Wie bereits im Kapitel "Was ist die soziale Frage?\" erwähnt, stellt sich letztgenannte als Summe einer Anzahl von Problemen dar, die durch den Industrialisierungsprozess hervorgerufen wurden. Die Industrialisierung selbst ist als der Wandel der feudalen Agrargesellschaft zur kapitalistischen Industriegesellschaft zu sehen, durch den es nicht zuletzt zu Veränderungen in den Familien-(von groß- in Kleinfamilie) und in dem Zusammenhang auch in den Arbeitsverhältnissen(auch Nachtarbeit) kam.
Die ländlichen Gegenden boten der wachsenden Bevölkerung nicht mehr genug Verdienstmöglichkeiten und es kam zu einer Landflucht. Die Menschen strömten in die Städte, um hier Arbeit zu finden und ihre Familien ernähren zu können.
Tauschhandel war in den Städten nicht möglich, also musste Geld verdient werden, auch musste man eine Unterkunft bezahlen, da nun die Arbeitstätte nicht mehr gleich Wohnstätte war, wie es größtenteils in der Agrargesellschaft der Fall gewesen war.
Durch diese plötzliche Konzentration vieler Menschen in einer Stadt, kam es zu einem deutlichen Überangebot an Arbeitskräften, so dass die Arbeiter in ihrer Not auch schlecht bezahlte Arbeitsplätze unter schlechten Arbeitsbedingungen annahmen und somit gemeinsam mit dem gnadenlosen Konkurrenzkampf der Fabriken untereinander zu einer so rapiden Absenkung des Lohnniveaus beitrugen, dass die alleinige Arbeitsleistung des Familienvaters oft nicht ausreichte, um die Familie zu versorgen.
Frauen und Kinder waren billigere Arbeitskräfte. Dies machten sich vor allem die besonders stark konkurrenzgeplagten Betriebe der Textilindustrie zunutze, die schon bald größtenteils schlecht bezahlte Frauen und Kinder beschäftigten. Der Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt stieg dadurch noch mehr, was zu noch stärkerem Absinken des Lohnniveaus führte.
Während die berufstätigen Frauen einer Doppelbelastung ausgesetzt waren, da sie noch immer die Verantwortung für Haushalt und Kinder hatten, ergaben sich viele der arbeitslosen Männer dem Alkoholismus.
Totale Verarmung, Krankheiten, die ihren Ursprung in Mangel- und Fehlernährung oder den katastrophalen hygienischen Verhältnissen hatten, Wohnungsnot, Familien- strukturen, die sich langsam auflösten, psychische Probleme und häufig völlig fehlende Schulbildung waren die Folgen, die, mit dem stark verharmlosenden Begriff der "sozialen Frage\" umschrieben, das frühe 19. Jahrhundert prägten.
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