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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Geschichte des erdöls im nahen osten



Im Jahre 1908 fand der britische Abenteurer William Knox d'Arcy in der Nähe der südwestpersischen Stadt Masdsched-e Soleiman die ersten Erdölvorkommen im Nahen Osten. Ende der zwanziger Jahre wurden auch amerikanische, niederländische und französische Unternehmen auf das Erdöl aufmerksam und begannen mit eigenen Explorationen in der gesamten Region des persischen Golfs.
Aber erst nach dem Ende des 2. Weltkriegs bekam das Erdöl seine Bedeutung als wichtigster internationaler Einzelrohstoff. Innerhalb von zwei Jahrzehnten bekamen die flüssigen Kohlenwasserstoffe einen Anteil von 40% an der Weltenergieversorgung. Inzwischen hatten sich die Erwartungen an den persischen Golf erfüllt: in 12 Ländern fand man riesige Erdölfelder.
Für diese Länder bedeutete dies einen extremen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Wandel. Der plötzliche Reichtum durch die Erdölförderung induzierte Nachfolgeindustrien und Dienstleistungsbedarf. Innerhalb von einer Generation stellten sich die ganzen Gesellschaftsschichten von vormodernen auf Existenzweisen des westlichen Industriezeitalters um. Die Staaten waren ebenfalls einer Umformung des Staatsapparates unterworfen (Saudi-Arabien legte sich einen Ministerrat zu, führte eine landesweite Verwaltung ein, erweiterte die Infrastruktur und gab sich Gesetzte neben der islamischen Scharia).
1960 gründeten die Erdöl exportierenden Länder die OPEC, um höhere Gewinne aus dem Erölhandel zu erzielen (darunter auch nahezu alle Nahostländer; siehe Kapitel II). In der Dekade von 1971 bis 1981 entstand das Klischee von den "unermesslich reichen Ölscheichs", als die OPEC den Weltmarktpreis für Erdöl von 1971 bis 1973 von 1,86 $/Barrel auf 11 $/Barrel erhöhte. Dies bedeutete für die Staaten im persischen Golf kaum fassbare Deviseneinahmen innerhalb außerordentlicher kurzer Zeiträume. Die Wirtschaft der Staaten zeigte sich aber außerstande die Devisenströme zu absorbieren. Es wurden umfangreiche Investitionen in den westlichen Industrieländern getätigt, dabei legten die Herrscher vorangingen Wert auf die Sicherheit ihrer Anlage, als auf den Zinsertrag mit spürbaren Folgen. Die neureichen Scheichs importierten vor allem Konsum- und Luxusgüter, sowie prestigeträchtige Vorzeigeobjekte, aber auch die modernste militärische Hardware. Durch den plötzlichen Reichtum angezogen wanderten bedeutende internationale Banken und Firmen in den Nahen Osten, um auch mitzuverdienen.
Bis 1975 lernten die Staaten aber auch die Petrodollars sinnvoll einzusetzen. Bis zum Ende des Jahrzehnts erlebten sie abgestuft - nach ihren Deviseneinnahmen - einen enormen ökonomischen Aufschwung. Innerhalb weniger Jahre entstand eine moderne Infrastruktur, der Aufbau von Fabriken der exportorientierten Industrie auf Erdöl- und Erdgasbasis wurde gefestigt und daneben entstanden Betriebe meist importabhängiger Montageindustrien.
Da die einheimische Bevölkerung insgesamt zahlenmäßig zu schwach war um den wachsenden Arbeitskräftebedarf zu decken, öffneten die Förderländer ihre Tore für ausländische Arbeitskräfte und ausländische Investoren, die in die produktiven Bereiche der Wirtschaft und in den Dienstleistungssektor einströmten.
Zusammenfassend kann man sagen, dass eine einseitige Abhängigkeit der jeweiligen Wirtschaften von Erdöleinkünften, eine spezifische Stellung als Energie- und Rohstofflieferant und eine Übertragung wesentlicher Funktionen in der Wirtschaft an das Auslandskapital und ausländische Arbeitskräfte in den 70er Jahren entstand. Trotzdem schien am Ende der Dekade das Glück am Golf vollkommen, allein Saudi-Arabien hatte 1981 Auslandsreserven von 150 Md. Dollar.

