BEURTEILUNG DER MENSCHLICHEN LEISTUNG : Streuung der Leistung, Arten und Ursachen. Anforderungen an die Leistungsgradbeurteilung, Bezugsleistungen und REFA - Normalleistung; Anwendung und Auswirkung.
Da eine Arbeit mit hoher oder niedriger Leistung ausgeführt werden kann, ist bei der Zeitaufnahme der Istzeiten des Arbeiters der menschliche Leistungsgrad zu berücksichtigen. Man versteht darunter das Verhältnis einer beobachteten menschlichen Leistung zur Normalleistung.
Leistungsgrad= Beobachtete Ist-Leistung / Normalleistung * 100 [%]
Normalzeit= Istzeit * Leistungsgrad/100 = Istzeit * Leistungsfaktor
21.1 Streuung der menschlichen Leistung :
Im Sport beträgt die Streuung der Leistung (Anfänger- Profi) einige 100% (bis 1000%)
Im Arbeitsbereich zwischen 80 - 130 % der Durchschnittsleistung
Die gesamte Streuung ergibt sich aus den Streuungen der einzelnen Leistungsfaktoren und Leistungskomponenten. Dieser können sich untereinander ausgleichen, aber auch verstärken
Wir unterschieden zwei Arten der Streuung :
a)interindividuelle Streuung: besteht zwischen zwei Personen
b)intraindividuelle Streuung: innerhalb ein und der selben Personen
Bsp.:
zu a) Größe, Geschlecht, Alter,...
zu b) Tagesrhythmik, Biorhythmik, persönliche Konstruktion, Disposition
21.2 Leistungsgradbeurteilung :
Definition: Der Leistungsgrad dient zur Berechnung von Sollzeiten aus Istzeiten. Die Bezugsleistung ist erfüllt, wenn die Bewegungsmenge erbracht wird (LG = 100%)
LG beeinflußbare IST-Mengenleistung bei beobachteten Bezugsablauf / beeinflußbare Bezugsmengenleistung bei vorgestelltem Bewegungsablauf * 100 in %
LG = Soll-Zeit / Ist-Zeit *100
Leistungsfaktor LF = LG / 100
Sollzeit= Istzeit * LG
Der Leistungsgrad wird in Prozent angeben und bei Schätzen auf 5-er Stufung gerundet (z.B.: bei einer Schätzung 104 ~105)
(=> 105, 100, ...85, 80,...)
Wird der Leistungsgrad von erfahrenden Leiten (Arbeitsstudienleute) beurteilt, so ist die Streuung kleiner 5 %.
21.3 Voraussetzung für das Leistungsgradbeurteilen :
a) der zu beurteilende Arbeitsablaufschnitt muß die Ablaufart voll beeinflußbar haben.
b) der Arbeitende muß ausreichend eingeschult und eingeübt sein, sowie die technischen und organisatorischen Umstände beeinflussen können.
c) die Arbeit darf keinen großen Anteil an statischer Muskelarbeit enthalten
Unter der Leistungsgradbeurteilung verstehen wir, daß die Arbeitsstudienperson das Erscheinungsbild des Bewegungsablaufes beachtet und mit dem Bild des vorgestellten Bewegungsablaufes vergleicht, um aus den Vergleich einen Bezug auf die Mutmaßlich errechnete Mengenleistung im Verhältnis zur Bezugsmengen festzustellen.
21.4 Beurteilung des Bewegungsablaufes :
Das Erscheinungsbild des Bewegungsablaufes ist die Grundlage des Leistungsgrades beurteilt durch die Intensität und der Wirksamkeit charakterisiert
=> also 2 Komponenten: - Intensität
- Wirksamkeit
Beurteilen der Intensität: Diese macht sich in der Bewegungsgeschw., Schnelligkeit, Kraftanspannung bemerkbar.
Beurteilung der Wirksamkeit: Diese ist daran zu erkennen wie geläufig: zugig, beherrscht, harmonisch, sicher, unbewußt, rhythmisch und locker gearbeitet wird.
MS: Hohe Intensität verleitet zum Überbewerten. Hohe Wirksamkeit zum Unterbewerten.
21.5 Die Bezugsleistung :
Für diese ergeben sich 3 sinnvolle Möglichkeiten:
a) Durchschnittsleistung: Sie stellt den statistischen Durchschnitt dar. z.B.: arithmetischen Mittel, momentanen Durchschnitt, statistische Durchschnitt,..
b) Standardleistung der Systeme vorbestimmter Zeiten z.B.: MTM, WF (Work-Factor) MTM (Methods-Time-Measurement),...
c) REFA Normalleistung: Unter der REFA-Normalleistung wird eine Bewegungsausführung vorstanden, die dem Beobachter hinsichtlich Einzelbewegungen, der Bewegungsfolge und ihrer Koordinierung besonders harmonischer, natürlicher und ausgeglichener erscheint.
Sie kann erfahrungsgemäß von jedem in erforderlichen Maße geeigneten, geübten und volleingearbeiteten Mitarbeiter (Arbeiter) auf Dauer und im Mittel der Schichtzeit erbracht werden, sofern er die persönlichen Bedürfnisse und gegebenenfalls für die Erholung vorgesehene Zeit erhält und die freie Entfaltung seiner Fähigkeiten nicht behindert wird.
Sie stellt das Energieminium für die erbrachte Arbeit dar und ist mit der Pendelbewegung vergleichbar.
21.6 Zeitgrad
Während der menschliche Leistungsgrad durch beurteilen im Verlauf der Arbeitsbeobachtung gefunden wird, errechnet man sich die Zeitart nach der Arbeit und zwar als das prozentuelle Verhältnis der tatsächlichen durchschnittlichen Leistung des Arbeiters innerhalb eines längeren Zeitraumes (Schicht pro Woche) zu der vorgegebenen Zeit.
ZG = vorgegebene Zeit / benötigte Zeit * 100 =
ZG= Soll-Zeit / Ist-Zeit * 100
Bei Leistungslohn beeinflußt der Zeitgrad die Lohnhöhe
21.7 Belastung und Beanspruchung :
Die Arbeitsbelastung ist die Gesamtheit der erfaßbaren Einflüsse die im Arbeitssystem (7 Elemente) belastend auf den Menschen einwirken. Anders als in der Umgangssprache ist dieser Wert Begriffswert frei und kann positiv, negativ oder neutral empfunden werden. z.B.: Musik in der Freizeit,..
Die Belastung erfolgt in erster Linie durch der Arbeitsaufgabe, wodurch aber die Umgebungseinflüsse verändert werden. Die Belastungsfaktoren können durch messen, schätzen, beurteilen, festgelegt werden.
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