorgung der Filter bzw. der anderen Rückstände.
(2) Umweltfreundliche Entsorgung
Jeder Wiener produziert pro Jahr durchschnittlich ca. 500 Kilogramm Abfall. Das bedeutet, daß unser Abfallberg im Vorjahr rund 860.000 Tonnen schwer war. Die "umweltfreundliche" Entsorgung der Abfälle ist daher ist zu einem der größten Probleme in den Industrieländern geworden.
Grundsätzlich gibt es folgende Möglichkeiten:
Y Möglichst sichere Lagerung (Deponien)
Unzureichend gesicherte Deponien führen zu einer Verseuchung des Grundwassers. Die Sanierung dieser Deponien wird auf hunderte Milliarden Schilling geschätzt. Neue, zum Untergrund abgedichtete Deponien, müssten errichtet werden.
Alle Gemeinden wollen zwar ihre eigenen Abfälle beseitigen, sind aber nicht bereit, in ihrem Gebiet neue, möglichst sichere Deponien anlegen zu lassen.
International werden häufig die Weltmeere als "wilde" Deponien verwendet, da keine international gültigen Rechtsvorschriften existieren.
Beispiele:
· Ablassen von Ölrückständen
· Versenken von gefährlichen (z.B. radioaktiven) Abfällen
Die zwei Drittel der Erdoberfläche die von Wasser bedeckt werden, verteilen sich auf 35 Meere. Sieben davon - Ostsee, Mittelmeer, Schwarzes Meer und Kaspisches Meer, Beringsee, Gelbes und Südchinesisches Meer - sind Beispiele für bereits stark belastete Gewässer, wobei sich das Mittelmeer, liebgewonnene "Badewanne" der Österreicher, in einem besonders schlechten Zustand befindet.
Natürlich gerät auch die Tierwelt zusehends in Bedrohung. Verschmutzte Strände, hochgiftige Schadstoff-Konzentrationen im Wasser, rücksichtslose Ausbeutung von Rohstoffen und die Verbetonierung ganzer Küstenregionen machen den seit Urzeiten am Mittelmeer heimischen Tierarten das Überleben fast unmöglich.
Vor allem das Erdöl kann sogar tödliche Folgen für Vögel, Meeressäuger und auch Kleinstlebewesen wie Muscheln und Krebse haben. Vier Jahre nach einem Tankerunfall in Alaska melden Experten jetzt: "Verkrüppelte Fische, hirngeschädigt Robben, unfruchtbare Vögel und tote Schwertwale."
Y Verbrennung
Verbrennen verringert vor allem den Umfang der Abfälle. Es führt jedoch zur Luftverschmutzung und zu hoch konzentrierten giftigen Verbrennungsresten, die wieder "endgelagert" werden müssen.
Y Kompostierung
Vor allem organische Abfälle werden durch Kleinlebewesen zersetzt und zu natürlichem Dünger umgewandelt.
Viele Forscher versuchen Bakterien zu züchten, die diesen Kompostierungsvorgang beschleunigen. Vor allem in größeren Städten ist die Kompostierung jedoch schwer durchführbar.
Was die Wiener in den Biotonnen sammeln, kommt zum Kompostwerk Lobau. Wenn der Dünger dann gereift ist, wird er auf die Felder transportiert.
(3) Wie Betriebe ihre Abfälle entsorgen
Die Entsorgung ihrer Abfälle ist in den letzten Jahren für alle Betriebe zu einer großen Aufgabe geworden. Auch im Gewerbebereich ist sortenreine Trennung der Abfälle das Um und Auf.
Anfallende Altstoffe können bis zu einer Tonne bzw. einem Kubikmeter bei den Mistplätzen
und in größeren Mengen gegen Gebühr bei der Abfallbehandlungsanlage entsorgt werden. Verunreinigte, sowie mit gefährlichen Abfällen vermischte Lieferungen werden abgewiesen.
Problemstoffe aus Gewerbebetrieben sind gefährliche Abfälle und begleitscheinpflichtig. Einzelne Fraktionen wie Leuchtstoffröhren, Batterien etc. können über die Abfallbehandlungsanlage entsorgt werden. Alle anderen gefährlichen Abfälle sind befugten Entsorgern zu übergeben.
Rest- bzw. Sperrmüll gehören auf die Deponie. Vorher wird dieser Müll jedoch bei der Abfallbehandlung einer Kontrolle unterzogen. Dabei darf der Anteil an Altstoffen 5 % nicht überschreiten.
1.2.3 "Integrierte" Technologien
Der Produktionsprozess soll so gestaltet werden, dass
- der Abfall möglichst vollständig wieder verarbeitet wird ("Recycling") oder
- überhaupt vermieden wird.
(1) Recycling
Beim "Recycling" wird der Abfall wieder in denselben oder in einen anderen Produktionsprozess "zurückgeführt" und geht in ein sinnvolles Produkt ein, das am Markt verwendet werden kann.