Im Februar 1979 brach die iranische Revolution aus, die das Schahregime in eine islamische Republik umwandelte. Dies nahm der Irak, unter Führung von Saddam Hussein, zum Anlass, in den Iran einzumarschieren. Als Reaktion auf diese Bedrohung bildeten die Staaten Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Katar, Oman und die VAE am 25. Mai 1981 das Gulf Cooperation Council (GCC). Die Erwartung, die an diese Institution gestellt wurden, wurden aber nicht erfüllt und blieben in ihren Anfängen stecken, da die iranische Revolution und der Iran - Irak Krieg nicht auf die Nachbarländer übersprang.
Nach dem Ausbruch des 1. Golfkrieges konnten die Rekordeinnahmen von 1980/81 nicht mehr wiederholt werden. Da der Erdölpreis, wegen dem Ausfall des iranischen und irakischen Erdöls, auf mehr als 30 $/Barrel anstieg, sahen sich die westlichen Ölimporteure nach Alternativen um. Verbrauchseinschränkungen, neue energiesparende Technologien und Bezug des Erdöl aus Staaten, die nicht der OPEC angehörten waren erste Schritte der westlichen Industrieländer ihre Abhängigkeit von der OPEC und den Golfstaaten zu verringern.
Jetzt offenbarten sich die gravierenden Abhängigkeiten der GCC-Mitglieder vom Erdölexport. Konjunkturschwankungen schlugen direkt auf die jeweiligen Wirtschaftszweige durch und verursachten eine tiefe Krise. Somit blieb den Regierungen nur ein Zurückgreifen auf ihre Auslandsreserven übrig um die Defizite ausgleichen zu können. Durch den ständigen Zugriff der Staaten auf ihre Reserven in den 80er Jahren sanken diese erheblich (z.B. Saudi-Arabien Auslandsreserven: 1981 150 Md. $; 1988 50 Md. $). Diese großen Defizite zwangen den Herrschern einen ungewohnten Sparkurs auf, der keinen Sektor aussparte.

Mit dem Angriff des Iraks auf Kuwait am 02.08.1990 war das erste Mal in der Geschichte der GCC ein Mitgliedsstaat direkt in seiner staatlichen Existenz bedroht. Um mit dieser Situation fertig zu werden, musste deshalb die GCC auf alle ihre verfügbaren Reserven zurückgreifen. Auch so ein reicher Staat wie Kuwait konnte einer mehrmonatigen irakischen Besatzung und der finanziellen Beteiligung an der internationalen Befreiungsaktion nicht ohne gravierende Veränderungen seines Wirtschafts- und Finanzstatus überstehen. Am Ende des Krieges brannte eine der bedeutendsten Einnahmequellen des Staates, die Bohrlöcher des Fördergebietes. Die Wiederaufbau- und Löschkosten der Ölfelder kosteten den Staat zwischen 50 und 70 Md. Dollar. Durch den 2. Golfkrieg stark angegriffenen, mussten die GCC-Staaten mit starken Defiziten in den Folgejahren rechnen, die auch eintraten. Diese Situation ließ sich nur mit starken Einsparungen im sozialen Sektor Herr werden. Erst ab Mitte der Neunziger Jahre trat eine leichte Besserung ein. 1996 stieg der Ölpreis von 16.8 $/Barrel auf 20 $/Barrel, womit sich die arabischen Öleinahmen um 12.5% steigerten und das Brutto-Inlandsprodukt ein Wachstum von durchschnittlich 7% betrug.

Heute haben die Ölproduzenten im Nahen Osten ihre Schlüsselposition ausgebaut. Da die Erdölproduktion in den Nicht-OPEC-Staaten sinkt, Neuerschließungen immer teurer werden und sich, nach wie vor, die größten Reserven im Nahen Osten befinden sind die Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Reformen und größeres internationales Gewicht trotz der 80er Jahre Krise und des 2.Golfkriegs, sehr günstig.

 
 

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