Am 14. November 1995 stellte der Präsident des Europäischen Währungsinstituts (EWI), Baron Alexandre Lamfalussy den voraussichtlichen Zeitplan zum Übergang zu einer einheitlichen Währung nach den Vorstellungen des EWI vor:
Am 1. Juli 1990 begann mit dem freien Kapitalverkehr innerhalb der Europäischen Union (EU) die 1. Stufe zur Vollendung der WWU nach dem Vertrag von Maastricht. Seit 1. Januar 1994 läuft die 2. Stufe, zu deren Beginn auch das EWI seine Arbeit aufnahm. Anfang 1998 wird von den Staats- und Regierungschefs der EU-Länder nach den Wirtschaftsdaten von 1996 und 1997 festgestellt, welche Länder an der Währungsunion teilnehmen. Außerdem wird im Laufe des Jahres 1998 die Europäische Zentralbank EZB, die aus dem EWI hervorgehen wird, eingerichtet; ihr Aufbau wird ungefähr ein Jahr in Anspruch nehmen. Spätestens Anfang 1999 beginnt dann die dritte und letzte Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion WWU: Die Umrechnungskurse der Währungen der teilnehmenden Staaten untereinander und zum Euro, der einheitlichen Währung, werden unwiderruflich festgelegt. Die EZB beginnt ihre Arbeit und betreibt in dem Europäischen System der Zentralbanken zusammen mit den Zentralbanken der teilnehmenden Staaten supranationale Geldpolitik mit der Einheitswährung. Den Banken, Unternehmern, Bürgern und dem Staat steht es frei, in der neuen Währung zu rechnen; die nationalen Gelder bleiben weiterhin gesetzliches Zahlungsmittel. Anfang 2002 werden die seit 1999 hergestellten Banknoten und Münzen ausgegeben, und der öffentliche Bereich stellt alle seine Geldgeschäfte wie Steuern, Renten und Bezüge im öffentlichen Dienst und um. Die nationalen Banknoten und Münzen werden vom 1. Januar 2002 an bis 30. Juni 2002 umgetauscht. Im Juli 2002 verlieren dann die nationalen Währungen ihre Gültigkeit. Die Abbildung 1 im Anhang veranschaulicht noch einmal den Fahrplan.
Diese relativ lange Übergangsfrist von 1999 bis 2002, in der niemand gezwungen, aber auch nicht abgehalten wird, die Eurowährung zu benutzen, soll die Übergangsprobleme bei Bürgern und Unternehmen möglichst gering halten. Speziell in Deutschland hatten kleine Banken und die Sparkassen große Sorgen geäußert, daß ein für sie verheerender Wettbewerbsvorteil der Großbanken entstehen könnte, wenn "in diesem Zeitraum die Einlagen zwar in DM lauten, die Geldpolitik aber in der Eurowährung stattfindet" (SZ v. 15.11.95). Also wird es nach EWI-Vorstellung real so aussehen, daß die meisten Finanzmärkte schon früh mit der Einheitswährung arbeiten werden, während der öffentliche Bereich wie auch die Bürger und Banken im Kundenverkehr erst am Ende des dreijährigen Übergangsprozesses auf die neue Währung umstellen werden (SZ v. 15.11.95).
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