Fast täglich hört und liest man in den Medien über die uns bevorstehende Europäische Währungsunion, wobei man aber kaum eine klare und für den Normalbürger verständliche Zusammenfassung der wichtigsten Fakten und Argumente von einer neutralen Stelle bekommt. Entsprechend sieht der Informationsstand der Bevölkerung aus: Obwohl Bundesbankpräsident Tietmeyer wiederholt in Interviews betont: "Wir haben die Pflicht, Chancen und Risiken der Währungsunion dem Bürger gleichermaßen darzustellen."(Nr. 6, S.294) sehen sich nach einer Studie im Auftrag der Südwestdeutschen Genossenschaftszentralbank des Allenbacher Instituts für Demoskopie über 70% der Deutschen mangelhaft über die Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) informiert (SZ v. 2.12.95). Zerspalten sind auch die Meinungen der Wirtschaft dazu: Während BDI-Präsident Henkel meint "die deutsche Wirtschaft wünscht eine gemeinsame Europawährung" (Nr. 6, S.296), hält laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handeltags bei 25000 Unternehmen nur jedes Dritte die Währungsunion überhaupt für wünschenswert (SZ v. 21.11.95). Und auch die Wirtschaftsexperten sind zerstritten: Während Prof. Hankel "Milliardenverluste und Millionen von Arbeitslosen" (Nr. 6, S.296) prognostiziert und auch Grüger als Präsident der Sparerschutzgemeinschaft davor warnt, daß die "Risiken der Eurowährung ... unvertretbar höher [sind] als deren Vorteile" (SZ v. 11.10.95), warnen Bundesfinanzminister Waigel und Ex-Bundeskanzler Schmidt schon allein vor einem Verschieben des Starttermins (SZ v. 30.12.95).
Dieser erschreckende Informationsmangel der Bevölkerung in einer so weitreichenden Angelegenheit, den ich auch bei vielen meiner Freunde und Bekannten festgestellt habe, hat mich neugierig gemacht und mich zu meinem Entschluß geführt, die Währungsunion im Rahmen meiner Facharbeit im LK WR genauer zu untersuchen.
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