Ein paar Monate nach dem Tod der Führungsriege aus der ersten RAF-Generation werden unter anderem Peter-Jürgen Boock und Brigitte Mohnhaupt festgenommen. Sie dürfen jedoch bereits im November aufgrund mangelhafter Beweislage in ein Land ihrer Wahl ausreisen. Zwar machen einige inhaftierte politische Gefangene, unter anderem RAF-Sympathisanten, mit Hungerstreiks weiterhin auf die harten Haftbedingungen aufmerksam, jedoch bleiben ihre Bemühungen trotz der Vermittlung von Amnesty International und anderen internationalen humanitären Organisationen erfolglos. International und innerhalb der RAF war beim harten Vorgehen in der Verwahrung politischer Gefangener vom "Modell Deutschland" die Rede.
In der darauffolgenden Phase wird es ruhig um die RAF, obwohl sich im Frühjahr 1980 Teile der Bewegung 2. Juni der Fraktion angliedern. Die internen Strukturen wurden reorganisiert, und Strategien für weitere Anschläge und politische Aktionen geplant.
Es wurden zunehmend andere revolutionäre Bewegungen aktiv. So kam es 1980 und 1981 zu heftigen Jugendrevolten, u.a. in Holland, der Schweiz und in der BRD. Es wurden ganze Häuserblocks besetzt. Aktivisten waren neben Autonomen auch Punks, die sich militant gegen die Staatsmacht zur Wehr setzten.
Wegen des NATO-Nachrüstungsbeschlusses und der dadurch weiter vorangetriebenen Wettrüstung der Westmächte mit der Sowjetunion findet am 10. Oktober 1981 die größte Demonstration der Bundesrepublik statt. In Bonn versammeln sich 250.000 Rüstungsgegner.
350.000 Menschen demonstrieren sowohl im westlichen als auch im östlichen Teil Deutschlands anlässlich des Besuches des amerikanischen Präsidenten Reagan am 10. Juni 1982 in Berlin.
Revolutionäre Zellen protestieren u.a. gegen die Flüchtlingspolitik in der BRD.
1982 erscheint das erste Positionspapier, das sog. "Mai-Papier", der RAF seit 10 Jahren. Ihm waren zwei Anschläge auf Generäle der NATO und ein Anschlag auf das Headquarter der US-Armee in Rammstein vorausgegangen.
Hier wird die Ideologie der RAF wieder aufgegriffen und erneut der antiimperialistische, politische Kampf proklamiert. Die RAF verbündet sich mit anderen revolutionären Gruppierungen zur "Antiimperialistischen Front".
Am 7. Mai 1984 erhält Peter-Jürgen Boock 3 mal lebenslänglich und 15 Jahre Haft. Eine Teilrevision reduziert die Haft später auf einmal lebenslänglich.
In den 80er Jahren setzte der weltweite Prozess der Globalisierung ein, Großkonzerne verlagerten ihre Produktionsstandorte in Billiglohnländer aus. Dort müssen Millionen Menschen für Hungerlöhne und unter z.T. unmenschlichen Bedingungen z.T. 14 Stunden pro Tag arbeiten. Vor allem die Großdemonstrationen gegen die globalisierungsfördernde Politik des internationalen Währungsfonds (IWF) Ende der 80er Jahre bringen den Protest breiter Bevölkerungsmassen gegen diese wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen zum Ausdruck.
In den Jahren 1985 bis 1989 wird die RAF durch eine Serie von Anschlägen erneut politisch aktiv. Neben weiteren Anschlägen auf US-Militärstützpunkte, unter anderem auf die US-Airbase in Frankfurt, fallen weitere Vertreter aus Wirtschaft und Staat Attentaten zum Opfer. So wird am 1. Februar 1984 der Chef des Rüstungskonzerns MTU, Dr. Ernst Zimmermann, erschossen. Durch einen Bombenanschlag lässt am 9. Juli 1986 das Siemens-Vorstandsmitglied Karl Heinz Beckurts, der auch ein bedeutender Entwickler und Befürworter der Atomenergie war, sein Leben. Der Deutsche Bank Vorstandssprecher Alfred Herrhausen wird am 30. November 1989 ermordet.
Zahlreiche Demonstrationen und Hungerstreiks von Inhaftierten aufgrund der Haftbedingungen, die mithilfe der Erfahrungen aus den ersten Jahren der Isolationshaft von den RAF-Gründern um Andreas Baader verschärft wurden, begleiteten die politischen Aktionen sowohl der RAF als auch anderer Teile der linken Bewegung.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Ende des Ostblocks als politische Opposition zu den großen Westmächten Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre wird es aufgrund der fehlenden wirtschaftlichen und politischen Rückendeckung, vor allem durch die Sowjetunion, für revolutionäre Organisationen wie auch für sozialistische Länder gleichermaßen zunehmend schwerer, zu existieren und zu agieren. Ursprünglich in der DDR geduldete Mitglieder der RAF werden einige Tage vor der Wende an die BRD verraten und inhaftiert.
Die USA und die UN-Staatengemeinschaft intervenieren 1991 im zweiten Golfkrieg gegen den Irak.
