Wenn eine Frau fragt: "Was ist los mit dir?"
Sagt der Mann:
Die Frau reagiert vielleicht folgendermaßen:
-----------------------------------------------------
"Es ist schon gut." oder:
"Es geht mir gut."
"Ich merke, dass etwas mit dir nicht stimmt. Du kochst doch innerlich. Lass uns darüber reden."
"Es ist nichts."
"Ich möchte dir gern helfen. Ich weiß, dass dir irgendwas nicht gefällt. Was hast du denn?"
"Es ist schon in Ordnung."
"Bist du sicher? Ich bin gern bereit, dir zu helfen."
"Nicht so schlimm."
"Irgend etwas ärgert dich doch. Ich glaube, wir sollten uns einmal aussprechen."
"Kein Problem."
"Natürlich ist es ein Problem. Ich wüsste schon, wie ich dir helfen kann."
Nun wieder einige Auszüge aus dem weiblich-männlichen Sprachführer, die die oben aufgezählten Warnsignale übersetzen, damit jede Frau ihre wirkliche und beabsichtigte Bedeutung verstehen kann. Auch hier wieder einige Hinweise auf eine mögliche Reaktion, die im Sinne ihres Partners wäre.
Männlich: "Es ist schon gut."
Weiblich: "Es ist nicht schlimm. Ich werde schon mit
meinem Ärger fertig. Ich brauche keine Hilfe,
vielen Dank."
Kommentar: Ohne diese Übersetzung könnte sie, wenn er sagt: "Es ist schon gut", verstehen: "Ich rege mich nicht auf, weil ich mir nichts daraus mache." Oder sie hört: "Ich bin nicht bereit, meine Gefühle mit dir zu teilen. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass du für mich da bist."
Männlich: "Es geht mir gut."
Weiblich: "Es geht mir gar nicht so schlecht, ich
werde mit meinem Ärger oder meinem Problem allein
fertig. Ich brauche keine Hilfe. Falls ich doch
Hilfe brauche, werde ich mich an dich wenden."
Kommentar: Ohne diese Übersetzung könnte sie, wenn er sagt: "Es geht mir gut", verstehen: "Mir ist völlig gleichgültig, was da passiert ist. Dieses Problem geht mich nichts an. Wenn du dich darüber aufregst, ist das deine Sache."
Männlich: "Es ist nichts."
Weiblich: "Ich werde mit meinem Ärger allein fertig.
Bitte stell mir jetzt keine weiteren Fragen."
Kommentar: Ohne diese Übersetzung könnte sie, wenn er sagt: "Es ist nichts", verstehen: "Ich weiß nicht, weshalb ich mich eigentlich so ärgere. Ich möchte, dass du mich fragst und mir dabei hilfst, es herauszufinden." Daraufhin wird sie ihn noch wütender machen, indem sie ihm weiter bohrende Fragen stellt, obwohl er in Wirklichkeit lieber alleingelassen werden möchte.
Männlich: "Es ist schon in Ordnung."
Weiblich: "Das ist ein Problem, aber du trägst daran
keine Schuld. Ich kann das für mich allein lösen,
wenn du mich nicht unterbrichst, indem du mir
weitere Fragen stellst oder Vorschläge machst. Tu
einfach so, als sei nichts geschehen, dann fällt
es mir leichter, allein damit fertig zuwerden."
Kommentar: Ohne diese Übersetzung könnte sie, wenn er sagt: "Es ist schon in Ordnung", verstehen: "Es ist alles gut so. Nichts braucht verändert zu werden. Du kannst mich weiter misshandeln und ich kann dich misshandeln." Oder sie hört: "Diesmal will ich es noch mal durchgehen lassen. Aber es war deine Schuld. Versuch das nur nicht nochmal, sonst..."
Männlich: "Nicht so schlimm."
Weiblich: "Es ist nicht so schlimm, ich werde es
schon wieder hinkriegen. Du brauchst dich nicht
weiter mit diesem Problem aufhalten und solltest
lieber nicht mehr darüber sprechen. Das würde
mich nur ärgern. Ich übernehme die Verantwortung
für die Lösung dieses Problems. Ich bin
glücklich, wenn ich das lösen kann."
Kommentar: Ohne diese Übersetzung könnte sie, wenn er sagt: "Nicht so schlimm", verstehen: "Du übertreibst wieder einmal maßlos. Es ist völlig unwichtig, worüber du dir Sorgen machst. Spiel dich nur nicht so auf."
Männlich: "Kein Problem."
Weiblich: "Es fällt mir nicht schwer, dieses Problem
zu lösen. Es ist mir ein Vergnügen, wenn ich das
für dich tun kann."
Kommentar: Ohne diese Übersetzung könnte sie, wenn er sagt: "Kein Problem", verstehen: "Das ist kein Problem. Warum machst du es zu einem Problem und bittest um Hilfe?" Wenn sie ihn so versteht, wird sie natürlich anfangen, ihm zu erklären, warum es für sie ein Problem darstellt.
