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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die neuordnung europas nach dem i. weltkrieg



Situation nach dem I.WK - Probleme einer Friedensordnung
- zahlreiche Probleme territorialer, politischer und weltanschaulicher Art
- in vielen Fällen unbefriedigte Entscheidungen der Pariser Konferenz 1919

Probleme des Krieges
- noch nie gekannte Globalität, Härte und Verluste (7,6 Mio. Gefallene, 14,6 Mio. Verwundete)
- Gesamtkosten: etwa 1338 Mrd. Mark
- totale Niederlage der Mittelmächte (Dtl., Ö - U, Osmanisches Reich, Bulgarien)
- alle führenden Kräfte Europas und die USA waren am Krieg beteiligt, die Möglichkeit einer neutralen Vermittlung durch eine Großmacht war nicht gegeben. Die Völkerrechtsbrüche und die emotional geführte Kriegspropaganda machten es unmöglich einen sachlichen Friedensschluß anzustreben.

Die beteiligten Staatsmänner standen unter einem hohen Erwartungsdruck ihrer Völker und Parlamente, die Öffentlichkeit der Ententestaaten fordert eine scharfe Bestrafung der besiegten Staaten ("Es wird über, nicht mit Dtl. verhandelt!")

Weitere Probleme waren:
- Gegensatz zwischen Machtpolitik alter Prägung und einer modernen Friedenskonzeption (z.B. 14 - Punkte - Programm Wilsons)
- Rivalitäten zwischen den Siegermächten des I. WK vor allem zwischen GB und Frk.
- zahlreiche Nationalitätenprobleme aufgrund von politisch - geographischen Umgestaltungen Europas

Der Verlauf der Pariser Friedenskonferenz und die Situation in Deutschland
23. Oktober 1918: neues verschärftes Wilson - Ultimatum - daraufhin will die OHL en Krieg fortsetzen
11. November 1918: Unterzeichnung des Waffenstillstandes durch Matthias Erzberger (Zentrum)
18.01.1919: Eröffnung der Konferenz zu Versailles - Hoffnung Deutschlands, daß der 14 - Punkte - Plan Wilsons Verhandlungsgrundlage werden könnte, erfüllen sich nicht
- Teilnahme einer deutschen Verhandlungsdelegation wird abgelehnt
07.05.1919: Regierung der Weimarer Republik bekommt Vertrag überreicht
- heftige Proteste in der deutschen Öffentlichkeit
- Regierung unter Scheidemann (SPD) weigert sich, Vertrag zu akzeptieren, alle Reichstagsparteien, mit der Ausnahme der USPD lehnen Vertrag grundsätzlich ab
16. Juni 1919: Ententestaaten stellen 6-tägiges Ultimatum an Deutschland für Annahme des Vertrages
20. Juni 1919: Reichstag stimmt Vertrag unter dem Druck des Ultimatums mit 267 zu 138 Stimmen zu - zugestimmt haben SPD; USPD; Zentrum - abgelehnt haben DNVP; DVP; DDP
28. Juni 1919: Unterzeichnung des Vertrages durch Außenminister Müller (SPD) und Verkehrsminister Bell (Zentrum) im Namen der Reichsregierung Bauer (SPD)
1. Jan. 1920: Versailler Vertrag tritt in Kraft - Vertrag mit Dtl. Und 27 alliierten Staaten - USA lehnt Vertrag ab

Die für Deutschland wesentlichen Bestimmungen der Kriegsschuldfrage
Art. 228: Wilhelm II. wird zum Kriegsverbrecher erklärt und seine Auslieferung verlangt

Art. 231 Kriegsschuldparagraph
- moralisches Eingeständnis der Kriegsschuld und Begründung für deutsche Reparationen
"Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären und Deutschland erkennt an, daß Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen in Folge des Krieges der ihnen durch den Angriff Dtl. und seiner Verbündeten aufgezwungen wurde, erlitten haben."



Die weiteren Festlegungen der Pariser Friedenskonferenz
10.09.1919: Friedensvertrag mit Österreich in St. Germain

