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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die formierung von arbeiterparteien in deutschland



"Der Allgemeine deutsche Arbeiterverein" (ADAV)
- gegründet am 23. Mai 1863 in Leipzig vom Schriftsteller und Rechtsanwalt Ferdinand Lasalle
- vertrat eine sozial - reformerische Richtung
- sah in der Gewährung des allgemeinen, direkten und gleichen Wahlrechts das Hauptziel des Kampfes
- Lasalle orientierte auf einen parlamentarischen Kampf für die Überwindung der Klassengegensätze
- Der Staat sollte durch Gesetzgebung und finanzielle Hilfe diesen Prozeß fördern (Idee vom Staatssozialismus)
- starke Orientierung auf Preußen und der Politik Bismarcks
- Lasalle, der in den Liberalen den Hauptfeind sah, bot Bismarck Unterstützung im preußischen Verfassungskonflikt an.
- Unterredungen mit Bismarck blieben jedoch ergebnislos
- in vom Staat unterstützten Genossenschaften sah Lasalle eine Alternative zum bestehenden kapitalistischen Wirtschaftssystem
- Theorie der "reaktionären Masse"
- Bürgertum und Bauern - keine Bündnispartner der Arbeiter


Sozialdemokratische Arbeiterpartei SDAP
- 1868 als Verband Deutscher Arbeitervereine entstanden
- Beitritt zur "Internationalen Arbeiterassoziation" (1864 in London durch Engels entstanden - "1. Internationale")
- 1869 Formierung zu einer Partei in Eisenach unter August Bebel und Wilhelm Liebknecht
- im Unterschied zum ADAV Bekenntnis zum Marxismus und zum proletarischen Internationalismus
- Ablehnung der Vorherrschaft Preußens und der Politik Bismarcks

- Bekenntnis zur Pariser Kommune
- für die Überwindung der Klassengegensätze auf revolutionärem Weg
- nach der Reichseinigung 1871 - Annäherungsprozeß der beiden Arbeiterparteien
1875 Vereinigung der beiden Parteien in Gotha

Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands

Formulierung des "Gothaer Programms":
Hauptforderungen:

- Einrichtung eines freien Volksstaates
- allgemeines, direktes, gleiches und geheimes Wahlrecht für alle Deutschen
- Entscheidung über Krieg und Frieden durch das Volk
- eine Volkswehr anstatt des Heeres

- die Rechtsprechung durch das Volk
- unbeschränktes Koalitionsrecht der Arbeiter
- 1875: starke Aggressionen gegen die sozialdemokratische Bewegung
- Stärkung der Sozialdemokratie in der Zeit des Sozialistengesetzes
- 1890: Umbenennung auf Parteitag in Halle zu Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
- 1891: Ablösung des Gothaer Programms durch das Erfurter Programm (bis 1925)

- nach 1891 weiterer quantitativer Aufschwung der sozialdemokratischen und der Gewerkschaftsbewegung
Gewerkschaften: Mitgliederzahlen sozialdemokratischer Gewerkschaften
1892 - 237000

1900 - 680000
1908 - 1800000

1912 - 2000000
1913 - 2525000

Revisionismus
- um 1900 in der internationalen Arbeiterbewegung sich verbreitende Strömung, die die Gedankengänge des Sozialreformismus theoretisch untermauert
- unterzog die Marxistische Theorie einer kritischen Analyse und kam zu der Feststellung, daß sich einige Theorieansätze in der Entwicklung nicht bewahrheitet hätten. (z.B. Verelendungstheorie)
- das Mittel der Revolution wurde aufgegeben - die Arbeiterbewegung sollte sich im rahmen der bestehenden Ordnung auf den parlamentarischen Kampf konzentrieren, die Bedeutung der sozialreformerischen Tätigkeit der Gewerkschaften wurde betont
- Das Ziel einer demokratischen, sozialistischen Gesellschaft sollte auf reformerischem Weg erreicht werden.
- zunächst heftig umstritten, setzte sich der Revisionismus in der SPD etwa ab 1905 durch
- 1925 wurden im Heidelberger Programm die Grundauffassungen des Revisionismus in der SPD offiziell übernommen und damit viele Grundpositionen des Marxismus. die im Erfurter Programm 1891 formuliert wurden, revidiert.

Das Erfurter Programm 1891
1. Worin sieht die SPD den Grundgegensatz der Gesellschaft?
2. Welche Aussagen macht das Erfurter Programm zur Lösung der sozialen Frage?
3. In welchem Verhältnis sieht die SPD die Kategorien politischer und ökonomischer Kampf?
4. Kennzeichnen Sie die zentralen Aufgaben, die das Erfurter Programm für die Sozialdemokratie formuliert!

zu 1.:
Privateigentum an Produktionsmitteln zur Sicherung des Eigentums des Produzenten an seinem Produkt - "heute" Mittel zur Ausbeutung der Bauern, Handwerker und Kleinhändler
- die "Nichtarbeiter" - die Kapitalisten - setzen sich in den Besitz des Produkts des Arbeiters
zu 2.:
- Unentgeltlichkeit der ärztlichen Hilfeleistung einschließlich Geburtshilfe und Heilmittel
- Unentgeltlichkeit der Totenbestattung