Rohstoffkreislauf:
Recycling umfasst:
Y Die stoffliche Verwertung
Beispiele:
- Wiederverwertung von
- Glas, Papier, Pappe und Karton,
- Eisen und Metallen,
- Kunststoffen,
- Textilien, Wolle, Leder.
- Gewinnung von Chemikalien und Fetten aus Abwässern,
- Gewinnung von Schwefel, Gips aus Rauchgas etc.
Was mit den Altstoffen passiert
Altstoff Neues Produkt
Altpapier Hochwertige Faltschachtelkartons, Schallplattenhüllen
Wellpappe Wellpappe
Glas Glas (wichtig jedoch: Trennung v. Bunt- u. Weißglas)
Kunststoffe Plastikflaschen u. -folien, Schüsseln u. Behälter
Metall Autokarosserien, Stahltraversen, Motorbestandteile
Speiseöl Seife, Hautcremes
Textilien Mistflohmarkt (größer als 30 x 30 cm), Putzfetzen
Styropor Isoliermaterial, Betonzuschlagsstoffe
Kunststoffe im Hausmüll Fernwärme
Y Die energetische Verwertung
Beispiele:
Y Elektrizitäts- oder Wärmeerzeugung in Müllverbrennungsanlagen,
Y Verbrennung von Autoreifen und Altöl im Zementofen etc.
Y Die biologische Verwertung
Beispiel:
Y Organische Abfälle ergeben Kompost als Bodenverbesserungsmittel.
Recycling ist hier ein Grenzfall, da es sowohl Bestandteil eines integrierten als auch eines nachgeschalteten Verfahrens sein kann.
Voraussetzungen für ein sinnvolles Recycling sind:
- Verwendungsmöglichkeit der Altstoffe in neuen Produktionsprozessen
- mengenmäßig ausreichendes Vorkommen
- Reinheit des Materials (Durch Mülltrennung wird der erforderliche Reinheitsgrad erreicht.)
- Wirtschaftlichkeit (Der Einsatz von Altstoffen sollte nicht teurer kommen als die Verwendung von primären Rohstoffen.)
Organisationsformen für die Gewinnung der Altstoffe:
Y Gewerblicher Altstoffhandel
Y Abfallbörse der Wirtschaftskammer
Die Abfallbörse hat die Aufgabe, brauchbare Altstoffe wie Metalle, Glas, Holz, Papier, Pappe, Chemikalien u.a. zwischen interessierten Betrieben zu vermitteln. Die Europa-Börse für Abfallstoffe trägt der steigenden Bedeutung der Wiederverwertung Rechnung.
Y Getrennte Sammlung der Haushaltsabfälle
z.B.: - Altglas, nach Weiß- und Buntglas- Papier, nach Zeitungspapier, Offsetdrucken, Kartons etc.- Dosen, nach Aluminium und sonstigen Metallen
Der Erfolg dieser Aktionen hängt weitgehend von der Mitwirkung der Konsumenten ab, da die nachträgliche Sortierung zu teuer ist.
Die Nutzen des Einsatzes von Altstoffen als "Sekundärrohstoff" liegen in
- Einsparung von Primärrohstoffen
- Reduzierung von Abgasen und Abwässern
- Energieersparnissen
- Entlastung der Mülldeponien
(2) Vermeiden von Umweltbelastung
Die sinnvollste Maßnahme der Umweltpolitik ist es, Rohstoff- und Energieverschwendung sowie Abfälle und Emissionen soweit wie möglich zu vermeiden.
Grundsätzlich sollen die Eigenschaften eines Produktes so festgelegt bzw. entwickelt werden, dass Rohstoffe, Zwischenprodukte und Produktionsverfahren einsetzbar sind, die es erlauben
- den Einsatz von Rohstoffen und Energie gering zu halten,
- umweltbelastende Einsatzstoffe wegzulassen bzw. durch umweltfreundliche Rohstoffe zu ersetzen,
- umweltschädliche Emissionen in Luft oder Wasser sowie Lärm usw. zu vermeiden,
- die Abfallmengen der Produktion zu verringern, umweltverträglicher zu gestalten bzw. ihre Wiederverwendung zu ermöglichen (siehe Recycling).
Beispiele:
· phosphatfreie Waschmittel,
· mechanische Pumpzerstäuber statt treibgasgefüllter Spraydosen,
· Senken des Quecksilbergehaltes in Batterien,
· bleifreie Schmiermittel, Farben etc.
· Energieeinsparung durch technische Maßnahmen,
· Ersatz der Einwegverpackungen (Kunststoff) durch Mehrwegverpackungen etc.
· Passives Energiesparen durch
- Herabsetzen der Raumtemperatur
- Thermostatregelung der Heizkörper
- bessere Isolierung der Gebäude etc.
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