Madeleine Petrovic, Obfrau des Grünen Parlamentsklubs
Daß die Grünen am 23. November 1986 ins Parlament einzogen, war die logische Antwort auf ökologische Krisen, ein Signal der Hoffnung in einem Land, dessen oberste Gebote Gehorsam und Anpassung hießen.
Auch ich habe 1986 Grün gewählt. Damals hegte ich die Skepsis der gelernten Österreicherin: Was sind das für welche? Warum streiten die dauernd?
Für mich war 1986 der Beginn eines Aufbruchs und Freda Meissner-Blau die Wegbereiterin des Anspruches, nicht nur die ungehemmte Umweltzerstörung aufzuhalten, sondern selbst Verantwortung zu übernehmen. Die Ideen der Grünen PionierInnen ließen mich nicht mehr los: Ich wuchs in die Grüne Bewegung hinein, je mehr ich erkannte, daß frau die Verhältnisse in diesem Land nicht hinnehmen muß. Die Einsicht, daß die Grünbewegung innerhalb und außerhalb des Parlaments vom Veränderungswillen einzelner Menschen abhängt, motivierte mich zur Kandidatur für die Nationalratswahl 1990.
Nach erfreulichen und ernüchternden Wahlen sehe ich heute den Einzug der Grünen ins Parlament als den zentralen Schritt zur Weiterentwicklung der Umwelt-, Sozial- und Demokratiebewegung: Verkrustete Strukturen wurden aufgebrochen, die Arroganz der Mächtigen leidenschaftlich angeprangert. Gleichzeitig fanden wichtige programmatische Debatten statt. Die Grünen mußten streiten, um klarzustellen, daß die von ihnen oft erwartete \"reine Umweltpolitik\" ein gefährliches ideologisches Trugbild ist. Denn ohne demokratiepolitische Reformen, ohne Verdichtung sozialer Netze, ohne Antidiskriminierungsschutz für Randgruppen gibt es keinen ökologischen Fortschritt.
In Zukunft geht es ums Ganze, nämlich um den Nachweis der Machbarkeit Grüner Ideale und um die Gratwanderung zwischen der Mitgestaltung als Regierende und dem oppositionellen Druck auf die Regierenden.
|