Als König Ludwig XIV. 1715 starb, hinterließ er einen riesigen Schuldenberg von dreieinhalb Milliarden Livre. Deshalb holte er sich den Schotten John Law, der behauptete, alle Schulden über Nacht beseitigen zu können. Dieser gründete eine Bank und gab Banknoten aus, welche die neue Währung im Land darstellten. Law hatte sich vorgenommen, die französischen Besitzungen in Nordamerika wieder zur Blüte zu bringen. Er gründete eine Aktiengesellschaft, mit deren Hilfe er am Mississippi die Stadt \"La Novelle Orleans\" (das heutige New Orleans) errichtete und schuf dort ein großes Siedlungswerk. Dann fing er an, durch seine Mississippi-Gesellschaft Land, Kredite und laufende Unterstützungen an unternehmungslustige Franzosen zu verteilen, die dort anfingen, Kaffee, Zucker und Tabak anzubauen. Das Geschäft florierte, die Nachfrage nach Mississippi-Aktien wuchs. Law musste weitere Aktien zu höheren Preisen (Kurswert: 110% des Nennwerts) ausgeben. Daraufhin gab Law der franz. Regierung einen Kredit von eineinhalb Milliarden Livres, jedoch in Papiergeld. Damit konnte die Regierung fast die Hälfte ihrer Schulden auf einen Schlag bezahlen. Natürlich profitierten davon auch die franz. Bürger, ihre Kaufkraft stieg und Law ermutigte sie auch noch, in seine Aktien zu investieren, was ein folgenschwerer Fehler sein sollte. Zehntausende von Franzosen wollten nun Mississippi-Aktien kaufen, vielmehr, als zur Verfügung standen. Dadurch stieg der Kurswert bis zum Januar 1720 um 3600% des Nennwerts auf 18000 Livres an.
Die nervös gewordenen Spekulanten wollten ihre Aktien natürlich nun unbedingt verkaufen, aber bei diesen schwindeligen Preisen wollte und konnte sie niemand mehr kaufen. Die Kurse brachen zusammen, jeder wollte seine Mississippi-Aktien loswerden, keiner wollte sie haben, die Leute stürmten die Law-Bank, um ihr Papiergeld in Münzen einzutauschen. Dadurch brach die Bank zusammen und bald darauf auch die Mississippi-Gesellschaft und die ganze franz. Wirtschaft.
In Deutschland blieb die Wirtschaftsform der Aktiengesellschaften noch fast über hundert Jahre unbekannt. Stattdessen brachte man gegen Ende des 18. Jh. den Bodenkredit zu einer Perfektion.
Durch den Krieg mit Österreich um Schlesien war Schlesien bei Kriegsende ziemlich arg mitgenommen. Viele Höfe waren zerstört worden und die Gutsbesitzer hatten kein Geld für den Wiederaufbau. Sie bekamen noch nicht einmal einen Kredit dafür. Deshalb musste der deutsche Kaiser Friedrich der II., der Schlesien erobert hatte, für die Wiederherstellung des landschaftlichen Gebiets sorgen. Er befahl den Zusammenschluss der schlesischen Gutsbesitzer zu einer Vereinigung, die sich die \"Schlesische Landschaft\" nannte und die sich, falls sie Geld benötigten an die Landschaftsdirektion wenden sollten. Dort erhielten sie Pfandbriefe bis zum halben Wert ihrer Grundstücke. Diese Pfandbriefe musste Friedrich nun natürlich erst einmal für die Summe, auf die ausgestellt verkaufen, damit sie überhaupt gedeckt waren. Dies ging ziemlich schnell, da eine ganze Gruppe von Gutsbesitzern mit ihren Ländereien für diese Papiere hafteten, was die Wertpapiere für den Käufer sicher machten. Dadurch war der erste in Deutschland organisierte Bodenkredit entstanden.
Die Pfandbriefe waren so billig, dass sie sich auch weniger vermögende Bürger leisten konnten. Jene wurden in Deutschland wie bares Geld behandelt, man konnte mit ihnen unmittelbar bezahlen. 1805 waren bereits 54 Millionen Taler für Pfandbriefe ausgegeben worden, dies war für preußische Verhältnisse sehr viel. Bald darauf wurden auch in Preußen Landschaften nach dem schlesischem Vorbild gegründet. Bereits 30 Jahre später verfügte Preußen über weltgrößte Kreditsystem. Dies war eine wichtige Voraussetzung für den Städtebau des 19. Jh., der mit Beginn der Industrialisierungszeit immer notwendiger wurde. Jedoch reichte diese Entwicklung noch nicht für den städtischen Wohnungsbau aus. Die meisten Menschen waren nicht bereit, Pfandbriefe zu kaufen, die das erbauen von Wohnsiedlungen unterstützen sollten, ihnen waren die \"Landschaftsinvestitionen\" sicherer. Erst durch das Vorbild der Franzosen, die im Jahre 1852 damit anfingen, ihre Pfandbriefe nicht mehr konkret zu decken, d.h. sie gaben nicht konkret an, in was sie das Geld investieren würden, sie garantierten nur, das geliehene Geld mit Zinsen zurückzuzahlen).
Dem Geldgeber hatte es also immer weniger zu interessieren, wofür er sein Geld anlegte und was damit geschah, für ihn war immer nur wichtig, möglichst viel Zinsen dabei herauszuschlagen. Damit trotzdem alles schön und geregelt weiterlief, schalteten sich jetzt neu gegründete Institute, die zwischen Geldgeber und Gesellschaften vermittelten, die \" Banken \" ein. Diese liehen sich das Geld jetzt selber, zahlten dafür regelmäßig Zinsen und versorgten gleichzeitig die Gesellschaft mit Krediten. Dadurch konnte auch der städtische Wohnungsbau finanziert werden.
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