- Abtrennung Südtirols an Italien
Abtretung von Triest, Istrien und Dalmatien sowie von Teilen Kärnten und der Krain an Jugoslawien
- Verpflichtung zur Anerkennung der Selbständigkeit Ungarns, der Tschechoslowakei, Polens und Jugoslawiens
- Verbot des Namens "Deutsch - Österreich" und des Anschlusses an Deutschland
- Verbot der Wehrpflicht und Reduzierung des Berufsheeres auf 30000 Mann
27.11.1919: Friedensvertrag mit Bulgarien in Neuilly - Abtretung südwestkrazischer Gebiete an der Mittelmeerküste an Griechenland
- Verbot der Wehrpflicht und Reduzierung des Berufsheeres auf 20000 Mann
04.06.1920: Friedensvertrag mit Ungarn in Triamon
- Ungarn wird als kriegsschuldiger Staat eingestuft
- Abtretung der Slowakei und der Karpatoukraine an die CSR
- Abtretung Kroatiens und Sloweniens an Jugoslawien
- Abtretung des Banats an Rumänien
- Abtretung von Siebenbürgen an Rumänien
- Abtretung des Burgenlandes an Österreich
- Verbot der Wehrpflicht und Reduzierung des Berufsheeres auf 35000 Mann
10.08.1920:Friedensvertrag mit der Türkei in Sevres

- Internationalisierung der Meerengen
- Abtretung Ostkraziens und der ägäischen Inseln an Griechenland
- Abtretung des Iraks, Palästinas, Ägyptens und Zyperns an Großbritannien
- Armenien wird unabhängig

- Kurdistan erhielt eine Autonomie
- Großbritannien wird Schutzmacht über Arabien
- Verbot der allgemeinen Wehrpflicht - Reduzierung auf 50000 Mann

Bewertung der Verträge mit den besiegten Feindstaaten:
Die Verträge entsprachen aus mehreren Gründen nicht dem Geist einer gerechten Friedensordnung und widersprachen dem 14 - Punkte - Programm Wilsons. Die besiegten ehemaligen Feindstaaten wurden durch die Härte der Bestimmungen gedemütigt. Das nationale Selbstbestimmungsrecht der Völker blieb im wesentlichen unberücksichtigt. Die territorialen Festlegungen entsprachen imperialistischen Zielsetzungen einzelner Staaten. Millionen von Menschen, Deutsche, Ungarn, Ukrainer kamen gegen ihren Willen unter fremde Herrschaftsbereiche. Die neuen Staaten (Polen, CSR, Jugoslawien) bekamen Nationalitätenprobleme. Die Kolonialpolitik wird in traditioneller weise fortgesetzt.

Das Problem der Reparationszahlungen
- Streit über die Modalitäten zwischen Frankreich einerseits und den USA andererseits. Wilson will Reparationen auf Schäden an der Zivilbevölkerung reduzieren, französische Maximalposition setzt sich durch (u.a. Pensionsabzahlungen an Soldaten)
- Höhe der Reparationszahlungen soll 1921 festgelegt werden, bis dahin soll Deutschland 20 Mrd. Goldmark zahlen

Die Reparationskonferenzen

- Juli 1919: Konferenz von Spa
- Festlegung es Verteilerschlüssels: Frk. - 52%; GB - 22%; Italien - 10%; Belgien - 8%

- Jan. 1920: Konferenz von Boulogne
- Frankreich und Großbritannien legen Summe auf 269 Mrd. Goldmark fest

- März 1921: Konferenz von London
- Teilnahme einer deutschen Delegation, die 30 Mrd. anbietet, Ententestaaten weisen dies zurück, dt. Delegation verläßt unter Protest London, Gesamtsumme wird auf 132 Mrd. festgelegt, französisches Ultimatum droht mit Besetzung des Ruhrgebietes, deutsche Reichsregierung unter Wirth (Zentrum) beugt sich dem Ultimatum, nationalistische Haßkampagne gegen Erfüllungspolitik Wirths und Rathenaus in Deutschland

- April 1922: Konferenz von Genua
- keine Annäherung zwischen Dtl. und den Westmächten

- Rapallovertrag zwischen Dtl. und SU
- weitere Verhärtung der französischen Position

- Jan. 1923: Besetzung des Ruhrgebiets
- August 1924: nach Annahme durch den Reichstag tritt Dawes - Plan in Kraft

- Febr. - Juni 1929: Konferenz in Paris
- Annahme des Youngplans

- August 1931 Hoover - Moratorium
- Deutschland bekommt auf Initiative des amerikanischen Präsidenten Hoover einen 1jährigen Zahlungsaufschub

- Juli 1932: Konferenz von Lausanne
- deutsche Position setzt sich weitgehend durch - die noch zu leistenden Zahlungen werden auf 3 Mrd. Goldmark festgesetzt

Bilanz der Reparationszahlungen
Deutschland hat von 1920 - 1933 Reparationszahlungen im Wert von ca. 53 Mrd. Reichsmark gezahlt, davon waren 40 Mrd. Sachwerte. Seit 1934 ist Deutschland frei von Reparationsverpflichtungen.

 
 

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