Wenn sie dem Mann ein schlechtes Gewissen einjagt, weil er sich zurückzieht, treibt sie ihn dazu, sich noch weiter in seine Höhle zu flüchten, selbst wenn er eigentlich schon längst wieder heraus wollte.
Ein Mann möchte, dass seine Partnerin ihm zutraut, dass er seine Probleme ganz allein bewältigt. Dieses Vertrauen ist sehr wichtig für seine Ehre, seinen Stolz und sein Selbstbewusstsein.
Aber nicht nur das gesellschaftliche Umfeld und die Erziehung prägen unsere "unterschiedliche" Sprache, sondern auch unser Gehirn.
Die australische Sprachforscherin Jenny Harasty hat entdeckt, dass das Sprachzentrum im Gehirn von Frauen um rund ein Drittel größer ist als das von Männern. Dabei sind die Gehirne von Männern um 15 Prozent größer als die Gehirne von Frauen.
Das bedeutet, dass Frauen, wenn man den Größenunterschied zwischen Männer- und Frauengehirnen berücksichtigt, einen wesentlich größeren Teil ihres Gehirns für das Hervorbringen und das Verarbeiten von Sprache verwenden als Männer. Harasty untersuchte 10 weibliche und 10 männliche Gehirne. Sie schnitt die Gehirne in 3 Millimeter dünne Scheiben und begann die
beiden wichtigsten Sprachzentren zu vermessen: das Broca-Zentrum und das Wernicke-Zentrum.
Die Wernicke-Region wurde nach ihrem Entdecker, dem dt. Anatomen Karl Wernicke benannt. Sie liegt hinter den Ohren und ist dafür zuständig, Geräusche und Laute zu verarbeiten. Dieser Teil des Sprachzentrums, stellt Jenny Harasty fest, ist bei Frauen um 30 Prozent größer als bei Männern. Das Brocasche Zentrum liegt oberhalb der Ohren und wurde nach einem Zeitgenossen Wernickes, dem französischen Chirurgen Paul Broca benannt. Das Broca-Zentrum sorgt dafür, dass uns die Worte flüssig über die Lippen kommen. Dieser Bereich, fand Harasty heraus, ist bei Frauen um 20 Prozent größer als bei Männern.
Es scheint, als würden Frauen ihr überragendes Sprachtalent dem Zusammenwirken von Natur und Gesellschaft verdanken. Denn auch die Sprachforscher Sally und Bennett Shaywitz fanden erstaunliches heraus. In einer Studie entdeckten sie, dass Frauen zum Sprechen beide Gehirnhälften benutzten, wohingegen Männer nur eine Gehirnhälfte nutzten.
Die Shaywitz führten mit 19 Männern und 19 Frauen einen Test durch, wobei sie Testpersonen Worte lesen, reimen und erfinden ließen. Die männlichen Gehirne zeigten nur im linken vorderen Stirnlappen Spuren reger Tätigkeit. Bei den Frauen fand man Spuren von Tätigkeit an der gleichen Stelle, aber auch in der anderen Gehirnhälfte.
Wenn wir uns nun dem geschlechtsspezifischen Sprachverhalten zuwenden, dann stellen wir fest, dass es für Männer meistens oberste Prämisse ist, Informationen zu vermitteln und für Frauen ist es wichtig einen emotionalen Bezug zu ihrem GesprächspartnerInnen herzustellen und eine positive Gesprächsatmosphäre zu schaffen.
Es wurden somit im Laufe der Zeit verschiedene Hypothesen zur Frauensprache entwickelt.
1. Die Defizithypothese
Der Gedanke, dass es eine spezifisch weibliche Sprache geben könnte, geht nicht auf die Frauenbewegung zurück, sondern wurde nur von ihr aufgegriffen. Seine Ursprünge liegen in der anthropologisch-ethnologischen Forschung. Mauthner und Jespersen waren zwei Vertreter der älteren Beschreibung von "Frauensprache". Während Mauthner sich mit dem Gesprächsverhalten von Frauen auseinandersetzt (1921), beschäftigte sich Jespersen mit Wortschatz und Syntax (1922). Die Unterschiede im Sprechen zwischen Mann und Frau liegen in sozialen Belangen wie Bildung und Stand begründet, so Mauthner. Für ihn sind Frauen nicht in der Lage Männersprache zu erlernen. Jespersen geht in seinen Hypothesen davon aus, dass Frauen z.B. unvollständige Sätze bilden, da sie auch ihre Gedanken unvollständig ausführen. Sie sprechen demnach in Satzverbindungen (Beiordnung/Nebenordnung von Sätzen), wogegen Männer häufig in einem Satzgefüge von Haupt- und Nebensatz (Unterordnung) sprechen. Auch seien Frauen redegewandter als Männer, weil ihr Wortschatz geringer ist, stellte er weiterhin fest. Sowohl Mauthner als auch Jespersen gingen davon aus, dass Frauensprache keine eigenständige Sprache ist, sondern nur eine minderwertige Abwandlung der Männersprache.
|