Als grundlegende Bedingung um die Gesellschaft zu verstehen verlangt die FS die fächerspezifische Aufteilung der Wissenschaft. Die unterschiedlichen Disziplinen können so in die Fragestellungen der kritischen Theorie eingebracht werden.
Marx legte bei seiner Kapitalanalyse nur Augenmerk auf ökonomische Phänomene wie die Monopolbildung. Die FS sprengt diesen verengten Ansatz und wandelt auf den Spuren Wilhelm Reichs. Dieser beschäftigte sich mit der Frage, wie es zu erklären ist, dass in der tiefsten ökonomischen Krise des kapitalistischen Systems die Irrationalität des Nationalsozialismus über die rationale Erkenntnis des Marxismus triumphieren konnte. Wie folgen die Massen von Leuten trotz offensichtlicher Mängel der kapitalistischen Produktion nicht ihrem ökonomischen Interesse, sondern schließen sich dem Faschismus an? Für Reich, wie die FS, ist dieses Phänomen nur psychologisch erklärbar. Der Faschismus mobilisierte das Unbewusste, die verdrängten Triebregungen für seine politischen Ziele.
Insbesondere die Untersuchung des Nationalsozialismus gab der FS Anstoß die Psychologie als wichtige Komponente in die Gesellschaftsuntersuchung einzubringen. Die soziologische und ökonomische Dimension des Faschismus wird durch die Ergebnisse der Psychologie relativiert und verständlicher.
In seinen späten Arbeiten versuchte insbesondere Marcuse die Freudsche Psychoanalyse für die Erkenntnis gesellschaftlicher Steuerungsmechanismen fruchtbar zu machen. Marcuse möchte eine Veränderung der vom Kapitalismus geweckten manipulierten Bedürfnisse veranlassen. Um den gesellschaftlichen Gehalt der existierenden Bedürfnisse zu untersuchen geht er auf zwei Ebenen vor. Zum einen will Marcuse aufzeigen wie die gesellschaftlichen Normen über die elterliche Erziehung im Kind manifestiert werden, zum anderen fragt er sich, ob die Unterdrückung des Lustprinzips durch das Realitätsprinzip eine Notwendigkeit ist, um das Fortbestehen der Kultur zu ermöglichen.
Für Freud ist die Frage eindeutig dadurch geklärt, dass Kultur und gesellschaftlicher Fortschritt nur möglich sind wenn die Triebe von ihrem direkten Streben nach Erfüllung durch Ablenkung und Unterwerfung kontrolliert werden und produktiv eingesetzt werden. Marcuse hält jedoch eine Symbiose zwischen Realitäts- und Triebansprüchen für denkbar, wenn die kapitalistischen Herrschafts- und Leistungsprinzipien aufgehoben werden.
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