historische Wurzeln:
- Staat als "weltliche Machtorganisation der Nation"
- im absolutistischen Zentralstaat objektive Voraussetzungen für Entfaltung eines bürgerlichen Nationenbegriffs (Zentralgewalt, Wirtschaftseinheit)
- Aufklärung und bürgerliche Staatslehre
- gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen in Frankreich, England, USA (Herausbildung bürgerlicher Nationen)
- Gedankengut der französischen Revolution und Erfahrungen der Napoleonischen Fremdherrschaft
- Nationalismus als Ausdruck einer stark emotional - völkischen Abwehrhaltung
1808: Volksaufstand in Spanien
1809: Aufstand in Preußen unter Major von Schill
Bauernaufstand in Tirol unter Andreas Hofer
Begriff Nationalismus:
Ideologie, die der Grundlage eines bestimmten Nationalbewußtseins den Gedanken der Nation militant nach innen und außen vertritt. Sie versucht durch nationale Identifikation soziale Großtruppen zu einer Einheit zu verbinden.
Belege nationalistischer Ideologien in Deutschland:
1813: "Für König, Gott und Vaterland"
1914: "Für Kaiser, Reich und Vaterland"
"Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche"
(Wilhelm II. am 04.08.1914)
1939: "Für Führer, Volk und Vaterland"
Merkmale des (Nationalsozialismus) Nationalismus:
- höchster Wert der eigenen Nation
- Neigung zu Fremdenhaß und zur Geringschätzung anderer Völker
- nationale Interessen sind oft alleiniger Maßstab des Handelns
Historisch gesehen entsteht Nationalismus als Ideologie von Gesellschaftsschichten, infolge wirtschaftlicher und sozialer Wandlungen (z.B. bürgerlicher Nationalismus) oder als Ideologie eines Volkes im wirklichen oder vorgegebenen Widerstand gegen Fremdbestimmung (z.B. Befreiungskrieg 1813) (z.B. "Verteidigungs- bzw. Präventivkrieg" 1939).
Besonderheiten des deutschen Nationalismus
Ausgangslage:
- zahlreiche Staaten unterschiedlicher Größe
- soziale Mißstände vorhanden, aber im Vergleich zu Frankreich geringer
- kaum revolutionäres Potential (politische und wirtschaftliche Schwäche des deutschen Bürgertums, "aufgeklärter Absolutismus" zeigt Reformfähigkeit von oben)
- gering entwickeltes Nationalgefühl bei der Masse der deutschen Bevölkerung
- im Bürgertum herrschte die aufgeklärte Vorstellung von Deutschland als "Kulturnation"
- Ablehnung der Revolution als politisches Ziel und Mittel durch das Bildungsbürgertum
Triebkräfte für Entwicklung des Nationalismus im 19. Jh. (Zeit bis 1815)
- Vorbild des französischen Nationalismus
- Belastungen der napoleonischen Fremdherrschaft
- antifranzösischer Fremdenhaß als Nährboden eines Abwehrnationalismus
- Ernst Moritz Arndt(1813):
" ... Ich will den Haß gegen die Franzosen, nicht nur für diesen König, ich will ihn für lange Zeit, ich will ihn für immer!"
- die Kulturströmung der Romantik fördert den Nationalismus, der Zustand vergangener "glorreicher Zeiten" des Mittelalters wird mystifiziert (s. "Deutschland - ein Wintermärchen"; H. Heine)
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