Allmählich flachen die Aktionen der politischen Linken ab. Unter anderem durch die Wiedervereinigung, der "Wir sind ein Volk" -Devise und verschiedenen rassistischen Strafdelikten im Anschluss gewinnen die rechtsgerichteten Tendenzen an Gewicht. Selbst politische Linke kämpfen in Reden verbal gegen die antimilitaristischen Bewegungen an. Zahlreiche autonome Bewegungen geben ihren Fortbestand im Zeitraum von 1990 bis 1995 auf.
Im April und im August 1992 erscheinen zwei Schriften der RAF, die sich kritisch mit ihrem Vorgehen seit 1982 auseinandersetzen. So wird unter anderem bereits hier angedeutet, dass die RAF es versäumt hat, durch eine gesellschaftliche und offizielle Parallelorganisation einer breiten Masse von Menschen zugänglich zu werden. Auch werden die Perspektiven revolutionärer Politik unter dem Lichte der Globalisierung und den weltpolitischen Veränderungen seit der Anfangsphase der RAF in den 60ern und 70ern, neu betrachtet. Eine offizielle Neuausrichtung der RAF ist aus den Erklärungen eindeutig zu erkennen. Zudem appelliert sie an die Vertreter des Staates und der Wirtschaft:
"Wir haben uns entschieden, daß wir von uns aus die Eskalation zurücknehmen. Das
heißt, wir werden Angriffe auf führende Repräsentanten aus Wirtschaft und Staat für
den jetzt notwendigen Prozeß einstellen."
Konform dieser Zusage verübt die RAF unter dem "Kommando Katharina Hammerschmidt" am 30. März 1993 einen Anschlag auf den neugebauten, vor der Einweihung stehenden Gefängniskomplexes Weiterscheidt. Es entsteht ein Sachschaden von 100 Millionen DM. Dieser Anschlag war zugleich die letzte offiziell bekannte Aktion der RAF.
Organisationsintern nahmen die Probleme und Differenzen über die Zukunft der Roten Armee Fraktion deutlich zu.
Neben zahlreichen Brüchen und Aufspaltungen in der linken Bewegung kommt es im Oktober 1993 auch zur Aufspaltung zwischen dem Gefangenenkollektiv und nicht inhaftierter RAF-Mitglieder. Grund ist die Mutmaßung der Gefangenen, dass die aktiven RAF-Verantwortlichen mit der Staatsmacht zusammenarbeiten würden.
Es verstreichen fünf Jahre, bis im April 1998 die Rote Armee Fraktion ihre offizielle Selbstauflösung bekannt gibt.
In dem Papier, das unter dem Überbegriff "Warum wir aufhören" erscheint, wird die Geschichte der RAF und die Fehler, die begangen wurden, kritisch rekapituliert. Demnach standen die Mitglieder nach wie vor zu ihrer Entscheidung, bis zuletzt unter der Konzeption der Roten Armee Fraktion für die Revolution gekämpft zu haben. Jedoch wird eingelenkt, dass es ein "strategischer Fehler [gewesen sei], neben der illegalen, bewaffneten keine politisch-soziale Organisation aufzubauen" .
Weiter wird angeführt, dass gegen Ende des RAF-Daseins kein organisationsinterner solidarischer Zusammenhalt mehr existierte hätte, unter anderem sehr deutlich zu sehen an dem bereits an voriger Stelle erwähnten Bruch zwischen Inhaftierten und sich nicht in Haft befindenden RAF-Mitgliedern 1993.
Zudem ist zu entnehmen, dass der Grund für die Auflösung nicht der Mangel an Perspektiven revolutionärer Bewegungen war - vielmehr lagen die Ursachen in den tiefgreifenden Veränderungen in der weltpolitischen Lage mit der Niederlage der Sowjetunion und damit einer großen Enttäuschung von national- und gar weltrevolutionären Visionen, zusammen mit der aufkommenden Globalisierung und der erstärkenden Wirtschaft. Die Ungerechtigkeiten wurden und werden dadurch zusätzlich aufsummiert, die Verteilung des Wohlstands ungerechter, und die Not in den Entwicklungsländern, nicht zuletzt wegen der Unterstützung der Wirtschaftsmächte von diktatorischen Regimes, auf die Spitze getrieben. Revolutionäres Potenzial war also noch reichlich vorhanden und ist es ganz sicher heute nicht in geringerem Maße. Jedoch wurde von der RAF sachgerecht erkannt, dass der organisatorischen, wirtschaftlichen und quantitativen Krafterfordernis und Notwendigkeit "des Umbruchs nur ein neues und internationalistisches Befreiungsprojekt gerecht werden kann, dem die neue Realität aus Ost und West zugrunde liegt" . Die Rote Armee Fraktion sei demnach "ebenso wie die gesamte bisherige Linke - [.] nichts als ein Durchgangsstadium auf dem Weg zur Befreiung" .
Mit dieser nicht deutlicher gefassten Aussage wird zweifelsfrei auf die Perspektive der weltweiten Befreiung angespielt. Aufgrund der sich stets verschlechternden Situation und der zunehmenden Ungerechtigkeiten der Machthabenden wird statuiert, dass die "Realität der Welt heute [zeigt], daß es besser gewesen wäre, der weltweite Aufbruch, aus dem auch die RAF kam, wäre durchgekommen\" .
Die Schrift endet mit einem Satz
"Die Revolution sagt: ich war ich bin ich werde sein"
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