- Weltlichkeit der Schule
- Unentgeltlichkeit der Schule, des Rechtsbeistandes sowie der Rechtspflege
- stufenweise steigende Einkommens- und Vermögenssteuer zur Deckung staatlicher Kosten
- Verwandlung des kapitalistischen Privateigentums an Produktionsmitteln in gesellschaftliches Eigentum
- Umwandlung der Warenproduktion in sozialistische; für und durch die Gesellschaft betrieben
zu 3.:
- ohne politische Rechte keine Entwicklung der ökonomischen Organisationen und des ökonomischen Kampfes - ökonomischer Kampf - politischer Kampf
- ohne politische Macht keine Durchsetzung der Forderungen der SPD - Arbeiterschaft

zu 4.:
- Leitung des "Kampf[es] der Arbeiterklasse zu einem ... einheitlichen ... naturnotwendigen Ziel..."
- Kampf "für die Abschaffung der Klassenherrschaft und der Klassen selbst"
- Kampf "für gleiche Rechte und gleiche Pflichten aller ohne Unterschied des Geschlechts und der Abstammung"
- Bekämpfung der Ausbeutung und Unterdrückung
- Forderung eines allgemeinen gleichen Wahlrechts und Stimmrechts mit geheimer Stimmabgabe aller 20jährigen Reichsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechts; Verhältniswahlsystem
- direkte Gesetzgebung durch das Volk (Vorschlags- und Verwerfungsrecht)
- Selbstbestimmung und -verwaltung des Volkes

- Wahl der Behörden durch das Volk
- jährliche Steuerbewilligung
- Forderungen weiterer politischer Ziele:
z.B. allgemeine Wehrpflicht statt stehendes Heer
- Volksvertretung entscheidet über Krieg und Frieden
- freies Meinungsäußerungs-, Vereinigungs- und Versammlungsrecht

- Gleichstellung der Frau
- Religionsfreiheit

"Zu Großem sind wir noch bestimmt, und herrlichen Zeiten führe ich euch noch entgegen" (Wilhelm II)

Gesellschaftliche Situation
> geprägt von wachsender Wirtschaftskraft

> Bevölkerungswachstum
>wachsendes Nationalgefühl durch alle Schichten

"Neuer Kurs" - dank der Abdankung Bismarcks
> Forderung einer imperialistischen Weltmachtstellung Deutschlands
> Verzicht auf Bündnissysteme Bismarcks
> Vertrauen auf eigene politische Stärke
> Flotten- und Heeresaufrüstung
> neuer Reichskanzler: Leo Graf von Caprivi


Außenpolitik in Europa
> anstreben einer Weltpolitik
> 1890 - Nichterneuerung des Rückversicherunsvertrages mit Rußland
> 1892 Rußland - Frankreich Militärkonvention - Gefahr des Zweifrontenkrieges

> abhängig vom Dreibund
> 1904 Entente cordiale - Frankreich - England
> 1907 Triple Entente - Frankreich - Rußland - England
Folge: Deutschland außenpolitisch isoliert

Kolonialpolitik

Vergangenheit:
- Kolonien keine wichtige Rolle
- Bismarck wollte sich nur auf Europa und Deutschland konzentrieren
Situation Ende des 19. Jh.:
- wollte deutsche Ideen über das Meer hinaustragen
- Aufteilung Afrikas fast vollständig abgeschlossen

Gebietseroberungen:
- Togo, Kamerun, Deutsch - Südwestafrika, Deutsch - Südostafrika
> Kolonien aber wirtschaftlich, politisch, militärisch unwichtig
1897 - 1898
> Einrücken deutscher Truppen in China (99 Jahre Pachtvertrag) - Teilbesetzung
1900 Aufstand der Bevölkerung - Boxeraufstand - Hunnenrede
- verhalten stieß internationale Ablehnung und Unverständnis

1904 - 1911
> 1. und 2. Marokkokrise (Frankreich wollte Marokko besetzen, Deutschland wollte Konferenz gegen Frankreich mit anderen Großmächten, Deutschland jedoch außenpolitisch isoliert
> Vertiefung der Entente - Einigung Frankreichs, Englands und Rußlands

> Osmanisches Reich
> Annäherung (Besuch 1899)
> Bahnbau (Bagdadbahn) quer durch Türkei - nur Vorteile für deutsche Firmen
> Deutschland beutete die Bodenschätze der Türkei aus - Türkei sollte deutsche Kolonie werden
> Bahn wegen 1. Weltkrieg nie fertiggestellt
Wettrüsten
> Ziel: Nacheiferung der englischen Flotte
> 1893 Landwehr auf 84000 Mann verstärkt
> Wehrdienst auf ein Jahr heruntergesetzt - Bevölkerung trotzdem solide militärisch ausgebildet
> 1912 stärkste Landstreitmacht Europas
> 1897 Alfred von Tirpitz - Staatssekretär des Reichsmarineamtes, und war damit verantwortlich für das Militär
> 1898/1900
> 1. u. 2. Flottengesetz (Vergrößerung der Flotte - zum Einsatz in China)
> Lage zu England verschärft sich
- damit immer wieder indirekte Angriffe auf England (Versuch der Provokation)
> selbstgeschaffenes Feindbild England

Fehler der Wilhelminischen Außenpolitik
> völlige Überschätzung (Flotte viel kleiner als Englands Flotte), der eigenen Macht und der Rivalität der anderen Mächte
> klares Freund - Feind - Bild: Deutschland abhängig von Bündnispartnern
> Zick - Zack - Politik: Irrationalität der Außenpolitik Deutschlands

 
 

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