Die Entdeckung des Neutrons
Im Gegensatz zu den X-Strahlen, die an einem Abend entdeckt wurden, zog sich die Entdeckung des Neutrons über zwei Jahre hin.
Schon RUTHERFORD glaubte, daß neutrale Teilchen, die die Masse eines Protons haben, existieren. Er stellte sich das Neutron wie ein Wasserstoffatom vor, bei dem das Elektron in den Kern gestürzt war und dessen Ladung somit neutral war.
WALTHER BOTHE und sein Student H. BECKER waren die ersten, die sich mit der Entdeckung des Neutrons beschäftigten. Sie beschossen Beryllium mit Polonium-Alphateilchen mit dem Ziel, die Theorie RUTHERFORDS zu bestätigen und herauszufinden, ob bei diesem Vorgang sehr energiereiche Strahlen emmitiert werden.
Die durchdringende Strahlung, die sie mit Hilfe von elektrischen Zählmethoden feststellen konnten, hielten sie für Gammastrahlen.
Die gleichen Versuche machten sie auch mit Litium und Bor, und sie kamen schlußendlich zum Ergebnis, daß die beobachtbaren Gammastrahlen mehr Energie ausstrahlten als die Alphateilchen, mit denen sie die Atome beschossen hatten. Es gab keinen Zweifel: Die Energie stammte aus der Kernspaltung.
Um 1931 rückten zwei neue bedeutende Wissenschaftler ins Rampenlicht: IRèNE CURIE und ihr Ehemann FRéDéRIC JOLIOT. Irène, die charakterlich ganz ihrer berühmten Mutter MARIE CURIE glich, arbeitete als Assistentin im Labor ihrer Mutter, wo sie dann auch FRéDéRIC JOLIOT, der außergewöhnliche technische Fähigkeiten besaß, kennenlernte.
Am 18.Jänner 1932 machten die JOLIOTS eine erstaunliche Beobachtung: Sie untersuchten Bothes neue Strahlung, indem sie eine unglaublich starke Poloniumprobe verwendeten.
Die neuen Strahlen waren imstande aus einer Paraffinschicht Protonen herauszuschlagen. Doch warum war es so unglaublich, daß BOTHES Gammastrahlen Protonen herausschlagen konnten? Die rückgestreuten Elektronen waren viel schwerer, dennoch wurden sie leicht zurückgeschleudert. Es war dann der Physiker JAMES CHADWICK (1891-1974), der den scheinbaren Widerspruch beseitigte.
In den zahlreichen Versuchen, die er machte, bestätigte er den JOLIOT-CURIESCHEN Kernschleuder-Effekt. Weiteres kam er zum Ergebnis, daß BOTHES Gammastrahlen ein Geschoßregen aus schnell bewegten Teilchen ist, die zwar die Masse eines Protons besitzen, elektrisch aber neutral geladen sind.
Somit war ein neues Elementarteilchen entdeckt: das Neutron.
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