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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Wissenschaftler und deren theorien des kapitals



Die französischen Wirtschaftswissenschaftler des 18. Jahrhunderts, die sogenannten Physiokraten, waren die ersten, die ein volkswirtschaftliches System entwickelten. Besondere Bedeutung erlangte der an die Physiokraten anknüpfende britische Wirtschaftswissenschaftler Adam Smith. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde diese Theorie in der Fassung David Ricardos zur maßgeblichen Theorie des Kapitals. Gemäß der klassischen Theorie ist das Kapital ein Wertedepot, das durch Arbeit erzeugt wird. Ein Teil des Kapitals besteht aus Verbrauchsgütern, die dem Lebensunterhalt der Arbeiter dienen, die die Güter für den zukünftigen Konsum herstellen. Ein weiterer Teil besteht aus Produktionsgütern, die in die weitere Produktion zurückfließen, in Erwartung zukünftiger Erträge. Der Gebrauch von Investitionsgütern erhöht die Arbeitsproduktivität, dadurch wird es möglich, mehr zu erzeugen, als für die Erhaltung der Arbeitskraft erforderlich ist. Dieser Überschuß bildet den Zins oder Gewinn, der auf das Kapital gezahlt wird. Zinsen und Gewinne erhöhen das Kapital, wenn sie wieder in die Produktion fließen.

Karl Marx und andere sozialistische Autoren akzeptierten die klassische Betrachtungsweise des Kapitals mit einer großen Einschränkung. Für sie bestand Kapital nur aus den Produktivgütern, die Einkommen unabhängig von den Anstrengungen des Eigentümers erbringen. Das Werkzeug eines Handwerkers oder das Land eines kleinen Bauern sind in diesem Sinne kein Kapital.
Die Sozialisten behaupteten, daß Kapital als eine bestimmende Kraft in der Gesellschaft entsteht, wenn eine kleine Gruppe von Personen, die Kapitalisten, die meisten der Produktionsmittel besitzen, und wenn eine viel größere Gruppe, nämlich die der Arbeiter, nicht mehr als den puren Lebenserhalt als Entlohnung für die Verwendung der Produktionsmittel zum Nutzen der Eigentümer erhält (Existenzminimum).
Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten die britischen Wirtschaftswissenschaftler William Nassau senior und John Stuart Mill eine psychologische Theorie des Kapitals, die auf einer systematischen Untersuchung der Motive für Genügsamkeit beruhte. Ausgehend von der Annahme, daß die Befriedigung durch gegenwärtigen Konsum psychologisch einer verzögerten Befriedigung vorzuziehen ist, argumentierten sie, daß das Kapital durch Konsumverzicht von Personen entsteht, die auf eine Entlohnung ihrer Enthaltsamkeit in der Zukunft hoffen. Weil solche Personen gewillt sind, auf heutigen Konsum zu verzichten, kann die Produktionskraft von der Erzeugung von Verbrauchsgütern auf die Erzeugung künftiger Produktionsmittel gelenkt werden; folglich wird die Produktionskapazität der Volkswirtschaft erhöht. Und so wie körperliche Arbeit den Lohn rechtfertigt, rechtfertigt daher Verzicht Zinsen und Gewinne.
Soweit die Verzichtstheorie auf subjektiven Überlegungen beruhte, bot sie keine adäquate Basis für objektive Wirtschaftsanalysen.

Der österreichische Ökonom Eugen Böhm-Bawerk und der britische Wirtschaftswissenschaftler Alfred Marshall versuchten deshalb, diese Theorie mit der klassischen Theorie des Kapitals zu verbinden. Sie stimmten mit den Verzichtstheoretikern darin überein, daß die Aussicht auf zukünftige Erträge Einzelpersonen motiviert, auf Konsum zu verzichten und einen Teil ihres Einkommens zur Produktionsförderung zu verwenden. Doch in Übereinstimmung mit der klassischen Theorie fügten sie hinzu, daß die Höhe des Ertrags vom Zugewinn an Produktivität abhängt, der aus dem Zuwachs von Kapital im Produktionsprozeß entsteht. Kapitalzuwächse machen die Produktion umständlicher, wodurch größere Verzögerungen verursacht werden, bevor Erträge entstehen. Kapital, so behauptete man, würde demgemäß abhängen vom Mittelweg, den man finde zwischen dem Wunsch nach sofortiger Befriedigung durch Konsum und dem Wunsch nach den zukünftigen Gewinnen, die aus einem umständlicheren Produktionsprozeß erwartet würden.

John Maynard Keynes lehnte diese Theorie ab, weil sie die Diskrepanz zwischen gespartem Geld und entstandenem Kapital nicht erklären könne. Obwohl gemäß aller vorausgegangenen Kapitaltheorien die Ersparnisse immer den Investitionen entsprechen sollten, zeigte Keynes, daß die Entscheidung, in Investitionsgüter zu investieren, sich sehr von der Entscheidung zum Sparen unterscheidet. Wenn eine Investition keinen Profit verspricht, bleibt die Sparrate weiterhin etwa gleich. Aber es kommt zu einer starken Liquiditätspräferenz: Einzelpersonen, Unternehmen und Banken sparen, statt zu investieren. Wenn eine Liquiditätspräferenz vorherrscht, verursacht sie eine Nichtbeschäftigung des Kapitals, die wiederum zur Nichtbeschäftigung der Arbeiter, also zur Arbeitslosigkeit führt.

 
 

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